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Betriebsführung

Arbeitsorganisation in der Landwirtschaft

Die Arbeit gut organisieren und die Zeit konsequent nutzen – das sind die Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Produktion auf dem zukunftsgerichteten Landwirtschaftsbetrieb. Was bringt die Digitalisierung? Bleibt dabei die Lebensqualität auf der Strecke? Steigt der Stress? Gestaltet sich der Landwirtschaftsbetrieb mehr und mehr als Arbeitsfalle?

arbeitsorganisation

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Bereichsleitung Tierhaltung & Milchwirtschaft Strickhof

Häufig wird vom modernen Landwirt der Spagat zwischen Stall- und Feldarbeiten sowie den anfallenden Betriebsführungs-Aufgaben verlangt. Diese kommen dabei oft zu kurz, weil sie mühsam und auch ungewohnt sind. Vielen Landwirten fällt es leichter, zu melken oder zu pflügen als Formulare auszufüllen, zu planen oder Betriebszweigkontrollen durchzuführen. Daher ist es für den unternehmerischen Erfolg notwendig, ein sogenanntes Selbstmanagement zu betreiben. Anhand einer konkreten Arbeitsplanung ist festzulegen, mit welchen Aufgaben man sich wann befasst, um die Arbeit auf dem Betrieb, die sozialen Komponenten (z.B. Freunde, Vereine…) und die Familie in ein Gleichgewicht zu bringen.

Kennzahlen einbeziehen

Erst unter Einbezug von Kennzahlen zum Management ist eine Aussage über den Gesamtarbeitszeitbedarf für ein Produktionsverfahren oder den Gesamtbetrieb möglich. Ausgehend davon können die wichtigen Produktivitätskennzahlen Arbeitsproduktivität (z. B. kg Milch je Stunde) und Arbeitsverwertung (z. B. Fr. Arbeitseinkommen je Stunde) charakterisiert werden. Damit ist gleichzeitig auch schon ein Erkennen von Zeitfressern und weiteren Schwachstellen verbunden.

Arbeit planen, Zeit einteilen

Der erste Schritt bei der Arbeitsplanung ist eine konkrete Zielsetzung. Anschliessend muss über den Weg dorthin entschieden werden. Die Ziele sollten schriftlich festgehalten werden. Planung kostet zwar Zeit und wird von vielen Bauern heute noch als aber, die Ziele zu konkretisieren, damit Zeit sinnvoll zu verwenden und so Zeitvergeudung angesehen. Sie hilft schliesslich die Arbeitszufriedenheit zu steigern. Ausserdem kann man mit schriftlicher Planung den Kopf für wesentlichere Dinge (z. B. Unternehmensentscheidungen) freihalten.

Zehn Planungsregeln

Die Arbeits- und Zeitplanung muss aber auch realistisch sein. Besonders junge und hochmotivierte Landwirte nehmen sich oft zu viel vor und sind nachher  enttäuscht, wenn sie ihre eigenen Ziele nicht erreichen. Schliesslich sollten die Zeitpläne unbedingt mit der Familie abgestimmt werden. Eine genaue Planung hilft, die Arbeit auf dem Landwirtschaftsbetrieb zu vereinfachen. Hierfür wurden bei Agroscope in Tänikon zehn Planungsregeln und Hilfsmittel entwickelt, um die verfügbare Zeit besser einzuteilen, Arbeitsfallen zu erkennen und gleichzeitig zu eliminieren.

Die Planungsregeln dienen als Hilfsmittel zur Arbeits- und Zeitplanung und können unabhängig voneinander eingesetzt werden. Ein weiterer Vorteil der vorgestellten Zeitplanungsmethoden liegt darin, dass sie kostenfrei sind. Sie müssen lediglich angewendet werden. Mit täglich ca. 6 Minuten lässt sich durchschnittlich eine Stunde an Arbeitszeit einsparen. Deshalb ist diese Form der Planung für den wirtschaftlichen Erfolg jedes Einzelbetriebes von grosser Bedeutung.

Zeitplanung ist Optimierung

Ausgehend von der Zeitplanung und der damit verbundenen Selbstkontrolle lassen sich Optimierungsstrategien ableiten. Jedes interessierende Arbeitsverfahren wird hinterfragt und im ständigen Vergleich mit Soll-Vorgaben bzw. arbeitswirtschaftlichen Kennzahlen verbessert. Diese Kennzahlen werden periodisch und im Rahmen von Forschungsvorhaben von Agroscope in Tänikon erstellt und publiziert. Der Erfolg kann in jeder Planungsphase über Checklisten überprüft werden. Das Optimierungspotenzial eines beliebigen Arbeitsverfahrens kann damit voll ausgeschöpft und die Arbeitszufriedenheit gesteigert werden.

Schlussfolgerungen

Gute Arbeitsorganisation und gezieltes Selbstmanagement müssen in Kombination mit arbeitserleichternden Hilfsmitteln vor dem modernen Landwirtschaftsbetrieb nicht Halt machen. Der Anteil der Betriebsführungsarbeiten am Gesamtarbeitszeitbedarf für jeden Landwirtschaftsbetrieb hat eine steigende Tendenz. Dies bedeutet, dass der moderne Landwirt immer mehr Zeit im Büro und immer weniger auf dem Feld oder im Stall verbringen wird. Dies kann eine Stressursache darstellen. Eine gute Arbeitsorganisation trägt aber auch dort dazu bei, dass die Familie und die sozialen Kontakte nicht zu kurz kommen. 

Planungsregeln

Ziele setzen

Setzen Sie die Zeit wie Pfeil und Bogen ein: zuerst zielen. Die tägliche Arbeit wird an eigenen Zielen ausgerichtet und nicht an äusseren Zuständen. Eigene Aufzeichnungen sind als Hilfsmittel wichtig.

Hilfsmittel: Wer schreibt der bleibt.

Prioritäten setzen

Wichtiges zuerst erledigen, Unwichtiges weglassen.

Hilfsmittel: Checklisten / Aufgabenlisten

Aufgaben zusammenfassen

Gleichartige Aufgaben in Zeitblöcke zusammenfassen, so wie es bei den Schweinehaltern schon lange läuft. (Enthornen, Klauenpflege, Trockenstellen, Abarbeiten von Post, Besprechungen, Vertreterbesuche).

Hilfsmittel: Aufgabenlisten

Vorbereiten

Am Abend wird der nächste Tag vorgeplant. Die Planung erfolgt schriftlich. Zeit für Unerwartetes und Routine muss eingeplant werden. Maximal 60% der verfügbaren Zeit werden verplant.

Hilfsmittel: Checklisten

Abschirmen

Nicht immer für alle erreichbar sein wollen. Mit sich selber Termine vereinbaren und auch einhalten.

Hilfsmittel: Schriftliche Zeitplanung

Kommunikationsmittel nutzen

Termine für Telefonate und Rückrufe vereinbaren. Moderne Kommunikationsmittel (WhatsApp, SMS, Mail, …) nutzen.

Vereinfachen

Schwierige Aufgaben in kleine Schritte aufteilen. Reihenfolge und Erledigungstermine festlegen

Hilfsmittel: Checklisten

Rücksicht nehmen

Termine nicht verlegen, sich nicht verspäten und nicht zu überziehen schafft Planungssicherheit, Akzeptanz und Vertrauen.

Hilfsmittel: Schriftliche Zeitplanung

Erfolge geniessen

Erledigtes als Erfolg wahrnehmen und nicht vergessen, sich selbst und andere zu belohnen.

Hilfsmittel: Visionen zulassen

Delegieren

Lassen Sie andere etwas machen. Übertragen Sie Verantwortung an Mitarbeiter und delegieren Sie damit Aufgaben (Kälberhaltung, Jungviehaufzucht, Aussenwirtschaft,…).

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