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Landtechnik

Strom und Wärme ernten

Der Bio-Betrieb La Burgisberg im Kanton Jura zeichnet sich durch sein Engagement für eine nachhaltige und energieautarke Landwirtschaft aus. Mit Photovoltaikmodulen und einer Biogasanlage produzieren die beiden Partner einer Betriebsgemeinschaft ihren eigenen Strom sowie Heizwärme zur Deckung des Betriebsbedarfs.

Die Energieproduktion der PV-Anlagen und der Biogasanlage im Hintergrund ist ein zusätzlicher Produktionszweig für den Betrieb.

Die Energieproduktion der PV-Anlagen und der Biogasanlage im Hintergrund ist ein zusätzlicher Produktionszweig für den Betrieb.

Publiziert am

Redaktor, UFA-Revue

Text und Bilder: Jean-Pierre Burri

Die Betriebsgemeinschaft Domaine de La Burgisberg wurde 2021 von Christophe Ackermann und Dominique Odiet in Bourrignon im Kanton Jura gegründet. Der Betrieb liegt auf 850 m ü. M. in der Bergzone I und wird seit 2017 nach Bio-Richtlinien bewirtschaftet. Beim Gespräch auf dem Hof fällt schnell auf, mit welcher Überzeugung Ackermann über seine Projekte spricht. «Da mich Nachhal-tigkeits- und Energiefragen interessieren, habe ich bereits vor dem Zusammenschluss einen Teil der Betriebsdächer mit Photovoltaikmodulen ausgestattet und auf dem einige hundert Meter entfernten Gelände mit der Schweinemastanlage eine Biogasanlage installiert», erklärt Chris tophe Ackermann. In einer Betriebsgemeinschaft bewirtschaftet Ackermann heute mit Dominique Odiet, der in der Nachbargemeinde einen Landwirtschaftsbetrieb führt, eine Fläche von 140 ha und einen Schweinemaststall. Zusätzlich haben die beiden Mutterkühe, Aufzuchtrinder, Zuchtstuten und Pensionspferde.

Energie produzieren

Die PV-Anlagen auf dem Betrieb La Burgisberg wurden etappenweise errichtet. «2015 erfolgte die Montage der ersten Photovoltaikmodule», berichtet Ackermann. Weiter wurde auf dem Hof auch eine Speicherbatterie eingebaut, was eine höhere Autarkie ermöglicht, insbesondere zum Aufladen des Elektrohofladers.

In einem weiteren Schritt wurden auf den Dächern und teilweise an den Fassadewänden des Gebäudes, in dem die Biogasfermenter untergebracht sind, Solarmodule der Firma Agrola montiert. «Diese zusätzlichen Panels sind für den Eigenbedarf bestimmt», betont Ackermann. «In einer nächsten Etappe wird noch eine grosse Batterie zur Stromspeicherung installiert.» Die Idee ist, die Pumpen und Rührwerke des Biogases nachts mit dem tagsüber erzeugten Strom der Solarpanels zu betreiben. Jährlich werden auf dem Betrieb mit einer Panelfläche von 1800 m 2 insgesamt 200 000 kWh produziert.

Die Anlage vor Witterung schützen

Der Bau der Biogasanlage erfolgte ebenfalls in mehreren Schritten. Zuerst wurde mit einem Fermenter Strom und Wärme erzeugt. Anschliessend wurde ein zweiter, grösserer Fermenter hinzugebaut. Im Technikraum, der von Anbeginn für eine Erweiterung geplant war, wandeln zwei Liebherr-Motoren das Gas laufend in elektrischen Strom um. Die beiden Motoren sind jeweils in einem isolierenden Schrank untergebracht, der den Lärm weitgehend dämpft. «Um die Membran der Anlage vor der Witterung und im Winter auch vor Schnee zu schützen, befinden sich die beiden Fermenter unter einem Dach», erläutert Ackermann weiter beim Rundgang auf dem Hof. Aus diesem Grund ist die Abdeckung der Fermenter mit einer einzigen Membran möglich und ersetzt so das bei Freilandanlagen übliche Doppelmembransystem. Zudem sind die grosse Dachfläche und eine nach Süden ausgerichtete Fassadewand ideal für Solarpanels.

Die Energie selbst nutzen

Die Energieproduktion in Form von elektrischem Strom und Wärme bildet für die Partner der Betriebsgesellschaft La Burgisberg einen eigenen Geschäftszweig. Die Biogasanlage produziert ununterbrochen Tag und Nacht Energie. Die Abwärme wird in die Fussbodenheizung des Schweinestalls eingespeist und sorgt für ein angenehmes Raumklima für die Tiere. Weiter dient die Wärme zur Erhaltung der erforderlichen Temperatur in den Fermentern, zur Warmwasseraufbereitung sowie zur Erwärmung der Molke für die Mastschweine. Im Sommer wird die überschüssige Warmluft in einem Lagerraum vor dem Technikraum zur Getreidetrocknung verwendet. Der durch die Anlage produzierte Strom wird für den Betrieb der Pumpen und Rührwerke verwendet und der Überschuss wird ins Stromnetz gespeist.

Weiter wird der auf dem Hof erzeugte Strom für Fahrzeuge wie den Radlader Kramer KL 25.5e oder das Elektroauto genutzt. Dazu Christoph Ackermann: «Der Kramer wird täglich eingesetzt, sprich für den Fut-ter- und Materialtransport sowie für das zweimal wöchentliche Befüllen der Biogasbehälter. Daher muss er jeden Abend neu aufgeladen werden.» 

Energieproduktion auf dem Betrieb

Laut Bertrand Carassou, Bereichsleiter Bureau Suisse Romande bei Ökostrom Schweiz, sind die Vorteile der Energiegewinnung mit landwirtschaftlichen Biogasanlagen die folgenden:

– Diversifizierung für den Landwirtschaftsbetrieb

– Schaffung eines geschlossenen Kreislaufs auf dem Betrieb

– Verwertung von Hofdünger und Co-Substraten

– Eine Ergänzung der Produktion durch Biogas und Solarpanels

– Eine Produktion, die der Energie- und Klimastrategie der Schweiz förderlich ist

Betriebsporträt

Christophe Ackermann und Dominique Odiet bilden die Betriebsgemeinschaft La Burgisberg in Bourrignon (JU).

LN: 95 ha Grasland, 45 ha Ackerbau

Vieh: Schweinemast (800 Plätze), 14 Mutterkühe, 80 Rinder mit Aufzuchtsvertrag, 6 Zuchtstuten (Freiberger), 15 Pensionspferde

Energiegewinnung: Photovoltaikpanels 250 000 kW h/ Jahr, Biogas 800 000 kWh / Jahr

Arbeitskräfte: die beiden Betriebsleiter und ein Vollzeitmitarbeiter; ein Mitarbeiter sowie der Vater und der Onkel von Christophe Ackermann in Teilzeit.

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