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Pflanzenbau

Kirschessigfliege: Vorbeugende Massnahmen sind zentral

Die Kirschessigfliege, die 2011 erstmals in der Schweiz nachgewiesen wurde, ist ein neuer Schädling im Obst- und Weinbau, mit dem die Produzenten künftig rechnen müssen. Welches sind die Erfahrungen aus dem Jahr 2016 und welches die Perspektiven für 2017?

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Pflanzenschutzberater, Landi Chablais Lavaux SA

Am 7. Februar 2017 vereinte die «Task Force drosophila suzukii» Forscher, Berater und Produzenten im Rahmen der nationalen Tagung Kirschessigfliege an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil. Dabei wurde das Publikum über die neusten Studien und Beobachtungen betreffend der Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) informiert. Die Forschungsschwerpunkte und praktischen Erfahrungen werden nachstehend beschrieben.

Im Jahr 2016 wurden bis zu 100 Mal mehr Kirschessigfliegenpopulationen pro Falle gefangen als 2013. Das CABI (Center for Agriculture and Biosciences International), ein Forschungszentrum in Delsberg, das sich mit invasiven Arten befasst, erforscht dieselben und tauscht mit China, dem Ursprungsland der Kirschessigfliege, Erfahrungen aus. Die Forschungsarbeiten fokussieren sich auf die biologische Bekämpfung mittels natürlicher Feinde, wie dem Hautflügler Ganaspis Brasiliensis, der seine Eier in die Larven oder Puppen der Kirschessigfliege legt.

Die Task Force präsentierte die Perspektiven und Empfehlungen pro Tätigkeitsbereich für das Jahr 2017. Die sogenannten Hygienemassnahmen sind zentral: Die Schädlinge müssen ferngehalten und Fallen in den Kulturen aufgestellt werden.

Beerenkulturen

Die 2016 festgestellte grosse Population richtete letzten Endes geringe Schäden in Beerenkulturen an. Kurze Pflückintervalle, das Sammeln aller Früchte – auch der nicht marktfähigen – und deren Kompostierung unter anaeroben Bedingungen, der Massenfang und Insektizide funktionieren in diesen Kulturen relativ gut. Die abstossende Wirkung von Kalk scheint vielversprechend zu sein. Ein Zulassungsgesuch wurde unterbreitet.

Steinobst

Die Steinobstgärten sind naturgemäss ein bevorzugter Lebensraum der Kirschessigfliege. Die Kirschen, insbesondere die später reifenden Sorten, wurden 2016 stark befallen, was zu grossen wirtschaftlichen Verlusten führte. Versuche mit Insektenschutznetzen liefern gute Resultate. Dennoch können sie nicht in allen Kulturen eingesetzt werden und sind kostenintensiv. Eine Behandlung mit Insektiziden funktioniert relativ gut, doch gilt es, Wartezeiten einzuhalten.

Die Zwetschgen wurden 2016 verschont, vermutlich aufgrund ihres tieferen Zuckergehalts und der höheren Festigkeit der Früchte. Die Ernteausfälle bei Aprikosen werden hingegen auf 300 bis 500 Tonnen geschätzt. Die spätreifen, dünnhäutigen Sorten wie Bergeron oder Le Luizet zogen die Kirschessigfliege stark an. Die Aprikosengärten an den Walliser Hängen befinden sich oft in der Nähe des Waldes, wo sich das Insekt bekanntlich versteckt.

Rebbau

Aufgrund des warmen und trockenen Wetters zur Erntezeit konnte ein zu starker Befall der Reben vermieden werden. Gleichwohl konnten erfolgreiche Versuche durchgeführt werden. Wirksam zeigte sich die komplette Entlaubung der Traubenzone. Erfolgt diese bei der Blüte und in den zwei bis drei darauf folgenden Wochen, liegt das Risiko von Sonnenbrand praktisch bei null. Ausserdem konnte Agroscope nachweisen, dass Weine aus solchen Verfahren ebenso wie die Kontrollverfahren oder sogar mehr geschätzt werden. Auch feinmaschige Netze sind eine ökologisch wirksame Massnahme. Es wurden drei Materialarten getestet (siehe Tabelle): ein Hagelschutznetz, ein blaues, feinmaschiges Vogelschutznetz (3 x 12 mm) und das sehr feinmaschige Insect-proof-Netz. Agroscope hat zusammen mit der Firma Syngenta nachgewiesen, dass ein frühzeitiges Anbringen von Insect-proof-Netzen weniger Pflanzenschutz benötigt (40% weniger Pflanzenschutzmittel auf Trauben mit Netzen gegenüber der Kontrolle ohne Insect-proof-Netz).

Im Versuch bestätigte sich auch die unterschiedliche Anfälligkeit der Rebsorten gegenüber der Kirschessigfliege. Daher kann das Anbringen von Netzen auf die vom Insekt bevorzugten Rebsorten und auf anfällige Zonen beschränkt werden.

Die Pflanzenschutzprodukte Surround und Audienz haben sich durch ihre gute Wirksamkeit ausgezeichnet. Für einen zeitlich optimalen Einsatz dieser Produkte sind Legekontrollen der Kirschessigfliege im Rebbau von zentraler Bedeutung. Surround hat sich gegenüber Raubmilben als neutral und ohne negative Wirkungen für den Wein erwiesen. Die Anwendung in der Traubenzone muss sorgfältig und reihenweise erfolgen.

Biologische Produktion

Auch das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) stellte seine Versuche vor. Audienz zeigte im Labor erstaunliche Wirkung. Surround und andere, kalkhaltige Produkte scheinen für den Rebbau interessant zu sein. Die Forscher sind zudem an der Ausarbeitung eines Risikoprognosemodells.

Fazit

Ein abschliessender runder Tisch bestätigte den Stellenwert einer Zusammenarbeit zwischen den Akteuren. Die Kommunikation spielt eine Schlüsselrolle in der Bekämpfung von Drosophila suzukii. Oberstes Anliegen des Verkaufssektors ist es, den Konsumenten gesunde Früchte in einwandfreier Qualität und hervorragendem Geschmack anzubieten. Die Produzenten wiesen auf die höheren Produktionskosten im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Kirschessigfliege hin. Letztere wird den Landwirtschaftssektor noch während vielen Jahren in Atem halten.

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