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Pflanzenbau

Anbauen, was gefragt ist

Die vergangene Getreidekampagne hat eindrücklich gezeigt: Die Versorgung mit inländischer Rohware ist wichtig. Dem gilt es Sorge zu tragen, indem eine auf den Markt ausgerichtete Schweizer Urproduktion im Fokus steht. So ist zum Beispiel sowohl im Bio- als auch im Suisse-Garantie-Bereich ein besonders grosses Anbaupotenzial für Ölsaaten vorhanden.

Im Jahr 2022 wurden gemäss Swiss Granum 80 332 ha Brotgetreide angebaut, dabei entfielen 70 250 ha auf Brotweizen. 

Im Jahr 2022 wurden gemäss Swiss Granum 80 332 ha Brotgetreide angebaut, dabei entfielen 70 250 ha auf Brotweizen. 

(Dr. Katharina Kempf)

Publiziert am

Leiter Ressort Bio-Rohprodukte, fenaco GOF

Leiterin GB Lebensmittel, fenaco GOF

Die Zielsetzung der inländischen Produktion liegt im absatzorientierten Anbau von Druschfrüchten und damit einhergehend in der Verhinderung von strukturellen Übermengen. Die Empfehlungen von fenaco GOF für den Anbau von Getreide, Ölsaaten und Hülsenfrüchten sind seit Jahren eine Entscheidungshilfe bei der Frage, was gesucht ist und was sich lohnt. Im Futtergetreidesektor besteht hauptsächlich beim Futterweizen sowohl für bio als auch im konventionellen Bereich grosses Anbaupotenzial. Die Ölsaatenkulturen Raps, Sonnenblumen und Soja weisen alle noch ein hohes Anbaupotenzial auf, wobei der Fokus auf dem Ausbau der Sonnenblumenflächen liegt. Beim Brotgetreide gilt es, das vorhandene Anbaupotenzial für Mahlweizen der Klasse Top und der Klasse l zu nutzen.

Angebot auf Nachfrage ausrichten

Wichtig für das Austarieren zwischen Angebot und Nachfrage ist einerseits möglichst genau abzuklären, welche Bedürfnisse der Markt kurzfristig, aber auch mittel- und langfristig hat. Weiter müssen diese Einschätzungen an die einzelnen Sammelstellen / LANDI weitergegeben werden, um das Angebot entsprechend auszurichten. Dies beinhaltet sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte pro Produkt (zum Beispiel die Klassen beim Mahlweizen). Der Sammelstelle / LANDI hat hierbei eine zentrale Rolle. Sie setzt die Empfehlungen mit der aktiven Weitergabe an ihre produzierenden Betriebe in die Praxis um und bietet eine ergänzende Beratung an. Die Empfehlungen fallen für verschiedene Sammelstellen / LANDI individuell aus – je nach den natürlichen Gegebenheiten der Region eignen sich nicht alle Kulturen gleich gut für den Anbau.

Das grösste Anbaupotenzial liegt beim Bio-Mahlweizen.

Gefragte Ölsaaten und Spezialitäten

Bei vielen Kulturen gibt es weiterhin ungenutzte Anbaupotenziale. Neben allen Ölsaaten Suisse Garantie (Sonnenblumen, Raps, Sojabohnen) ist die Nachfrage im konventionellen Anbau für Futterweizen, Körnermais und Ackerbohnen deutlich höher als das Angebot.

Für Suisse-Garantie-Spezialitäten wie Biskuitweizen, Dinkel im Spelz, Roggen, Speisehafer und Eiweisspflanzen für die menschliche Ernährung werden Vertragsmengen vereinbart. Eine frühzeitige Absprache zwischen den produzierenden Betrieben und den Sammelstellen ermöglicht, die Bedürfnisse des Marktes in den Fruchtfolgen zu berücksichtigen und die Erlöse am Markt zu verbessern.

Zielmengen für Mahlweizenklassen

In der Kampagne 2022 / 2023 wurde im System Maxi zum ersten Mal mit Zielmengen pro Getreideklasse für jede Sammelstelle gearbeitet. Dies, um die Produktion optimaler auf die von der Absatzseite gewünschte Verteilung der drei Hauptklassen Top, Klasse I und Klasse II abzustimmen und somit die Abweichung möglichst gering zu halten. Bezogen auf die gesamte im System Maxi übernommene Mahlweizenmenge ist eine erfreuliche Tendenz zu erkennen. Für die kommende Kampagne wurden entsprechende Justierungen und Verbesserungen gemacht mit dem Ziel, noch näher an die gewünschte schweizweite Verteilung von 40 Prozent Top / 40 Prozent Klasse l / 20 Prozent Klasse ll zu gelangen.

Gutes Ernteresultat 2022 auch im Bio-Anbau

Beinahe 33 000 Tonnen Bio-Brotgetreide erbrachte die Ernte 2022, davon waren 25 740 Tonnen Brotweizen, ein Rekordergebnis. Das Resultat der schwachen Ernte 2021 wurde damit gemäss Bio Suisse um 54 Prozent übertroffen. Die Qualität des Bio-Brotweizens war meist sehr gut und zeichnete sich durch hohe Hektolitergewichte und einen durchschnittlichen Proteingehalt von 13,5 Prozent aus.

Es bestanden im Vorfeld Unsicherheiten, welchen Einfluss die neuen Richtlinien der Bio Suisse in der Wiederkäuerfütterung auf den Absatz von Knospe- und Umstellungsknospe Futtergetreide haben würden. Die langen Trockenperioden im Jahr 2022 führten zu Ernteeinbussen, welche insbesondere auch beim Körnermais spürbar waren. Rückblickend musste trotz des Systemwechsels per 1.1.2022 und trotz der damit verbundenen tieferen Bio-Mischfutterproduktion (–4 Prozent) noch keine Deklassierung von Umstellungsgetreide in den konventionellen Bereich gemacht werden. Gemäss Bio Suisse wurden 2022 rund 31 Prozent mehr Bio-Körnerleguminosen als im Vorjahr geerntet, was erfreulich ist.

Bei den Bio-Ölsaaten, welche allesamt im Vertragsanbau produziert werden, blieben die Ernteresultate trotz Mengenausdehnung und höherer Erntemengen gegenüber Vorjahr unter den Erwartungen. Zwar wurden laut Bio Suisse noch nie so viele Bio-Sonnenblumen produziert wie in der Ernte 2022, dennoch konnte die Nachfrage der Ölmühlen nicht befriedigt werden. Das nationale Angebot bei Bio-Speisesoja ist 2022 leicht gesunken und reichte knapp zur Bedarfsdeckung der Verarbeiter.

Bio: Nahe am Markt

Besonders empfehlenswert für die Aussaat der Ernte 2024 ist die Flächenausdehnung bei klassischen und HO-Sonnenblumen, bei Brotweizen und Futterweizen sowie bei Futtersojabohnen und Ackerbohnen. Der Bio-Sonnenblumenpreis ist im System Maxi im letzten Jahr um neun Franken pro Dezitonne gestiegen. Auch die Ölmühlen sind sich bewusst, dass eine Mengensteigerung bei Kulturen mit hohen Ertragsschwankungen hauptsächlich über einen besseren Preis erreicht wird. Die fenaco engagiert sich an den Bio-Suisse-Richtpreisrunden, um sich für eine attraktive Preisbasis bei den besonders gesuchten und oftmals in der Rentabilität benachteiligten Kulturen einzusetzen.

Empfehlenswert ist die Flächenausdehnung bei klassischen und HO-Sonnenblumen.

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Sonnenblumenkerne haben einen hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren und einen Ölgehalt von 44 bis 50 Prozent. 

(Stephan Rüegg)

 

Bio-Empfehlungen Brot- und Futtergetreide

Das grösste Anbaupotenzial liegt beim Bio-Mahlweizen, hier hat die Flächenausdehnung in den kommenden Jahren oberste Priorität. Dinkel hat schon einen relativ hohen Inlandanteil, und das gute Erntejahr 2022 vermochte die Nachfrage zu decken. Für Bio-Dinkel Knospe CH mit freier Sortenwahl im Rahmen der Bio-Sortenliste ist der Markt begrenzt und es ist derzeit keine Flächenerhöhung erwünscht. Beim Roggen darf die Anbaufläche hingegen leicht steigen. Beim Futtergetreide ist einheimischer Futterweizen, auch aus Umstellung, weiterhin enorm gesucht. Es fehlt ausserdem an Körnerleguminosen, allen voran an Futtersojabohnen. Im Mischkulturen-Anbau ist vor allem die Kombination Gerste / Erbse zu empfehlen, weil damit auch der Erbsenanbau gefördert werden kann.

Bio-Proteine Schweizer Ursprungs

Auch wenn sich viele Bio-Milchviehbetriebe auf die richtlinienbedingten Anpassungen in der Fütterung vorbereitet und die hofeigene Grundfutterbasis hinsichtlich der Proteinversorgung verbessert haben, besteht weiterhin ein Bedarf für eiweissreiches Mischfutter, welches ganz zielgerichtet eingesetzt werden kann. Der Anbau von Eiweisserbsen, Ackerbohnen, Lupinen oder Futtersoja ist im Vergleich zu anderen Druschfrüchten herausfordernder. Diese Leguminosen sind aber eine wertvolle Auflockerung für getreidebetonte Fruchtfolgen und zudem gute Vorfrüchte für eine Vielzahl anderer Kulturen.

Nicht zu vergessen für ein verbessertes Angebot an einheimischen Bio-Proteinen sind die Bio-Ölsaaten, deren Presskuchen als hochwertiger Proteinträger in der Mischfutterproduktion eingesetzt wird.

Perspektive Bio-Ölsaaten

Für alle Bio-Ölsaaten gilt eine strenge Anbauvertragspflicht mit den Sammelstellen. Ausgewählte Sammelstellen im System Maxi erhalten eine Zuteilungsmenge und vergeben Anbauverträge.

Der Raps, als wertvolle Ölsaat, wird im System Maxi im Vertragsanbau weitergeführt, jedoch soll der Bio-Sonnenblumenanbau in Koordination mit den Ölsaatenkunden besonders stark gefördert werden. Die Sonnenblume erweist sich im Bio-Landbau im Vergleich zum Raps als ertragssicherer und damit auch als planbarer. Für die Ernte 2024 ist geplant, die Sonnenblumenfläche (Typ «klassisch» und Typ «HO») alleine im Rahmen des Maxi-Vertragsanbaus um mindestens 100 bis 200 Hektaren zu steigern.

Umstellprojekte Mahlweizen und Sonnenblumen HO

Bereits mit der Ernte 2023 eröffnen sich für Umstellungsbetriebe neue Absatzmöglichkeiten im Lebensmittelmarkt. Umstellungs-Mahlweizen und Umstellungs-Sonnenblumen HO werden im Rahmen eines Vertragsanbaus in zahlreichen Sammelstellen des Systems Maxi übernommen. Die Preisperspektive liegt nahe am Knospe-Produkt. 

Sortenempfehlung Bio-Weizen

Mahlweizen Rosatch (sehr resistent, hoher Proteingehalt, begrannt), Montalbano (ertragsstark, begrannt), CH Nara (aufgrund der kurzen Halme nicht auf der offiziellen Bio-Sortenliste, wird aber von den Mühlen gut aufgenommen), Diavel (guter Sommerweizen, begrannt) und Wiwa (bewährte Topsorte aus der Züchtung GZPK)

Futterweizen Poncione und Spontan (sehr ertragsstarke Sorten)

Informationen zum Thema Saatgut, Sorten und Anbaueignung unter www.ufasamen.ch und im aktuellen UFA-Samen-Flyer «Getreidesorten für die Ernte 2024».

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