Der erste Tag widmete sich dem Thema «Sicherheit im Umgang mit Rindvieh». Mit den Worten «Mit dem Traktor diskutiert man nicht – und mit der Kuh sollst du’s auch nicht probieren!» eröffnete Tagungsleiter Benedikt Hellermann (BUL) die Tagung. Nach der Begrüssung durch Thomas Frey (BUL/agriss) wurden zwei neue Kampagnen vorgestellt: Heinz Feldmann (BUL) informierte zur Brandverhütungskampagne, welche zusammen mit der Beratungsstelle für Brandverhütung erarbeitet wird, während Benedikt Hellermann (BUL) die seit Anfang Jahr laufende Präventionskampagne «Risiko runter!» präsentierte.
Barbara Ducreux vom Institut de l’Elevage in Lyon zeigte 5 Schlüssel für mehr Sicherheit in der Rindviehhaltung auf und betonte die Wichtigkeit einer guten Mensch-Tier-Beziehung als Grundlage, um das Risiko zu senken. Im Anschluss berichtete der Luzerner Landwirt Franz Burri aus 35 Jahren Praxis im Umgang mit Mutterkühen und Stieren. Als erfahrener Stierenzüchter zeigte er eindrücklich auf, wie kleine, aber bewusste Handlungen und Entscheidungen im Alltag dazu beitragen, auch mit Stieren sicher zu arbeiten.
Roger Steiner, Oberarzt und stellvertretender Zentrumsleiter des Notfallzentrums Inselspital Bern präsentierte medizinische Erkenntnisse aus der Notfallmedizin zu Verletzungen durch Rindvieh. Benedikt Rodens (SVLFG) ergänzte das Programm mit Vorträgen zu aktuellen Sicherheitsstandards in Deutschlands Rinderhaltung und zur Einführung der Bullenbox.
Am Nachmittag standen vier praxisorientierte Posten im Zentrum: David Stich von der Vianco gab einen Einblick in die Arbeit von Tiertransporteuren und die Anforderungen an einen sicheren Tiertransport. Milena Burri (FiBL) gab einen Einblick in verschiedene Einrichtungen und Abläufe für sichere Hoftötungen. Mit der Budbox zeigten Cäsar Bürgi vom Hof Obere Wies in Holderbank SO und Damian Laube von B&M Agrotech eine einfache Einrichtung, welche zusammen mit Techniken des Low Stress Stockmanship stressfreieres und damit sichereres Arbeiten mit Rindern ermöglicht. Hanna Voigt (BLV) und Reto Häusermann (agriss) präsentierten die Sicherheitsanforderungen an Entmistungsroboter zum Schutz von Menschen und Tieren. Bei einem feinen, von der Firma Triopan gesponserten Apéro und angeregten Diskussionen liessen die Teilnehmenden anschliessend diesen ersten Tag ausklingen.
Gesundheitsschutz in der Landwirtschaft
Der zweite Tag stand unter dem Fokus «Gesundheitsschutz in der Landwirtschaft». Samuel Fuhrimann (Swiss TPH) stellte Ergebnisse der FarmCoSwiss-Studie vor, die einen umfassenden Überblick über die Gesundheit der landwirtschaftlichen Bevölkerung liefert.
Gesundheitsschutz beginnt bereits in der Ausbildung: Benedikt Rodens (SVLFG) stellte das Programm «AzubiAktiv» vor, welches Lernende in den grünen Berufen gezielt auf verschiedenen Wegen zu Gesundheitsschutzthemen sensibilisiert. Peter Roos (Büro a&o GmbH) beleuchtete die Förderung der psychischen Gesundheit von Lernenden und zeigte praxisnah auf, welchen Herausforderungen sich Berufsbildnerinnen und Berufbildner, aber auch die Lernenden beim Übergang von der Schule ins Arbeitsleben stellen.
In einem Erfahrungsbericht gab Thomas Croisier (BUL) Einblick in die Auswirkungen, welche eine Rückenerkrankung mit sich bringt und zeigte Ansätze zur Prävention auf. Olivier Barras vom ETH Spin-Off «Auxivo» präsentierte in der Folge die Einsatzmöglichkeiten verschiedener Exoskelette als Unterstützung bei rücken- und schulterbelastenden Arbeiten.
Dr. Anja Zyska Cherix (Suva) lieferte einen Überblick über die häufigsten berufsbedingten Krankheiten in der Landwirtschaft und zeigte auf, wann eine Krankheit als Berufskrankheit eingeordnet ist. Sie betonte dabei auch die Notwendigkeit, sich als Selbständigerwerbende Person gegen Berufsunfälle zu versichern, um im Fall einer Berufskrankheit Versicherungsleistungen beziehen zu können.
Auch psychisch herausfordernde Themen fanden Raum: Aude Poncet (Prométerre) stellte verschiedene Präventionsprojekte im Kanton Waadt vor. Das Suizidpräventionsprojekt «Sentinelle VD» sensibilisiert unter anderem Schlüsselpersonen wie Tierärzte oder Berater, welche häufig in den Betrieben sind, heikle Themen anzusprechen. Seit letztem Jahr bietet der Kanton Waadt ein Mentoringprogramm an, bei dem sich Betriebsleitende in schwierigen Situationen durch erfahrene Berufskollegen begleiten lassen und so wieder Fuss fassen können, um den Betrieb weiterzuführen.
Einen Einblick in die Stressprävention gab Dirk Mewes, Coach und Mentaltrainer, und bezog die Teilnehmenden gleich mit einer praktischen Übung zur Stressbewältigung ein. Abschliessend thematisierte Dr. Roland Krischek (Suva) die zunehmenden UV-indizierten Hauterkrankungen sowie den Schutz vor UV-Strahlung bei Arbeiten im Freien.
Quelle: BUL