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Pflanzenbau

Nordmanntannen sind beliebt

Weihnachten ohne einen Christbaum ist für die meisten Familien in der Schweiz undenkbar. Doch nur die schönsten Tannen schaffen es bis in die heimischen Stuben. Um die hohen Qualitätsansprüche der Kunden zu erfüllen, investieren Produzenten das Jahr über viel Zeit und Mühe in die Pflege der Christbaumkulturen.

Auf den Christbaumplantagen von Josef Germann wachsen hauptsächlich Nordmanntannen

Auf den Christbaumplantagen von Josef Germann wachsen hauptsächlich Nordmanntannen. 

(Verena Säle)

Publiziert am

Aktualisiert am

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forschungsgruppe Extension Gemüsebau, Agroscope

Bis eine Tanne herangewachsen ist und als Christbaum verkauft werden kann, dauert es acht bis zehn Jahre. Während dieser Zeit benötigen die Pflanzen viel Pflege. Landwirt Josef Germann kultiviert Christbäume auf seinem Betrieb. Bei einer Führung durch seine Plantagen erklärt er, auf was bei der Produktion von Christbäumen zu achten ist.

Standort

Bei der Auswahl des Standortes für Christbäume sind Frostlagen und Kälteseen zu meiden. Der Boden darf nicht anfällig für Staunässe sein. Beim Boden-pH sind Nordmanntannen empfindlich: Sie fühlen sich lediglich im Bereich pH 5.5-6 wohl. Rottannen sind in dieser Hinsicht toleranter. Als Orientierung für einen geeigneten Standort hält Josef Germann fest: «Dort, wo Obstanalagen möglich sind, gedeihen auch Christbäume gut».

Je nach Lage werden die Flächen eingezäunt, um die Bäume vor Wildverbiss zu schützen.

Arten

Bei Josef Germann dominieren Nordmanntannen den Anbau mit einem Anteil von 90 Prozent. Der Rest besteht aus Blaufichten, Rottannen und Korktannen sowie Nobilistannen für Dekorationsreisig.

Pflanzung

Pro Hektare pflanzt Germann 8000 Bäume. Die zwei- bis dreijährigen Pflänzlinge kommen aus der Forstbaumschule entweder wurzelnackt oder im Topf. Der Vorteil von Topfpflanzen ist, dass die jungen Bäumchen bereits in ihrer gewohnten Umgebung sind und besser anwachsen. Pflanzzeit ist im Frühjahr und im Herbst, je nach Arbeitsbelastung, Bodenvorbereitung und Bodenbedingungen. Josef Germann pflanzt wenn möglich im Frühjahr, da bei ihm auf dem Betrieb im Herbst die meiste Arbeitskapazität im Obstbau gebunden ist.

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Frost im Frühjahr hat die kleinen Tannen in Mitleidenschaft gezogen.

(Verena Säle)

Für die Pflanzung wird in der Plantage an der Stelle, an der ein Baum entnommen wurde, eine Wurzellochbohrung gemacht und eine neue Jungpflanze eingesetzt. Eine andere Möglichkeit ist die Neuanlage der Plantage. Dabei wird die ganze Fläche gerodet, der Boden bearbeitet und ein geeigneter Unterwuchs ausgesät (Mulchmischung). Da bei dieser Methode erst im darauffolgenden Jahr die Christbäume gepflanzt werden können, verliert man sozusagen ein Jahr. Auf der anderen Seite bringt es Vorteile für die Bodenfruchtbarkeit.

Pflanzenschutz

Während der Vegetationsperiode muss der Unterwuchs gemäht oder gemulcht werden. Um den Unterwuchs in der Reihe zu kontrollieren, erfolgt eine streifenförmige Herbizidapplikation. Eine weitere Möglichkeit zur Kontrolle des Unterwuchses ist der Einsatz von Shropshire-Schafen. Die Schafe halten die Begrünung kurz, ohne die Christbäume zu verbeissen. Für Germann ist dies keine Option, da seine Flächen gross und weit verteilt sind.

Die Kulturen müssen regelmässig auf Pilz- und Schädlingsbefall kontrolliert und gegebenenfalls behandelt werden. Insbesondere die Tannentrieblaus ist ein hartnäckiger Schädling, der bei einem Auftreten örtlich mit Insektiziden kontrolliert werden muss. Lachniden können bei geringem Vorkommen toleriert werden, müssen aber bei stärkerem Befall ebenfalls bekämpft werden. Ein weiterer Schädling, der gut im Auge behalten werden sollte, ist die Wühlmaus. Hinsichtlich Unkräutern hatte Josef Germann dieses Jahr insbesondere mit der Hirse zu kämpfen. Treten Weidenröschen auf, müssen diese entfernt werden, da sie Überträger des Tannennadelrostes sind, der an den Christbäumen grossen Schaden verursachen kann.

Düngung

Für die Nährstoffversorgung der Christbäume verwendet Josef Germann einen Volldünger für Forstpflanzen. Die Düngung teilt Germann in zwei Gaben auf; eine Hälfte wird im Frühjahr ausgebracht, die andere Hälfte im Herbst. Sofern während des Austriebs eine Fungizidspritzung anfällt, mischt er dieser einen Blattdünger bei. Auf Teilflächen hat Josef Germann dieses Jahr erstmals den Einsatz von Schweizer Hühnermistpellets getestet.

Formschnitt

Ab dem vierten oder fünften Standjahr ist ein Formschnitt notwendig. Dabei werden Seitenäste entfernt und der Terminaltrieb reguliert.

Ab dem fünften Standjahr wird eine Stumpfbeschneidung durchgeführt und die untersten 15 cm der Äste weg-geschnitten. «Damit regulieren wir die Assimilationsfläche und sorgen für die Durchlüftung der Kultur», erklärt Josef Germann. «Zudem erleichtert es uns die Arbeiten: Das Mähen wird einfacher und beim Schneiden der Bäume haben wir einen sauberen Stamm».

Die jungen Triebe sind empfindlich. Setzten sich Vögel auf die Äste, können diese brechen. Um dies zu verhindern, werden an den Tannen Stäbe angebracht, die die Vögel abhalten.

Ernte

Im fünften oder sechsten Standjahr werden die ersten Bäume geschnitten. Im Spätsommer wird eine Vorauslese getroffen und die Bäume werden etikettiert. Im Oktober und November werden die Etiketten für die Abnehmer angebracht. Die ersten Bäume werden Mitte November geschnitten. Ende des Monats sind bereits alle Bäume für den Grosshandel gefällt und es beginnt das Schneiden der Bäume für den Detailverkauf.

Vermarktung

Der Absatz der Christbäume erfolgt zum einen über den Grosshandel (LANDI, Coop, Jumbo und diverse andere Wiederverkäufer) und zum anderen über den Direktverkauf. Mitte Dezember fängt bei Josef Germann der Verkauf an. Das sei ein dankbares Geschäft und Josef Germann schätz den Kontakt mit den Kunden sehr, wie er selbst sagt.

Hoher Preis, hohes Risiko

Damit sich der Christbaumanbau lohnt, muss die Ausbeute möglichst hoch sein. Der Anteil an verkaufsfähigen Bäumen beträgt 60 bis 70 Prozent. Josef Germann rechnet mit etwa 5200 Bäumen pro ha innerhalb von zehn Jahren. Die aufwändigen Korrekturmassnahmen für Bäume, die nicht den Qualitätsanforderungen entsprechen, lohnen sich, da der Erlös entsprechend hoch ist. Da es bei Christbaumkulturen sechs bis sieben Jahre dauert, bis die ersten Erträge eingefahren werden können, kann sich Germann vorstellen, dass dies für Neuproduzenten eine Durststrecke geben kann und für viele Landwirte ein Hemmnis ist.

Für den hohen Erlös, den Christbäume erzielen können, muss auch ein hohes Risiko eingegangen werden. Witterungsereignisse wie Frost, Hagel oder Trockenheit können die Kulturen stark schädigen und zu immensen Ausfällen führen. Dieses Jahr haben die Frühjahrsfröste auch Josef Germann erwischt. «Die Blaufichten, Rot- und Korktannen wurden zu 100 Prozent geschädigt», erzählt der Landwirt. Zum Glück hat es die Nordmanntannen kaum getroffen. 

Betriebsspiegel

Der Betrieb teilt sich auf zwei Standorte auf. Der Hauptstandort ist in Goldach (450 m ü.M.), der andere Standort liegt in Neukirch-Egnach (400 m ü. M.). Weitere Betriebszweige neben der Christbaumproduktion sind Obstbau, Grünspargel und Direktvermarktung. Von den 24 ha Betriebsfläche werden auf 12 ha Christbäume angepflanzt. Weitere Kulturen sind Silomais (2 ha), Obst (3.5 ha) und Spargel (1 ha) sowie 4. ha Dauergrünland, wovon 2 ha Biodiversitätsförderfläche sind.

Ausser dem Betriebsleiterehepaar arbeiten beide Eltern von Josef Germann auf dem Betrieb. Von März bis Dezember wird eine ausländische Arbeitskraft angestellt, im Herbst sind saisonale Arbeitskräfte angestellt und während dem Weihnachtsbaumverkauf sind bis zu acht weitere Arbeitskräfte im Einsatz.

Die Eltern von Josef Germann haben mit relativ kleinen Flächen mit Christbäumen angefangen, die sie im Jahre 1988 von der Ortsgemeinde übernommen haben. 1999 kam der zweite Betriebsstandort hinzu und Germanns bauten die Christbaumproduktion aus. 2014 übernahm Josef Germann den Betrieb von seinen Eltern. Josef Germann ist Mitglied beim Verein IG Suisse Christbaum. Die Christbäume bei Germanns werden ausschliesslich auf landwirtschaftlicher Fläche produziert. Früher wurden überwiegend Rot- und Weisstannen und zu einem geringeren Teil Blaufichten angepflanzt. Heute stehen vor allem Nordmanntannen auf den Flächen.

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