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Landtechnik

Die Saat tanzt aus der Reihe

Beim Anbau von Hackfrüchten bringen einige Einzelkornsämaschinen das Saatgut präzise mit versetzter Kornablage aus. Das schafft gute Bedingungen für die Pflanzenentwicklung und steigert beispielsweise im Mais den Ertrag um bis zu zehn Prozent – wie Versuche in Deutschland verdeutlichen. Die Maschinen für die versetzte Kornablage zeigen klare Unterschiede auf.

Mehr Platz für jede Pflanze: Bei der versetzten Einzelkornsaat entsteht ein typisches Rauten- beziehungsweise Diamantmuster.

Mehr Platz für jede Pflanze: Bei der versetzten Einzelkornsaat entsteht ein typisches Rauten- beziehungsweise Diamantmuster.

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Landwirt und freischaffender Journalist

Bei der Aussaattechnik mit versetzter Kornablage werden die Saatkörner von einer Reihe zur nächsten versetzt abgelegt, sodass die Pflanzen zu ihren Nachbarn in den nebenan liegenden Reihen den gleichen Abstand aufweisen. Wird diagonal eine Schnur über die Position der Pflanzen gespannt, entsteht ein typisches Rauten- beziehungsweise Diamantmuster. Bei dieser Anordnung haben alle Pflanzen für ihre Entwicklung theoretisch gleich viel Platz zur Verfügung. Die grössten Vorzüge dabei sind: eine schnellere Boden deckung, das Unkrautwachstum wird gebremst, eine bessere Wurzelentwicklung, mehr Licht, ein besserer Zugang zu Wasser und Nährstoffen sowie erhöhter Erosionsschutz. «2019 wurde in Deutschland bei von Lemken durchgeführten Versuchen festgestellt, dass mit versetzt abgelegtem Mais im Doppelreihenverfahren mit einem Reihenabstand von 12,5 cm für Silomais eine Ertragssteigerung von fünf bis sieben Prozent und bis zu zehn Prozent für Körnermais erzielt werden konnte», erklärt Karl Bühler, Gebietsverkaufsleiter von Lemken für die Westschweiz. Bei der Ernte mit Standardaggregaten entstehen durch die Doppelreihen offenbar keine Probleme, jedoch wird das Hacken erschwert, da eine Bodenbearbeitung in der Mitte der Reihe nicht möglich ist. In Bio-Betrieben werden Einreihensaaten mit einem Reihenabstand von 50 cm bevorzugt.

Aussäen mit Precision Farming

Kverneland bietet die patentierte Geoseed-Technologie an, die als einzige Maschine in der Lage ist, für alle Hackfrüchte eine Parallel- und Dreieckseinzelkornaussaat durchzuführen. Geoseed ist ein ausgeklügeltes, Isobus-gesteuertes System und für die Sämaschinen Optima HD und SX (High Speed-Säreihe) sowie Monopill und Unicorn verfügbar.

«Mit versetzt abgelegtem Mais im Doppelreihenverfahren wurde eine Ertragssteigerung von bis zu zehn Prozent erzielt.»

Karl Bühler, Gebietsverkaufsleiter Lemken

Level 1 mit einem Sensor synchronisiert die Säscheiben von jedem Säelement, was eine gleichmässige Ablage des Saatguts im Parallel- und Dreiecksverband gewährleistet. «Ein für die Lohnunternehmer interessantes Kriterium, da sie ihren Kunden damit modernste Spitzentechnologie anbieten können», hält Peter Aregger, Produktmanager bei Agriott, fest. Die Level 2-Maschine hat eine zusätzliche Elektronikbox für eine bessere Synchronisation der Scheiben. Die Maschine, die mit dem RTK-System an eine automatische Lenkung gekoppelt ist, kann das Saatgut auf dem gesamten Feld nahezu punktgenau ausbringen. «Die Aussaat im Parallelverband bietet beispielsweise bei Zuckerrüben für das Hacken quer im Feld gute Möglichkeiten. Diese Technik kann insbesondere für den Bio-Landbau von Interesse sein, erklärt Aregger. Voraussetzung sei hier, dass die Maschine passend eingestellt sei, der Pflanzenabstand 20 cm betrage, eine gerade Ackerfläche sowie eine konstante Geschwindigkeit bei der Aussaat gewährleistet sei.

Getreidesämaschine zur Einzelkornsämaschine umrüsten

Pöttinger punktet mit der vielseitigen Aerosem PCS Sämaschine. Eigentlich ist es eine pneumatische Getreidesämaschine für die Einzelkornsaat von Mais. Mit dem Modell Duplex Seed erfolgt die Aussaat versetzt in Doppelreihen mit einem Abstand von 12,5 cm. Das PCS-System besteht aus acht Einzelkornablageverteilern, die unterhalb des Saatgutbehälters platziert sind. Spezialscheiben nehmen die Samen auf, diese werden über eine Bürste geführt und gelangen unter Druck und in exakten Abständen zur Säschar. «Für das Umrüsten der Aerosem in eine Einzelkornsämaschine ist nur eine Stunde erforderlich.

Auf jedem Säelement ist ein Stützrad und eine Schar zur Öffnung der Saatrille zu montieren», erklärt Raphaël Bertschy, Verkaufsberater bei Pöttinger für die Westschweiz.

Durch ein System aus kippbaren Trennwänden kann der Saatgutbehälter unterteilt werden und ermöglicht ein gleichzeitiges Ablegen einer Untersaat oder das Ausbringen eines Düngers.

Zweireihige Einzelkornmaschine

Mit einigen Einzelkornmaschinen ist es möglich, doppelreihig versetzt auszusäen. Mit dieser Methode kann der Pflanzenabstand um rund 30 Prozent erhöht werden und die Pflanzen verfügen über rund 70 Prozent mehr Platz. Dies führt zu einem besseren Wurzeldurchwuchs und es sind höhere Ernteerträge zu erwarten.

Bei der Entwicklung der Einzelkornsaatmaschine Azurit 9 von Lemken wurde darauf abgezielt, eine höhere Arbeitsgeschwindigkeit zu erreichen. Mit dem Delta Row-Verfahren erfolgt die Aussaat versetzt in Doppelreihen mit einem Abstand von 12,5 cm. Die Trennung der Saatkörner wird durch die beidseitig perforierten Sätrommeln mit versetzt angebrachten Löchern gewährleistet. Mit einem optionalen Fahrgassensystem können Maschinen mit breiten Reifen wie zum Beispiel Güllewagen eingesetzt werden.

Die Monoblock2-Rahmen von Monosem können mit den Doppelreihensäaggregaten Twin-Row Sync-Row ausgestattet werden. Die Doppelelemente sind unabhängig und die beiden Verteilboxen werden mechanisch synchronisiert. «Bei den von Monosem in Frankreich durchgeführten Versuchen mit Mais wurden im versetzten Doppelreihensaatverfahren und einer um 20 Prozent höheren Saatdichte drei bis fünf Prozent höhere Erträge erzielt», erklärt Rémy Vaucher, Verkaufsleiter bei Agar Landtechnik für die Westschweiz.

Jede Pflanze verfügt über 70 Prozent mehr Platz. Sie erhält somit mehr Licht und Nährstoffe.

Der amerikanische Hersteller Great Plains bietet diese Technik auch auf seinen Modellen YPE Twin-Row an. Optional können sie mit einer Vorrichtung ausgestattet werden, um die Ernterückstände zu verschieben und eine Saatrille zu öffnen. Somit wird die Maschine für eine konservierende Bodenbearbeitung mit Direktsaat eingesetzt – ein Spezialbereich des Herstellers. Durch das Saatgut-Transportsystem mit Überdruck kann der entstandene Abriebstaub des gebeizten Saatguts in den Boden geführt werden.

Im Programm des italienischen Herstellers Maschio ist auch die Sämaschine Gaspardo MTR Twin zu finden.

Das französische Unternehmen Agrowin dagegen hat eine zweireihige Sämaschine für den versetzten Anbau im Angebot. Die Maschine wird hinter dem Rotawin-Werkzeug, das den Boden mit den Strip-Till-Verfahren bearbeitet, montiert.

Nutzen die Kosten?

Die versetzte zweireihige Aussaat von Mais unter Schweizer Bedingungen setzt sich nur schwer durch. Die Ertragssteigerungen kompensieren die zusätzlichen Anschaffungskosten und die mangelnde Vielseitigkeit dieser Maschinen nur sehr bedingt. Trotzdem kann die Anschaffung für einige Betriebe spannend sein. 

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