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Pflanzenbau

Fusarien in Gerste und Weizen

Fusarien gehören zu den wichtigsten Krankheitserregern im Getreidebau. In der Schweiz werden auf zirka 182 000 ha (66 % der offenen Ackerfläche) die Fusarium- Wirtspflanzen Weizen, Gerste, Triticale und Mais angebaut. Enge Mais-/Getreidefruchtfolgen fördern Fusarium-Infektionen.

Symptome von Fusarium poae auf Weizenähren.

Symptome von Fusarium poae auf Weizenähren.

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Neben bedeutenden Ernte- und Qualitätsverlusten führen Fusarien zu Belastungen des Ernteguts mit giftigen Stoffwechselprodukten (Mykotoxinen), welche die Gesundheit von Mensch und Tier gefährden.

Krankheitsbild

Ährenfusariosen führen zu unterschiedlichen Symptomen: Teilweise gebleichte Ähren (partielle Taubährigkeit), bei Weizen manchmal mit orange- bis rosafarbenen Sporenbelägen auf den Ährchen, aber auch Nekrosen mit einem gebleichten Zentrum und dunklem Rand auf einzelnen Ährchen oder Deckspelzen (Fotos). Schneeschimmel (Microdochium nivale/M. majus) verursacht neben Ähren- auch Blattsymptome, bildet aber keine Mykotoxine.

Infektionsverlauf

Ährenfusariosen werden in der Schweiz durch verschiedene Fusarienarten verursacht. Die weitaus häufigste Art ist Fusarium graminearum (FG). Infektionen durch FG erfolgen meistens von befallenen Pflanzenresten der Vorkultur (z. B. Mais, Getreide) auf der Bodenoberfläche (Grafik). Speziell gefährlich sind ab Beginn (bei Gerste ab dem Ährenschieben) bis Ende Getreideblüte freigesetzte Sporen, die mit Windoder Regenspritzern auf die Ähren verfrachtet werden. Bei Nässe, z. B. in Tautropfen, keimen die Sporen und dringen in die Pflanze ein.

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Infektion von Weizen mit Fusarium graminearum (FG): Die gefährlichsten Infektionen finden von Beginn bis Ende Blüte statt und werden zum grössten Teil durch windverfrachtete Askosporen verursacht, die in Perithezien, der Hauptfruchtform von FG, gebildet werden (links). Infektionen mit Konidiosporen sind auch möglich (rechts).

 

Mykotoxine

Fusarien bilden verschiedene Stoffwechselprodukte. Die häufigsten Fusariengifte bei Getreide sind Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon, die von FG gebildet werden, sowie Nivalenol, welches vor allem von F. poae gebildet wird. DON führt zu Futterverweigerung und schwächt das Immunsystem, Zearalenon wirkt östrogen. Für diese beiden und weitere Mykotoxine sind in der Kontaminationsverordnung des Eidgenössischen Departements des Inneren, sowie in der Futtermittelverordnung des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung in Angleichung an die EU Grenzwerte festgelegt (www.mykotoxine.ch).

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oben: Symptome von Fusarium poae auf Weizenähren.

unten: Symptome von Fusarium graminearum auf Weizen- (links) und Gerstenähren (rechts).

DON Prognose
Agroscope entwickelte das Prognosesystem FusaProg, welches zur Risikobeurteilung der DON-Belastung bei Weizen eingesetzt wird.
www.fusaprog.ch 

Massnahmen zur Ernte, bei der Sammelstelle und im Stall

Massnahmen vor, während und nach der Ernte

  • Feld vor Abreifephase (ca. 2 Wochen nach Blüte) bezüglich Ährenfusariosen beobachten/bonitieren
  • Bei mehr als zehn Prozent Ähren mit Befall (eine Ähre mit einem kleinen Befallssymptom gilt als befallen), Parzelle oder Teilparzelle separat dreschen und Erntegut sofort abliefern
  • Mähdrescher so einstellen, dass möglichst viele Strohanteile, Spelzen und Schmachtkörner ausgeschieden werden
  • Zusätzlich zur Berücksichtigung von infektionshemmenden Massnahmen beim Anbau muss speziell auch auf eine sorgfältige, trockene Ernte und Lagerung geachtet werden, um weiterer Mykotoxinbildung vorzubeugen
  • Abnehmer über visuellen Befund auf der Parzelle oder im Wagen informieren

Massnahmen bei der Annahme in der Sammelstelle

  • Visuelle Kontrolle vor der Entladung
  • Bei leichten Anzeichen auf Fusarienbefall oder Posten aus Risikoanbau* stärkere Reinigung und Aspiration
  • Bei mehr als fünf Prozent durch Fusarien geschädigte Körner (siehe Fotos), separate Lagerung und Analyse mittels DON-Schnelltest
  • Schwarzbesatz**, Reinigungsabgänge und Stäube entsorgen (nicht für Futterzwecke verwenden!)
  • Rückstellmuster in einem vom Produzenten unterzeichneten Sicherheitsbeutel aufbewahren
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Gerstenkörner ohne (oben) und mit hohem Fusarium-Befall (unten). Befallene Körner haben schwarze Verfärbungen.

Massnahmen bei der Verladung an den Kunden

  • Visuelle Kontrolle der aufbereiteten Ware
  • Die ersten Lieferungen nach der Ernte mit Schnelltest überprüfen und dokumentieren
  • Bei Anzeichen auf Fusarienbefall oder positivem Schnelltest Posten nochmals stark reinigen, mit automatischem Musternehmer beproben und im Labor mittels ELISAoder HPLC-Methode auf DON untersuchen lassen
  • Schwarzbesatz**, Reinigungsabgänge und Stäube entsorgen (nicht für Futterzwecke verwenden!)
  • Rückstellmuster in einem vom Produzenten unterzeichneten Sicherheitsbeutel aufbewahren

Stroh mit Fusarium-Befall: Worauf ist zu achten?

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Weizenkörner ohne (oben) und mit hohem Fusarium-Befall (unten). Befallene Körner sind heller und verkümmert.

Besonders Schweine reagieren empfindlich, wenn sie auf mykotoxinbelastetem Stroh gehalten werden. Nur trockenes, helles Stroh einstreuen. Im Zweifelsfall ist eine mikrobiologische Beurteilung im Labor empfehlenswert.

Mykotoxinbelastetes Erntegut ist unverkäuflich

Posten, die weder für die menschliche Ernährung noch als Tierfutter verwendet werden können, sind zu entsorgen: Verwertung als Heizmittel, Zufuhr in Biogas- oder Verbrennungsanlage. Um eine einwandfreie Hygienisierung der Biogas-Nebenprodukte zu garantieren, ist es unerlässlich, dass die von den Spezialisten empfohlenen Methanisierungs- und Kompostierungstechniken genau eingehalten werden. Die thermophile Methode mit nachfolgender Kompostierung ist am geeignetsten. Weitere Informationen zum Thema Mykotoxine sind unter www.mykotoxine.ch zu finden.

Risikomanagement

Die Produktion von gesunden Nahrungs- und Futtermitteln muss
im Zentrum aller anbautechnischen Massnahmen stehen. Das Risikomanagement
von swiss granum und Agroscope umfasst drei Stufen:

  • Präventivempfehlungen von Anbaumassnahmen
  • Risikoeinschätzung vor der Ernte mit FusaProg
  • Monitoring über die Belastung nach der Ernte
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