Den Schweizer Mooren geht es schlecht

Die Qualität der Schweizer Moore geht trotz Verfassungsschutz insgesamt weiterhin zurück. Die Erfolge von Renaturierungen machen sich aber langsam bemerkbar. Über die jüngsten Entwicklungen und wirksame Massnahmen tauschten sich Fachleute aus Forschung und Praxis letzte Woche an einer Tagung an der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) aus.

Einwachsende Bäume wie Birken beschatten Moorböden und benachteiligen so die typischen Moorpflanzen. Hagenmoos (ZH).

Einwachsende Bäume wie Birken beschatten Moorböden und benachteiligen so die typischen Moorpflanzen. Hagenmoos (ZH).

(Ariel Bergamini)

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Die neusten Daten der bereits 25 Jahre dauernden Moorüberwachung machen eine klare Aussage: Die Schweizer Moore trocknen weiterhin aus und sie verbuschen zunehmend. «Die negativen Trends setzen sich fort», sagt Ariel Bergamini, Moorforscher der WSL. Er ist Leiter der Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz (WBS), die unter anderem die Entwicklung der Moore verfolgt. Hauptproblem für die Moore ist, dass sie zunehmend austrocken, wofür oft alte Entwässerungsgräben verantwortlich sind. Dazu kommt die Verbuschung: Auf den austrocknenden Böden wachsen Büsche und Bäume besser, ebenso auf Flachmooren, auf denen die landwirtschaftliche Nutzung als Wiesen und Weiden aufgegeben wurde. Die hohe Vegetation verdrängt die typische Moorflora und -fauna.

Rettung ist möglich

Bergamini kann aber auch Positives berichten: Den Hochmooren im Mittelland, wo diese wertvollen Ökosysteme besonders stark geschrumpft und beeinträchtigt sind, geht es langsam besser. Die Feuchtigkeit nahm im Schnitt zu und die Bedeckung durch Büsche und Bäume ab, was auf Luftbildern deutlich zu sehen sei. «Da zeigen sich Renaturierungsmassnahmen, denn die Büsche verschwinden nicht von selbst», sagt der Forscher. «Es wird etwas gemacht und das lohnt sich aus Sicht des Naturschutzes.»

Tatsächlich bestätigte Sébastien Tschanz vom Service de la faune, des forêts et de la nature, Kanton Neuenburg einen positiven Effekt auf die Fauna: Mit der Wiedervernässung des Moores Sous-Martel-Dernier ab 2013 stieg die Zahl der Libellenarten von 15 bis zum Jahr 2021 auf über 52. Bei der Pflege von Flachmooren gilt es, das Einwachsen von Büschen und Bäumen zu verhindern. Mähen oder Beweiden führten beide zum Ziel, sagte Markus Peintinger, Gastwissenschaftler an der WSL. 

Hochmoor Renaturierung

Wie eine Hochmoor-Renaturierung konkret vor sich geht, zeigte Xavier Jutz vom Ökobüro PLUSPUNKT eindrücklich auf. Lange Wände aus ineinander verkeilten Holzplanken, sogenannte Holzspundwände, verschliessen ehemalige Gräben. Unerwünschte Bäume wie Fichten und Büsche wurden entfernt. Wehre regulieren gezielt den Wasserspiegel. 

Moore retten, CO2-Ausstoss verhindern

Solche Arbeiten sind also sehr wirksam – aber auch sehr teuer. Wie kommen Gemeinden und Kantone an zusätzliches Geld dafür? Eine Möglichkeit hierfür ist der Verkauf von CO2- Kompensationszertifikaten. Austrocknende Moore stossen grosse Mengen an CO2 aus. Werden sie wiedervernässt, hört dies auf. Mittels des von der WSL-Wissenschaftlerin Lena Gubler entwickelten Kompensationsmechanismus max.moor können Institutionen oder Unternehmen wie Baufirmen oder Garagen CO2 zugunsten Moorrenaturierungen.

Reis auf Schweizer Moorböden?

Abhilfe für den Treibhausgas-Ausstoss von landwirtschaftlich genutzten (ehemaligen) Moorböden sucht auch das landwirtschaftliche Forschungszentrum Agroscope. Solche Böden können sehr fruchtbar sein. Dies geschieht aber auf Kosten des Klimas und der Böden und hoher Kosten für die Entwässerung. Tatsächlich sind Moorböden für rund ein Zehntel der Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft verantwortlich, obwohl sie nur kleine Teile der Landwirtschaftsfläche ausmachen, wie Agroscope-Mitarbeiterin Chloé Wüst-Galley erklärte. Mit Sand abgedeckte Moorböden liefern bessere Erträge und stossen zwar kaum weniger CO2 aus, aber um 90% weniger Lachgas. Letzteres ist ein weiteres Treibhausgas.

Eine andere Möglichkeit wäre es, an Nässe angepasste Kulturpflanzen anzubauen – zum Beispiel Reis. Dieser gedeiht nicht nur in tropischen, sondern auch gemässigten Zonen. 

Quelle: WSL (ausführlicher Text)

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