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Pflanzenbau

Fruchtbar ist es nur, wenns lebt

Die Fruchtbarkeit von Böden zu erhalten oder zu verbessern, steht immer mehr im Fokus, gerade wenn es um nachhaltige Landwirtschaft geht. Dabei ist es vor allem wichtig, sich bewusst zu sein, wie ein Boden aufgebaut ist und dass jede landwirtschaftliche Bewirtschaftungsmassnahme diesen Aufbau positiv oder negativ beeinflusst.

Ein stark verdichteter Boden hat ein zerstörtes Gefüge, was das Bodenleben einschränkt und somit Erträge mindern kann.

Ein stark verdichteter Boden hat ein zerstörtes Gefüge, was das Bodenleben einschränkt und somit Erträge mindern kann.

(pixabay)

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Fachberater Boden und Düngung, Strickhof

Quer gelesen

– Eine gute Bodenstruktur ist essenziel für hohe Erträge.
– Die Spatenprobe oder der VESS-Test erlauben eine Beurteilung des Ist-Zustands des Bodens.
– Strukturstarke Böden zeichnen sich durch einen optimalen Wasser- und Lufthaushalt, eine starke Durchwurzelung und gute Tragfähigkeit aus.
– Das Porenvolumen und die Porenverteilung beeinflussen laufende Prozesse im Boden.
– Die Bodenstruktur beeinflusst die Mineralisation und die Nährstoffverfügbarkeit.
– Mit am wichtigsten bei der Strukturbildung sind die Bodenlebewesen.

Böden bilden die Grundlage für die landwirtschaftliche Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln. Damit eine hohe Produktivität erreicht werden kann, braucht es fruchtbare und gesunde Böden. 
Eine Voraussetzung für hohe Erträge ist eine gute Bodenstruktur. Doch was ist eine gute Bodenstruktur, und wie erkennt man diese?

Die Bodenstruktur beurteilen

Wie fruchtbar und ertragsfähig unsere Böden sind, hängt in erster Linie vom Standort und natürlich von der Bewirtschaftung ab. Zu den Standorteigenschaften gehören neben der Topografie und dem Klima auch die Zusammensetzung des Bodens. Ob ein Boden für den Pflanzenbau geeignet ist, kann unter anderem anhand der Bodenstruktur beurteilt werden. Eine einfache und bekannte Möglichkeit für die Beurteilung ist die klassische Spatenprobe. Mit ihr lässt sich der Boden anhand von Farbe, Geruch und Haptik beurteilen. Anleitungen zur Durchführung lassen sich problemlos im Internet finden. Eine methodische Hilfe zur visuellen Beurteilung der Bodenstruktur ist der VESS-Test. Die Anleitung dazu findet man auf der Agroscope-Website oder als App (VESS – Evaluation visuelle structure du sol).

Wasser und Lufthaushalt

Neben der Beurteilung des Bodengefüges ist es wichtig zu verstehen, welchen Einfluss die Struktur auf die Erträge hat. Böden mit guter Struktur haben einen optimalen Wasser- und Lufthaushalt, sind gut durchwurzelbar und trotzdem tragfähig. Letzteres mindert das Verdichtungsrisiko.

Die Bodenstruktur, auch als Bodengefüge bezeichnet, wird definiert durch die räumliche Anordnung der festen mineralischen und organischen Bodenbestandteile und ihren Zusammenhalt (Verknüpfung zu Aggregaten). Durch diese Anordnungen ergeben sich Hohlräume im Boden, sogenannte Poren. Diese sind wichtig, weil das Porenvolumen sowie die Porengrössenverteilung einen entscheidenden Einfluss auf den Luft- und Wasserhaushalt sowie die Durchwurzelung haben. Die Durchlüftung des Bodens ist essenziell für Bodenlebewesen und somit die Mineralisation. Grosse Poren sind gut für die Luftzirkulation, können jedoch das Wasser nicht gut im Boden halten und es versickert ungenutzt. Bei sehr feinen Poren wird das vorhandene Bodenwasser so gut gehalten, dass es nur beschränkt pflanzenverfügbar ist. Diese Böden haben einen hohen Tonanteil und trocknen schlecht ab.

Schwere und leichte Böden

Bei vorteilhaften Böden ist die Verteilung der Korngrössen (Sand, Ton, Schluff) gleichmässig. Dadurch gibt es Poren in unterschiedlichen Grössen. In schweren Böden, das heisst Böden mit einem Tonanteil von über 30 Prozent, werden Nährstoffe und Wasser zwar gut gespeichert, jedoch erschweren die sehr feinen Tonplättchen die Bodenbearbeitung, da sie sich sehr dicht aneinanderlagern und untereinander verkleben. Es gibt in diesen Böden nur sehr feine Poren, die den Boden nicht gut durchlüften. Kaum Probleme mit der Bearbeitung hat man auf leichten, sandigen Böden, da darin die mineralischen Bodenbestandteile als Einzelkorngefüge nur lose nebeneinander liegen und nur gering verklebt sind. Diese Böden können aufgrund der grossen Poren das Wasser kaum halten und trocknen schnell aus.

Die Durchlüftung des Bodens ist essenziell für Bodenlebewesen und somit die Mineralisation.

Wie ein Gefüge zustande kommt

Bei der Gefügebildung spielen verschiedene Prozesse eine Rolle. Einerseits gibt es natürliche Prozesse, andererseits den menschlichen Prozess durch die mechanische Bodenbearbeitung. Die natürlichen Prozesse lassen sich in biotische und abiotische unterteilen. Zu den abiotischen Prozessen gehört, neben der Frostsprengung, das Quellen und Schrumpfen. Dieser Prozess findet vor allem in tonreichen Böden statt. Dabei werden Bodenteilchen durch Wasser vergrössert (quellen) und durch Abtrocknung wieder verkleinert (schrumpfen). Dadurch sondern sich Aggregate ab. Im Unterboden sind diese wegen geringerer Abtrocknung und Schrumpfung eher grob und im Oberboden fein. Diese Aggregate haben kantige Formen und glatte Bruchflächen und sind ein Zeichen guter Struktur in tonreichen Böden. Durch die Bewegungen entstehen Risse im Boden, in welche die Pflanzenwurzeln hineinwachsen können.

Von grösserer Bedeutung, da um einiges schneller als der abiotische Prozess, ist die Gefügebildung durch biotische Prozesse. Diese sind sehr wichtig für die Regeneration von Böden, die Strukturschäden aufweisen, wie das beispielsweise bei einer Verdichtung im Oberboden der Fall ist. Durch Regenwürmer wird der Boden durchmischt und gelockert, Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze verkitten mit ihren Stoffwechselausscheidungen Bodenteilchen und stabilisieren so die Bodenstruktur. Pflanzenwurzeln spielen in dieser Gefügebildung ebenfalls eine vielfältige Rolle. Zum einen siedeln sich Mikroorganismen im Boden gerne in Wurzelnähe an; Wurzeln aktivieren somit das Bodenleben. Zum anderen durchdringen die Pflanzenwurzeln die Erde, lockern diese auf und erschaffen nach dem Absterben ein neues Porensystem. Eine Voraussetzung für die Gefügebildung durch biotische Prozesse ist eine hohe biologische Aktivität im Boden. Diese wird unter anderem durch den Eintrag organischer Substanz in den Boden gefördert. Weil Bodenlebewesen an dieser Aggregatsbildung beteiligt sind, spricht man auch von Lebendverbauung.

Eine Voraussetzung für die Gefügebildung durch biotische Prozesse ist eine hohe biologische Aktivität im Boden.

Das erstrebenswerte Gefüge

Da humose Oberböden im Gegensatz zu Unterböden über eine hohe biologische Aktivität verfügen, bildet sich dort ein besonders erstrebenswertes Gefüge: Das Krümelgefüge. Dieses ist sehr stabil und entsteht durch die Aggregierung von mineralischen und organischen Bodenteilchen. Da diese Aggregate unterschiedliche Grössen und Formen aufweisen, entstehen verschieden grosse Poren, was für den Wasser- und Lufthaushalt im Boden sehr förderlich ist. Die Krümel bestehen grösstenteils aus den Ton-Humus-Komplexen. Damit sich diese Komplexe bilden, ist Kalzium nötig. Dieses dient als Brücke zwischen den organischen und mineralischen Bodenteilchen.

Eine Kalkdüngung hat folglich einen positiven Einfluss auf die Bodenstruktur. Da die Krümelstruktur sehr stabil ist, ist der Boden besser gegen Erosion und Verschlämmung geschützt und ausserdem weniger empfindlich gegenüber mechanischer Belastung als ein Boden mit schlechter Struktur. Weil der Humusgehalt und die Bodenlebewesen die Bodenstruktur im Boden in hohem Masse beeinflussen, geht der Aufbau eines stabilen Bodengefüges mit einer humusfördernden Bewirtschaftung einher.

Die Spatenprobe

Die Spatenprobe erlaubt eine Beurteilung des Ist-Zustands des Bodens. Wie das mit einem Frontlader geht, zeigt das Fachvideo der UFA-Revue.

Hier gehts zum Teil 2 des Artikels

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