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Landtechnik

Dank Baucoaching zu weniger Emissionen im Stall

Mit den richtigen baulichen Massnahmen reduzieren landwirtschaftliche Betriebe aktiv die Ammoniakemissionen in ihren Ställen. Ein Baucoach unterstützt sie dabei, indem er bei der Planung und Umsetzung mit individuellen Lösungen hilft. Der Baucoach Kilian Appert erklärt die Vorteile eines Baucoachings.

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Um Emissionen effektiv zu mindern, muss der Harn kontinuierlich und rasch abfliessen können; dies geschieht auf Laufflächen mittels Quergefälle und Harnsammelrinne.

Publiziert am

Redaktor, UFA-Revue

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Kilian Appert ist Baucoach, Landwirt und Agrotechniker HF. Seit 2021 arbeitet er am Arenenberg in einem 60 % Pensum als Lehrer und Berater im Bereich Milchvieh. Seit Januar 2024 leitet er den elterlichen Milchviehbetrieb.

Die Ammoniakemission in der Landwirtschaft ist eine bekannte Problematik. Die UFA-Revue wollte wissen, was die Nationale Drehscheibe Ammoniak vorschlägt und welche Massnahmen auf baulicher Ebene wirksam sind. 

Kilian, du bist im Rahmen der Drehscheibe Ammoniak als Baucoach unterwegs, was ist die Drehscheibe Ammoniak genau?

Die Nationale Drehscheibe Ammoniak hat eine unabhängige Projektleitung, welche die Koordination der verschiedenen Organe übernimmt. Ziele der Drehscheibe sind

– der Wissenstransfer zwischen sämtlichen Akteuren,  – die Unterstützung von Bauherrschaften, Fachstellen, Behörden und Firmen durch das Baucoaching,  – die Harmonisierung der Empfehlungen und Instrumente (Berechnungstools /-formeln) durch Einbezug aller relevanten Akteure.

Im Projekt eingebunden sind auch die HAFL, das BLW, das BAFU oder auch Agroscope. Die Empfehlungen der Drehscheibe sind wissenschaftlich fundiert, praxis erprobt und können im Konsens mit allen Akteuren abgegeben werden.

Woraus setzt sich deine Tätigkeit als Baucoach zusammen?

Meine Aufgabe besteht darin, Landwirte, Planer und Stalleinrichter zu beraten. Meistens werde ich hinzugezogen, wenn aufgrund hoher bestehender Ammoniakemissionen ein Bauprojekt zurückgewiesen wird oder wenn sich von Beginn weg abzeichnet, dass bauliche Massnahmen zur Reduktion der Emissionen nötig sein werden. Zunehmend kontaktieren mich auch Landwirte vor der ersten Baueingabe. Sie wollen das Projekt möglichst im ersten Anlauf durch das Bewilligungsverfahren bringen. Ich versuche, Theorie in die Praxis umzusetzen und für den Landwirt mit den erhaltenen Auflagen die beste Lösung zu finden.

Gibt es Zielkonflikte oder Synergien bei den Projekten, die du begleitest?

Mein Ziel als Baucoach ist es, Ammoniakreduktion und Tierwohl zu vereinen und damit bestmögliche Synergien zu erzielen. Ein Beispiel ist der erhöhte Fressstand mit Abtrennungen: Die Kühe stehen im Trockenen, ohne von Entmistungsroboter oder -schieber gestört zu werden. Dadurch entfallen auch die Bedenken, das Entmistungssystem an der Fressachse häufiger zu betätigen, denn hier fällt ein grosser Teil der Ausscheidungen an. Durch den erhöhten Stand werden Kühe weniger von ranghöheren Tieren vertrieben, ein «Abräumen» entlang der Fressachse entfällt durch die Trennbügel. Ein weiteres Beispiel sehe ich in integrierten Laufhöfen. Wird der Laufhof mit einem Laufgang kombiniert, der ohnehin erforderlich ist, kann die verschmutzte Fläche reduziert werden. Damit werden der Flächenverbrauch sowie Kosten gesenkt, und dennoch wird ein Beitrag für das Tierwohl geleistet.

Noch ein Beispiel zu einem möglichen Zielkonflikt: Wenn ein Landwirt aus einem Anbindestall einen Laufstall realisieren möchte, ist es nahezu unmöglich, die Summe der Ammoniakemissionen nach dem Bau tiefer zu halten als vorher.

«Ich versuche, für den Landwirt mit den erhaltenen Auflagen die beste Lösung zu finden.»

Kilian Appert, Baucoach

Gerade bei Umbauten stelle ich mir das nicht einfach vor, bauliche Massnahmen zur Ammoniakreduktion zu platzieren, wie siehst du das?

Das ist richtig, hier haben wir deutlich mehr begrenzende Faktoren, wobei es diese auch spannend machen. Grundsätzlich sehe ich in Umbauten ein grosses Potenzial, wenn wir wirklich Ammoniakemissionen auf Stufe Stall reduzieren wollen. Konkret denke ich an Möglichkeiten, herkömmliche Spaltenelemente durch Systeme zu ersetzen mit schnellem Harnabfluss und reduziertem Schlitzanteil. Bei planbefestigten Böden kann mithilfe einer vorgefertigten Gummimatte auch ein Gefälle erstellt werden. In diesem Fall können vorhandene Schieberanlagen mit einer relativ kleinen Anpassung weitergenutzt werden.

Was kostet das Baucoaching?

Bis zu einem bestimmten Mass ist die Unterstützung durch einen Baucoach für die Landwirtin oder den Landwirt kostenlos; in jedem Fall eine erste Konsultation und ein Besuch vor Ort.

Die Kosten für den Bau zahlt nach wie vor die Landwirtin oder der Landwirt. Lohnt sich denn eine solche Investition überhaupt?

Das ist richtig. Entscheidet sich der Bauherr jedoch für eine anerkannte bauliche Massnahme, wird diese über die Strukturverbesserungsverordnung von Bund und Kantonen unterstützt. Am Beispiel des erhöhten Fressstandes gibt es einen Beitrag in der Höhe von 210 Franken pro GVE bis Ende 2024 (Stand Dezember 2023 Kt. TG, dies kann von Kanton zu Kanton variieren). 

 

Unterstützung durch Baucoaches

Die Nationale Drehscheibe Ammoniak unterstützt und begleitet die Tätigkeit von unabhängigen Baucoaches. Im Moment gibt es vier Baucoaches, die sich auf die Regionen der Schweiz aufteilen: Erich von Ah (Nordwestschweiz, Bern und Zentralschweiz), Markus Bucheli (Nordwestschweiz, Bern und Zentralschweiz), Edith Paradis (Westschweiz und Freiburg) und Kilian Appert (Nordostschweiz und Graubünden).

Weitere Informationen unter www.ammoniak.ch 

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