Wird eine extensiv genutzte Heuwiese fachgerecht gepflegt, kann die ökologische Qualität (Q2) über Jahre erhalten bleiben. Entscheidend ist dabei das richtige Heuen: Eine aktuelle Studie zeigt, dass beim Heuen pro Quadratmeter bis zu 15 g reine Samen ausfallen – ein Vielfaches dessen, was bei einer Neuansaat ausgebracht wird. Dieses enorme Samenpotenzial bleibt oft unbeachtet.
Der Schnittzeitpunkt ist dabei matchentscheidend. Eine Q2-Wiese kann bis zu 50 verschiedene Arten von Wildblumen und -gräsern beherbergen. Doch nicht alle Arten reifen gleichzeitig. Wer zum optimalen Zeitpunkt mäht, fördert reife Arten – unreife oder bereits ausgefallene Arten haben das Nachsehen.
Taktgeber Fromental
Jeder Schnitt ist für gewisse Arten ungünstig. Es gibt jedoch einen «goldenen Mittelweg»: Der Schnitt sollte erfolgen, wenn das sogenannte Leitgras – in Q2-Wiesen meist das Fromental – reif ist, also etwa Mitte Juni. Wird jedes Jahr genau am 15. Juni gemäht, verschwinden mit der Zeit sowohl frühreife Arten (wie der Knollige Hahnenfuss und die Rote Lichtnelke) als auch spätreife Arten (wie Ziest). Wer die maximale Artenvielfalt erhalten will, muss variabel schneiden: in einem Jahr eine Woche vor, im nächsten Jahr 1 bis 2 Wochen nach dem Reifezeitpunkt des Fromentals. Dabei sind die Vorgaben der Direktzahlungsverordnung zu beachten, die je nach Kanton unterschiedlich sind – einige erlauben bereits variable Erstmahd-Termine.
Zweiter Schnitt für späte Arten unerlässlich
Neuere Erkenntnisse zeigen, dass späte und sehr späte Arten oft erst im zweiten Aufwuchs keimfähige Samen bilden. Daher sollte die Wiese rund acht Wochen nach dem ersten Schnitt erneut gemäht werden. Dreitägiges Bodenheu ist bei beiden Schnitten zentral. Im Herbst kann zusätzlich geschnitten oder geweidet werden – entscheidend für den Artenbestand sind aber die ersten zwei Schnitte.
Altgrasstreifen – Überlebensraum für Insekten
Ein weiteres Dilemma: Jeder Schnitt ist für brütende Insekten ein kleiner Weltuntergang. Deshalb sollten mindestens 10 % der Fläche als Altgrasstreifen stehen bleiben – und zwar ganzjährig, damit Insekten überwintern und sich fortpflanzen können. Für den Pflanzenbestand sind solche Streifen allerdings nachteilig. Deshalb sollten sie jedes Jahr an einer anderen Stelle eingerichtet werden.