Quer gelesen
– Sonnenblumen gelingen aufgrund des Klimawandels nicht mehr nur in Weinbaulagen.
– Sie lockern mit ihrem tiefen Wurzelsystem den Boden und erschliessen Nährstoffe – eine wertvolle Vorfrucht für Getreide.
– Schneckenfrass macht jungen Pflanzen Probleme. Vogelfrass muss immer im Auge behalten werden. Besonders zur Ernte hin.
Betriebsporträt Hof Grossacker, Kilchberg (BL)
Betriebsleiter Benjamin Wirz
– 85 ha LN
– IP-Suisse-Produktionssystem, Raps Extenso
– Mitarbeitende: der Vater, 40 % Angestellter, Lehrling, Partnerin (Hofcafé Unique)
– Fruchtfolge: Brotweizen, Silomais, Rotationsbrache, Raps, Gerste, Sonnenblumen, ein wenig Hartweizen, Kunstwiese für Mutterkühe
– Mutterkuhhaltung
– Lohnarbeiten
Ende September zeigt sich das Feld von Benjamin Wirz (Kilchberg BL) schwarz gefleckt – ein Zeichen, dass die Ernte naht. Der Landwirt hat erstmals Sonnenblumen angebaut: Auf drei Hektaren wächst die gestreifte Sorte NS Argonaut. Die geschälten Kerne aus dem Erstversuch will er direktvermarkten. «So ist der Deckungsbeitrag höher als beim Öl», sagt er.
Regional statt importiert
Wirz führt seinen Hof nach IP-Suisse-Richtlinien. Die Sonnenblumen ergänzen seine Fruchtfolge aus Brotweizen, Silomais, Gerste und Raps. Ein weiterer Grund für die neue Kultur: «Mich hat es geärgert, im Laden oft Kerne aus dem Ausland zu sehen – dabei lassen sie sich auch hier anbauen.»
Die Trocknung der Kerne ist schon mit der LANDI Reba (BL) abgemacht. Die folgende Schälung wird in Kleinmengen in Fehren (SO) durchgeführt. Vier LANDI-Läden haben zugesagt, die 200-Gramm-Packungen «Baselbieter Sonnenblumenkerne» ins Regal zu stellen. Auch in seinem Hofcafé, weiteren Hofläden und eventuell auch in zwei Mühlen sollen die Sonnenblumenkerne angeboten werden. Für weiteres Interesse ist der Landwirt offen. «Ich denke, wir haben genug», merkt er grinsend an.
Sonnenblumen in Reihe gebracht
Beim Anbau setzte Wirz auf bekannte Verfahren. Nach einer Gründüngung im Herbst folgte im Frühling Hofdünger und eine schonende Bearbeitung mit der Rotorspatenmaschine. «Sie liefert ein gutes Ergebnis und wendet den Boden nicht.» Mehrfach ging er mit dem Flachgrubber zur Unkrautbekämpfung über die Fläche. Gesät wurde im April mit einer Einzelkornsämaschine bei 50 cm Reihenabstand, ein Vorauflaufherbizid hielt die Bestände sauber.
Das Wetter brachte zunächst gute Bedingungen, im Sommer jedoch starke Gewitter und Erosion. Dennoch entwickelten sich die Pflanzen ordentlich. «Zum Glück war es windig und nicht zu nebelig», so Wirz. Krankheiten oder Schädlinge traten nicht auf, auch Vogelfrass war dieses Jahr kaum problematisch. Schneckenkörner musste jedoch anfänglich eingesetzt werden.
Eine erste Bilanz
Gedroschen wurden die Kilchberger Sonnenblumen am 18. Oktober vor dem nächsten grossen Regen. Die Feuchtigkeit der Kerne lag bei 13 %, was etwas höhere Trocknungskosten zur Folge hatte (6 % sind ideal). Noch am selben Tag wurden die harten Stoppeln gemulcht. Der Ertrag lag bei rund acht Tonnen. «Von der Saat bis zur Ernte sind wir positiv überrascht. Nun sind wir gespannt, wie das Schälen und Abpacken läuft und ob die Nachfrage da ist.»
Blick Richtung gelb
«Rückblickend können wir nicht auf jeder Parzelle bei uns Sonnenblumen anbauen, da es dafür eher einen leichten Boden benötigt. Eine Fläche hätte ich für 2026 aber schon im Auge», zeigt sich Wirz motiviert.
Betriebsportrait La Burgisberg, Bourrignon (JU)
Betriebsgemeinschaft Christophe Ackermann und Dominique Odiet
– 85 ha Grasland, 45 ha Ackerbau
– Bio-Suisse-Produktionssystem
– Mitarbeitende: die beiden Betriebsleiter und ein Vollzeitmitarbeiter; ein Mitarbeiter sowie der Vater und der Onkel von Christophe Ackermann in Teilzeit
– Fruchtfolge: Getreide (Gerste / Weizen), Sonnenblumen, Getreide (Gerste / Weizen), Kartoffeln, Raps, Zuckerrüben, Kunstwiese
– Tiere: Schweinemast (800 Plätze), 14 Mutterkühe, 80 Kälber mit Aufzuchtvertrag, 6 Zuchtstuten (Freiberger), 15 Pensionspferde
– Energiegewinnung: Photovoltaikpanels 250 000 kW / Jahr, Biogas 800 000 kWh / Jahr
In Bourrignon (JU) wachsen heute auf rund drei Hektaren Sonnenblumen. Etwas, das vor wenigen Jahren auf 850 Metern über Meer noch undenkbar gewesen wäre. «Vor 15 Jahren wäre der Anbau hier nicht möglich gewesen – heute, dank oder wegen der Klimaerwärmung, ist es Realität», sagt Bio-Landwirt Christophe Ackermann im Gespräch mit der UFA-Revue. Seit drei Jahren baut er die Sorte SY Arco an, eine HO-Sorte für die Ölgewinnung.
Diversifizierung mit Sonnenblumen
Ackermann bewirtschaftet seine Flächen nach Bio-Richtlinien. Die Sonnenblumen stehen in der Fruchtfolge zwischen Winterweizen und Wintergerste. «Ich wollte die Kulturen diversifizieren, und die Nachfrage nach Bio-Sonnenblumen ist da. Zudem sind sie im Bio-Anbau relativ unkompliziert», erklärt er. Die leichten, oberflächigen Böden in Bourrignon sind gut geeignet. Gesät wird im April mit einer Präzisions-Einzelkornsämaschine. Während er anfangs 50 cm Reihenabstand wählte, stellte er dieses Jahr auf 75 cm um: «Das erleichtert die mechanische Unkrautbekämpfung deutlich.»
Routinierter Anbau
Zum Auflaufen erhalten die Pflanzen 20 m 3 Gülle aus der hofeigenen Biogasanlage. Krankheiten sind bisher kaum ein Problem: «Verglichen mit Bio-Raps ist die Sonnenblume robuster», so Ackermann. Schwieriger sind Schnecken, gegen die er zweimal per Drohne Schneckenkörner ausbringen liess.
Die Trocknung der Körner organisiert der Landwirt selbst: Mit Abwärme aus der Biogasanlage trocknet er acht Tonnen Körner in zwei Tagen. Dabei werden die Körner in Containern auf siebn verteilt und mit Warmluft durchströmt. Vermarktet werden sie über die reine Bio-Sammelstelle der LANDI ArcJura SA in Porrentruy.
Wetter und Ernte
Der Start ins Jahr war günstig: Die Aussaat erfolgte mit einer Präzisions-Einzelkornsämaschine am 20. April. Der kühle, nasse Mai verlangsamte die Entwicklung, doch der warme Juli förderte das Wachstum. Schnecken blieben ein Dauerthema. «2024 hatten wir grosse Probleme mit Vogelfrass, diesmal weniger. Aber die Schnecken bleiben ein Risiko», resümiert Ackermann.
Für die Ernte ist entscheidend, dass Pflanzen und Körner möglichst trocken sind – das spart Trocknungskosten und erleichtert den Drusch. In der Region investieren inzwischen mehrere Lohnunternehmer in spezielle Sonnenblumenvorsätze, da die Anbaufläche stark zugenommen hat.
Wunsch nach neuen frühreifen Sorten
Nach dem Dreschen werden die Stoppeln geschlegelt und der Boden gepflügt, bevor wieder Getreide folgt. Über drei Jahre lag der Durchschnittsertrag bei rund acht Tonnen Körnern auf drei Hektaren. Bei der Ernte weisen die Körner meist 12 – 15 % Feuchtigkeit auf. Ackermann will die Kultur weiterführen, solange die Nachfrage stimmt: «Ich hoffe auf neue, frühreife Sorten mit höheren Erträgen. Aber die Sonnenblume wird bleiben.»







