In den ersten Lebenswochen ist die Verdauung von Kälbern mit der von Monogastriern zu vergleichen, denn ihre Verdauung ist primär auf Milch ausgerichtet. Eine Ad-libitum-Tränke erlaubt es den Tieren, ihren individuellen Erhaltungsund Leistungsbedarf optimal zu decken. Eine intensive Fütterung in dieser Phase unterstützt das Wachstum und stärkt das Immunsystem, wodurch die Krankheitsanfälligkeit geringer ausfällt. Dies liegt daran, dass sich durch eine hohe Nährstoffversorgung mehr Körperzellen bilden, was langfristig die Entwicklung des Organismus positiv beeinflusst. Die optimale Ausprägung der Zellvermehrung durch die intensive Tränkestrategie zeigt sich später in den höheren Leistungen der Milchkuh. Laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) sollte eine tägliche Zunahme von mindestens 800 g angestrebt werden, um spätere Leistungseinbussen zu vermeiden. Das heisst, die Leistung einer Milchkuh wird in den ersten Lebenswochen durch die metabolische Programmierung beeinflusst. Gemäss einer Studie der tierärztlichen Hochschule Hannover kann das Erstkalbealter durch eine intensive Aufzucht um rund vier Wochen gesenkt werden.
Tränkeplan und Absetzstrategie
Ein strukturierter Tränkeplan und dessen konsequentes Umsetzen sind entscheidend für ein erfolgreiches Abtränken. Nach der vierten Lebenswoche kann von einer Ad-li-bitum-Tränke zu einer kontrollierten Tränke gewechselt werden. Hierbei eignet sich der Start bei acht Litern pro Tier und Tag (siehe Tabelle). Anschliessend ist ein kontinuierliches Abgewöhnen der Milch empfehlenswert. Wichtig ist, die Milchmenge nicht abrupt zu reduzieren, sondern kontinuierlich anzupassen. Tränkeautomaten können dabei helfen, die Tränkemenge schrittweise zu verringern und den Übergang zu erleichtern. Als Indikator für den Abtränkezeitpunkt sollte nicht nur das Alter des Tieres beachtet werden, gute Kriterien sind das Gewicht und der Gesundheitszustand der Kälber. Ein gutes Richtmass ist die Frischsubstanzaufnahme (FS): Kälber sollten nach dem Absetzen der Milch 4,5 bis 5,5 kg FS aufnehmen, damit die bedarfsgerechte Versorgung gewährleistet werden kann.
Förderung früher Futteraufnahme
Nebst einer intensiven Tränkephase ist die frühe Aufnahme von möglichst viel Trockensubstanz entscheidend für die Pansenentwicklung und die Vermeidung des Wachstumsknicks, wobei die Qualität des Festfutters eine wesentliche Rolle spielt. Qualitativ hochwertiges und schmackhaftes Futter ist für eine frühe Festfutteraufnahme und die bestmögliche Entwicklung der Organe wichtig. Festfutter wie Heu und Ergänzungsfutter, beispielsweise als Mischung wie das Kälbermash, eignet sich für die Entwicklung des Pansenvolumens und der Pansenzotten bestens. Stets frisches Wasser bereitzustellen, ist ein Muss.
Stressminimierung beim Absetzen
Parallel sollte darauf geachtet werden, Stressfaktoren zu minimieren. Häufig fällt der Wechsel von der Milch zu Festfutter mit dem Stallwechsel zusammen, wodurch die Kälber Stress ausgesetzt sind. Das Immunsystem der Jungtiere ist noch nicht vollständig ausgereift und befindet sich in der Entwicklungsphase. Stress kann die Darmgesundheit beeinträchtigen, das Immunsystem schwächen und das Risiko für Erkrankungen wie Durchfall oder Atemwegsinfektionen erhöhen. Um den Stress für die Kälber zu minimieren und faktorielle Erkrankungen zu vermeiden, ist es entscheidend, die Tiere möglichst schonend von der Milch auf Festfutter umzustellen.
Je nach Tränkesystem gibt es bewährte Strategien, um das Absetzen für die Kälber möglichst schonend zu gestalten. Wenn ein Tränkeautomat im Einsatz steht, sollten die Kälber in ihrer gewohnten Bucht abgesetzt werden, um unnötigen Stress zu vermeiden. Erst nach einer Anpassungsphase von mehreren Tagen erfolgt der Wechsel in eine neue Gruppe. Nach der Eingewöhnung im neuen Bereich sollte die Futterumstellung erfolgen.
Bei der Eimertränke sind zwei Strategien möglich: Entweder erfolgt das Absetzen in der ursprünglichen Bucht mit anschliessendem Umbuchten und späterer Futterumstellung. Oder die Kälber werden in den neuen Stall gezügelt, danach von der Milch abgesetzt und erst dann auf die neue Fütterung umgestellt. In jedem Fall sollten zwischen den Stall-, Gruppen- oder Futterwechseln einige Tage liegen, um den Kälbern die Zeit zu geben, sich an die neue Situation zu gewöhnen. So lassen sich Gesundheitsprobleme reduzieren, der Wachstumsknick gering halten und eine optimale Entwicklung der Kälber fördern.