Warum ist es wichtig, den Studierenden das Thema Boden verdichtung zu vermitteln?
Die Studierenden sind unsere Stimme nach aussen. Viele von ihnen haben eine Ausbildung in der Landwirtschaft absolviert und werden früher oder später wieder auf einem Hof tätig sein. Wenn wir diesen zukünftigen Anwendern die Problematik der Bodenverdichtung in die Praxis mitgeben, haben wir den wichtigsten Schritt bereits gemacht. Wichtig ist uns aber auch die Sichtbarkeit ausserhalb unserer Institution, denn die langen Trockenperioden und die darauffolgenden starken Niederschläge als Folge der Klimaerwärmung machen das Thema Bodenschutz wichtiger denn je.
Was sind die typischen Anzeichen einer Bodenverdichtung und warum ist es so wichtig, Verdichtungen zu vermeiden?
Eine Bodenverdichtung ist im Feld nicht direkt messbar, kann aber je nach Kultur anhand von unregelmässig entwickelten Beständen erkannt werden. Bodenverdichtungen verursachen höhere Oberflächenabflüsse, Erosion und vermindern das Wasserhaltevermögen des Ackerbodens. Ob es jedoch zu einer Bodenverdichtung kommt, hängt stark von der Bodenfestigkeit ab, welche wiederum massgeblich von der Bodenfeuchtigkeit und -textur beeinflusst wird. Wir von der Abteilung Agrartechnik an der BFH-HAFL haben uns darauf spezialisiert, den Bodendruck im Feld zu messen und dadurch Aussagen zu treffen, wann eine Gerätekombination zu schwer oder der Luftdruck in den Reifen zu hoch ist. Denn mit relativ einfachen Massnahmen kann bereits zu einer Verbesserung des Bodenschutzes beigetragen werden. Beispielsweise durch die Verwendung von VF-Reifen (Very High Flexion), die es erlauben, auf dem Feld mit einem tieferen Reifeninnendruck zu fahren, kann die Aufstandsfläche erhöht und die Einwirkung in den Boden reduziert werden. Eine Reduktion des Reifendrucks bedeutet aber immer einen Kompromiss, bei Strassenfahrten mit höheren Geschwindigkeiten muss der Druck erhöht werden. Dabei kommt man nicht um Schnellablasssysteme oder Reifendruckverstellanlagen herum.
«Einfache Massnahmen können dazu beitragen, den Bodenschutz zu verbessern.»
Wie kann besser sensibilisiert werden? Braucht es ein Umdenken?
Unsere Webapplikation unter www.terranimo.ch ermöglicht es, verschiedene Reifen und Böden miteinander zu vergleichen. Dadurch wird die Auswahl der richtigen Rad-/Reifenkombinationen bei Neuanschaffungen erleichtert. Zusätzlich organisieren wir jährlich etwa zehn Feldtage, um die Anwender zu sensibilisieren. Im Austausch mit den Praktikern hören wir dann immer wieder, dass man oft nicht die Wahl hätte und auch bei Nässe ins Feld fahren müsse. Wir sind uns dieser Problematik bewusst, weisen aber darauf hin, dass die vorhandenen technischen Möglichkeiten noch deutlich besser genutzt werden können. Ansonsten besteht die Gefahr, dass durch unzureichenden Bodenschutz der zukünftige Ertrag beeinträchtigt wird. Denn der Boden ist in wenigen Sekunden verdichtet, braucht aber Jahre, um sich zu regenerieren.
Interview: Jean-Pierre Burri