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Pflanzenbau

Eine Futterpflanze im Adelsstand

Die Luzerne ist reich an Protein und stellt wenig Ansprüche an den Anbau. Meist wird sie in einer Mischung verwendet. Soll es doch einmal die Reinkultur sein, dann ist besonders der Unkrautkontrolle grosse Beachtung zu schenken. Die Schnitte werden oft als Pellets oder Ballen ans Milchvieh verfüttert.

Die Luzerne, auch Alfalfa genannt, zieht auch zahlreiche Bestäuber zu den Flächen hin.

Die Luzerne, auch Alfalfa genannt, zieht auch zahlreiche Bestäuber zu den Flächen hin.

(pixabay.com/prochalen)

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Redaktorin UFA-Revue

Die Anpassungen in der Bio-Wiederkäuerfütterung 2022 sind folgenschwer. Es ist abzusehen, dass die Versorgung mit einheimischem Protein nicht gewährleistet werden kann. Die Zeit drängt, proteinreiche Pflanzen anzubauen, damit es zu keiner Unterversorgung kommt. Die Luzerne ist eine Kandidatin dafür. Ihr hoher Proteingehalt und ihre gute Struktur machen sie als Futter wertvoll. Sie ist die «Königin der Futterpflanzen». Den Adelsstand verdient sie sich aufgrund all ihrer hervorragenden Eigenschaften. Dazu gehört auch, dass sie sich selbst mit Stickstoff versorgt. Möglich machen dies Luftstickstoff-bindende Rhizobienbakterien, die den Wurzeln anhaftenden. Um bei den Wurzeln zu bleiben, sind es gerade diese, mit einer langen, zentralen Pfahlwurzel, welche die Luzerne auch bei langanhaltender Trockenheit gut aussehen lassen. Obwohl die Luzerne in Reinkultur wenig angebaut wird, gilt sie als anspruchslos und empfiehlt sich so auch für den Biolandbau. Bei der Suche nach Produzenten, welche über ihre Erfahrungen mit Bio-Luzerne in Reinkultur berichten können, wurde die UFA-Revue in der Westschweiz fündig. Ein kleiner «Luzerne-Kreis» traf sich in Cossonay (VD), um die Ernte und Verarbeitung für 2021 zu besprechen.

Kniffe für den Anbau

«Eine Voraussetzung für den Anbau ist ein Boden-pH von mindestens 6,5», empfiehlt Frédéric Petermann. Er ist Landwirt und Lohnunternehmer, mit Akkreditierung für die Ernte, den Transport und den Handel mit Bio-Luzerne in Pellets. Gesät werden kann die, mit Rhizobien vorgeimpfte, Luzerne sowohl im Frühling, als auch im Spätsommer. Wichtig ist, dass der Boden beim Aufgang nicht zu trocken ist. «Die Aussaat und Saatbettvorbereitung gleicht der einer Wiese», erklärt Petermann. Die Luzerne sollte zügig den Boden bedecken, da das aufkommende Unkraut das grösste Problem beim Anbau darstellt. Hier ist die Reinsaat von Nachteil, da sie oft nicht lückenlos schliesst. Es empfiehlt sich, ein bis zwei Scheinsaaten als Unkrautkur durchzuführen. Die Mühe zahlt sich in der Fruchtfolge aus. Die Luzerne ist eine exzellente Vorfrucht für Getreide, da sie durch die tiefe Durchwurzelung den Boden auflockert und mit Stickstoff anreichert. Petermann empfiehlt, die Luzerne mindestens drei Jahre in der Fruchtfolge zu nutzen. Erfahrungen mit Schäden an der Kultur durch Schädlinge oder Krankheiten, hat der Kreis bisher nicht gemacht.

«Die Aussaat und Saatbettvorbereitung gleicht der einer Wiese.»

Frédéric Petermann

Schnitt für Schnitt

Der Bio-Landwirt André Gallandat macht fünf Schnitte pro Jahr. Allerdings bevorzugt er statt der Reinsaat eine eigene Mischung aus 40 Prozent der Luzerne-Gras-Mattenklee-Mischung UFA 323 Gold, die er noch einmal mit 60 Prozent reiner Luzerne aufwertet. 2020 hat Gallandat die Mischung ins Getreide gesät, was gut funktionierte. Wenn möglich macht er eine Kalkdüngung vor der Aussaat, verzichtet dann aber auf eine weitere Düngung. Beim Bio-Landwirt und Lohnunternehmer Claude Etique macht die Luzerne 30 bis 40 Prozent in der Fruchtfolge aus. Dies sowohl in Reinkultur, als auch in der Mischung Luzerne-Gras. Er hält es wie sein Kollege Gallandat und schneidet vier bis fünf Mal pro Jahr. Fünf Schnitte hält auch Petermann für das Ziel, da die Luzerne mit vier Schnitten schon eher zu alt sei und folglich der Proteingehalt abnehme. Ist der Zeitpunkt für die Ernte gekommen, sollte glatt und sauber geschnitten werden, um einen raschen Nachwuchs zu fördern. Gute Messer sind hier entscheidend.

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Der Unternehmer Claude Etique presst die Schweizer Bio-Luzerne mit einer Occasion-Presse aus Frankreich, die vorher zum Pressen von Altkarton und Plastik diente. 

(Claude Etique)

Pelletsproduktion

Eine Möglichkeit, die Luzerne an Milchvieh zu verfüttern, ist in Form von Pellets (Direktverfütterung oder via Beimischung Rezeptur UFA Bio-Mischfutter). Mit Hilfe der Heisslufttrocknung wird aus dem inländischen Bio-Raufutter ein hochwertiges Futtermittel hergestellt. Allerdings ist dies aufgrund der künstlichen Trocknung als Raufutterersatz teurer. Dennoch ist die Nachfrage nach Bio-Luzernepellets steigend, auch in Bezug auf die Anpassungen in der Bio-Wiederkäuerfütterung. In der Region LANDI Nord vaudois-Venoge SA ist der Trockner in Orbe (VD) für die Herstellung von Bio-Luzernepellets zugelassen. Im Umkreis von 40 Kilometern organisiert Frédéric Petermann für eine Gruppe von Bio-Bauern das Mähen und den Transport der Luzerne zum Trockner. «Das Sammeln mit einem Feldhäcksler ermöglicht einen Kurzschnitt von drei bis fünf Zentimeter, was die Trocknung und die Herstellung der Pellets erleichtert», erklärt er. Für den Luzerneschnitt muss ein Mähwerk ohne Aufbereiter verwendet werden. Nach dem Schnitt sollte die Schwade schonend gewendet werden. Die Luzerne darf auf dem Feld nur etwa einen Tag anwelken, da bei zu starker Trocknung die Blätter abfallen und daraus ein hoher Blattverlust entsteht. Für die Herstellung von Pellets wird ein möglichst hoher Proteingehalt angestrebt. Bis zu 200 Gramm Protein pro Kilogramm Trockensubstanz können dabei erreicht werden. In der Grastrocknungsanlage werden die Qualität und der Proteingehalt mittels Analyse bestimmt. «Die Pellets kommen mit der Qualität des Futters heraus, das in den Trockner geht», sagt Ernest Dubi, Landwirt und Leiter des Trockners in Orbe. «Wir produzieren Pellets mit einem Durchmesser von acht Millimetern, was eine gewisse Struktur des Futters gewährleistet», sagt Dubi. Sie eignen somit auch für den Kraftfutterautomaten. Weitere Vertragspartner (Produzenten) für den Anbau von Bio-Luzerne werden in der Gegend um Orbe aufgrund der steigenden Nachfrage aktiv gesucht

Für die Herstellung von Pellets wird ein möglichst hoher Proteingehalt angestrebt.

Luzerneballen

Seit einem Jahr produzieren mehrere Biobauern der LANDI ArcJura SA Luzerne, die von der Agrargenossenschaft in Zusammenarbeit mit dem Unternehmer Claude Etique in Ballen regional vermarktet wird. «Im vergangenen Jahr haben wir in Zusammenarbeit mit der fenaco GOF fast 250 Tonnen getrocknete Bio-Luzerne mehrheitlich regional vermarktet», sagt Joseph Girardin, Leiter Agro LANDI ArcJura SA. Die Genossenschaft bietet ein Produkt mit 80 Prozent Luzerne (Aniluz) und eine Mischung aus Luzerne und Gräsern (Aniluz «Misto») an. Im Rahmen des Projekts zur Entwicklung der Luzerneproduktion wurde bei Claude Etique ein Praxisversuch (zusammen mit LANDI und UFA-Samen) mit mehreren Mischungen eingerichtet. Ein öffentlicher Besuch des regionalen Anbauversuchs ist für den 2. Juni 2021 geplant. «Das Futter wird auf dem Feld mittels eines mit Messern ausgestatteten Ladewagens gesammelt, dann auf dem Hof getrocknet und gepresst. Die 75 × 80 × 120 Zentimeter grossen Ballen wiegen etwa 400 bis 450 Kilogramm», erklärt der Unternehmer, der auf seinem zertifizierten Bio-Betrieb eine stationäre Industriepresse einsetzt. Die Luzerne wird drei bis vier Jahre genutzt und macht 30 bis 40 Prozent seiner Fruchtfolge aus. Der Jurabauer nutzt den Gärrest aus seiner Biogasanlage zur Düngung der Luzerne. «Der wichtigste Punkt ist, die Luzerne auf einer Höhe von mindestens zehn Zentimetern zu mähen, um ein schnelles Nachwachsen zu fördern», betont Etique. 

 

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