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Pflanzenbau

Bekämpfung der Blattfleckenkrankheit

Werden Zuckerrüben mit der Cercospora-Blattfleckenkrankheit befallen, führt dies zu erheblichen Ertragsverlusten. Zum Schutz der Zuckerrüben sind vorbeugende und direkte Massnahmen zu treffen. Bei der Behandlung mit Fungiziden ist die zunehmende Resistenzbildung eine Herausforderung.

Starker Befall mit Cercospora und Wiederaustrieb im September 2017

Starker Befall mit Cercospora und Wiederaustrieb im September 2017

(A. Bertschi)

Publiziert am

Aktualisiert am

fenaco Pflanzenschutz

Die Cercospora-Blattfleckenkrankheit ist weltweit verbreitet und die wichtigste und schädlichste Blattkrankheit an Zuckerrübe, Roter Beete (Randen) und Stielmangold (Krautstiel). Ein früher Befall beeinträchtigt den Rübenertrag und Zuckergehalt erheblich. Verluste können bis zu 40 Prozent betragen. Ein milder Winter, ein warmer Frühling, ein früher Reihenschluss und hohe Niederschlagsmengen in den Monaten Juni und Juli fördern den Befall.

Neben Cercospora wird die Rübe auch von weiteren Pilzkrankheiten auf den Blättern befallen: zum Beispiel Phoma, Echter- und Falscher Mehltau, Ramularia, Rübenrost und Verticillium-Welke. Die Blattfleckenkrankheit Cercospora hat insbesondere in den vergangenen zwei Jahren beträchtliche Schäden angerichtet. Ähnliche Probleme sind auch in Süddeutschland und England aufgetreten, die klimatisch ähnliche Voraussetzungen wie die Schweiz haben. Neben der Auswahl der optimalen Fungizide und einer geeigneten Antiresistenzstrategie muss vermehrt auch darauf geachtet werden, dass der optimale Behandlungszeitpunkt gewählt wird und die erste Behandlung nicht zu spät erfolgt.

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Die Symptome eines Cercosporabefalls sind kleine 2– 3 mm grosse, runde, hellgraue Flecken mit rotbraunem Rand. 

(A. Bertschi)

Blattflecken sicher erkennen

Am Anfang entstehen kleine 2–3 mm grosse, runde, rötliche Flecken. Diese werden später im Zentrum hellgrau und sind mit einem roten Rand umgeben. Sie grenzen sich scharf vom gesunden Gewebe ab. Innerhalb der voll ausgebildeten Flecken sind kleine, schwarze Punkte (Pilzsporen) sichtbar. Mit fortschreitendem Befall reisst das Gewebe auf, die Flecken fliessen ineinander und die Blätter sterben ab.

Biologie von Cercospora

Auf dem Feld verbliebene, befallene Zuckerrübenblätter und Rübenkörper, bilden die Infektionsquelle für den Befall im Folgejahr. Der Erreger kann über mehrere Jahre im Boden überdauern und infiziert über neu gebildete Sporen die Zuckerrüben auf Nachbarparzellen. Bei Temperaturen ab 15 °C (optimal 25 – 30 °C) und einer relativen Luftfeuchtigkeit von über 90 Prozent (Regen oder Tau) werden Konidien gebildet und durch Regen und Wind auf Nachbarpflanzen übertragen. Die Inkubationszeit dauert im Feld zirka 8 bis 14 Tage (= Zeit zwischen Infektion und sichtbarem Befall). Die ersten Cercospora-Blattflecken erscheinen meistens ab Ende Juni bis anfangs Juli. Am frühesten betroffen sind Parzellen an Flüssen oder Seen, sowie Felder angrenzend an letztjährige Rübenfelder oder bewässerte Rübenflächen.

Vorbeugende Massnahmen und Fungizidapplikationen

In Regionen mit einer hohen Rübendichte oder Muldenlagen sollte eine Blattflecken-tolerante Sorte angesät werden. Ebenfalls wichtig ist eine geregelte und genügend weite Fruchtfolge (mindestens drei Jahre Anbaupause). Das Unterpflügen vom Rübenlaub hilft mit, die Sporen für die nächsten Jahre zu reduzieren. Die erste Fungizidbehandlung muss frühzeitig erfolgen; spätestens wenn die ersten Flecken sichtbar sind. Die folgenden Behandlungen müssen im Abstand von zwei bis drei Wochen gemacht werden. Bei starkem Blattzuwachs, meistens im Juli und anfangs August sollten die Spritzabstände eher bei 14 Tagen liegen, später können diese auf drei Wochen verlängert werden. Bei trockenem, heissem Wetter, mit tiefer Luftfeuchtigkeit, muss die Fungizidapplika tion am Morgen bei wenig Tau vorgenommen werden. Bei hoher Luftfeuchtigkeit sollten die Applikationen auf den Abend verschoben werden. Die Wassermenge muss dem Laubvolumen angepasst werden (mindestens 400 l Wasser/ha).

Vorgehensweise Pflanzenschutz

  • 1. Spritzung wenn erste Flecken sichtbar sind 
  • nur noch ein strobilurinhaltiges Mittel einsetzen in 1. Spritzung 
  • nachher triazolhaltiges Mittel verwenden (Wirkstoffe abwechseln) 
  • Spritzabstände kurz halten 14 – 21 Tage 
  • Spritzabstände dem Blattzuwachs anpassen (Verdünnung der Wirk stoffe in den Blättern) 
  • nicht auf tropfnasse Bestände und nicht in den heissen Nachmittagsstunden spritzen 
  • auf keinen Fall Pflanzenschutzmittel unterdosieren (die Wirkstoffmenge ergibt die Länge der Wirkungszeit) 
  • Achtung: Kupfer oder andere Kontaktfungizide sind bis jetzt in Zuckerrüben nicht zugelassen

Wirkstoffe abwechseln

In einigen Anbauregionen (zum Beispiel Rheintal, Thurtal) wurden Standorte mit Strobilurin-resistenten Isolaten nachgewiesen. Wird eine Resistenz auf einen Strobilurin-Wirkstoff nachgewiesen, sind auch die anderen Wirkstoffe dieser Gruppe betroffen. Strobilurinhaltige Fungizide sollten daher nur noch für die erste Spritzung angewendet werden. Wenn starker Blattfleckenbefall aufgetreten ist, muss unbedingt auf ein triazolhaltiges Fungizid gewechselt werden. Die Triazole weisen ein geringeres Resistenzrisiko als Strobilurine auf. Die pilzlichen Schaderreger passen sich jedoch schrittweise mittels verschiedenen Mechanismen dem Triazol an (dies wird shifting genannt). Im Gegensatz zu Strobilurinen ist die Produktwirksamkeit meist nur reduziert, aber nicht vollständig verloren. Wenn innerhalb der Triazole abgewechselt wird, kann die Wirksamkeit der Fungizidwirkstoffgruppe der Triazole besser erhalten werden. Um dem «shifting» vorzubeugen, gilt deshalb, unbedingt Wirkstoffe abwechseln! Ebenfalls dürfen auf keinen Fall Fungizide unterdosiert werden. Die Wirkstoffmenge ist ebenfalls entscheidend für die Länge der Wirkungsdauer.

Kontaktfungizide angemeldet zur Bewilligung

Zur Zeit sind keine Kontaktfungizide in den Zuckerrüben bewilligt. Infolge der Minderwirkungen auf dem Feld und steigender Resistenzproblematik gegenüber Strobilurinen und Triazolen sind Kontaktfungizide zur Bewilligung beim BLW angemeldet. Kupferformulierungen haben in Versuchen 2018 die besten Wirkungsverstärkungen gezeigt. Weitere Kontaktfungizide sind ebenfalls in Prüfung. Der Vorteil von Kontaktfungiziden ist insbesondere, dass kaum mit Resistenz zu rechnen ist.

Vor den Behandlungen in der Saison 2018 ist unbedingt nochmals die aktuelle Bewilligungssituation zu prüfen und allenfalls die Strategie anzupassen. Weitere neuartige Wirkstoffe gegen Cercospora sind vorläufig nicht in Sicht. 

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