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Nutztiere

Automatisch besser melken

Wer über den Einsatz eines Melkroboters nachdenkt, fragt sich: Wie verändert sich der Alltag? Welche Vorteile bringen die Daten? Wie muss ich die Fütterung anpassen? Der Betrieb Staub liefert Antworten – aus der Praxis für die Praxis.

Automatisierte Melksysteme bringen mehr Ruhe in die täglichen Abläufe.

Automatisierte Melksysteme bringen mehr Ruhe in die täglichen Abläufe.

(Nicole Matt)

Publiziert am

Redaktorin UFA-Revue

 / 4 Serie Automatisierung im Stall

Der Morgen im Zugerland ist regnerisch und die Hügel um Menzingen (ZG) sind in dichte Wolken gehüllt, als auf dem Hof von Helen und Thomas Staub eine Kuh gemächlich den Melkroboter betritt. Ruhig verrichtet die Maschine ihre Arbeit, während Thomas die Tiere beobachtet. «Früher haben wir jede Kuh zweimal am Tag im Melkstand gesehen», sagt Thomas Staub. Heute gehe es anders: «Die Kühe bestimmen selbst ihren Rhythmus und das hat spürbare Auswirkungen auf die Herde».

Familie mit Tradition und Zukunftsblick

Der Betrieb der Familie Staub trägt die Handschrift mehrerer Generationen. Vor rund 50 Jahren errichtete der Vater von Thomas einen Anbindestall für 28 Kühe. 1999 übernahm Thomas, schon ein Jahr später entschied er sich für den Bau eines modernen Laufstalls. Mit seiner Frau Helen führt er den Hof heute gemeinsam. Unterstützung kommt von einem Lernenden und von Familienangehörigen. Auch ihre Neffen packen gerne mit an, wenn es die Zeit erlaubt. «Uns war wichtig, dass der Betrieb zukunftsfähig bleibt und die Tiere es gut haben», sagt Helen Staub. Deshalb investierte das Paar 2023 in mehr Platz und Komfort: Einige Aussenliegeboxen wurden angebaut, die Liegeboxenbügel erneuert und mit dem neuen Melkroboter von GEA hält die Automatisierung Einzug in den Stall.

Mehr Ruhe

Die Arbeit im Stall ist geblieben, doch sie hat einen anderen Fokus bekommen. «Früher haben wir viel Zeit mit dem Melken verbracht, jetzt nutzen wir diese Zeit für die Tierbeobachtung», erklärt uns Thomas Staub. Auffälligkeiten oder Brunstverhalten liessen sich schneller erkennen. Auch die Kühe profitierten: Sie können ungestört fressen, ruhen und zum Melken gehen, wann es ihnen passt. «Die Herde ist deutlich ruhiger, seit wir am Roboter melken», ergänzt Thomas. Für die Familie bringt die Technik zudem mehr Flexibilität – sei es für eine Familie oder für einen Abendanlass ausserhalb.

«Die Herde ist deutlich ruhiger, seit wir am Roboter melken.» 
Thomas Staub, Landwirt

Daten als neues Werkzeug

Jeden Tag prüft Thomas Staub mehrfach die vom Roboter gelieferten Kennzahlen. Besonders die Milchmengen im Vergleich zum Wochenschnitt sind für ihn ein Frühwarnsystem: Weichen einzelne Tiere ab, wird sofort genauer hingeschaut. Auch gesundheitliche Probleme lassen sich früh erkennen – etwa drohende Euterentzündungen durch die Leitwertbestimmung. Seit der Einführung habe sich die Eutergesundheit der Herde deutlich verbessert und der Antibiotikaeinsatz konnte gesenkt werden.

Ein weiterer Parameter ist die Aktivität der Kühe: Bewegen sich die Tiere mehr als sonst, weist das auf brünstige Tiere hin, eine auffällig geringe Aktivität auf mögliche Erkrankungen. So ergänzen digitale Daten die tägliche Beobachtung.

Nutzen für die Fütterungsberatung

Auch Fütterungsberater Peter Zgraggen profitiert von der neuen Technik. Für ihn ist der kontinuierliche Datenfluss ein echter Fortschritt. «Vor dem Roboter gab es nur die monatliche Milchleistungsprüfung – eine Momentaufnahme, die durch die Umwelteinflüsse kurzfristig verzerrt werden kann», erklärt er. Heute stehen tägliche Auswertungen über den gesamten Monat hinweg bereit. Dadurch werden Zusammenhänge zwischen Fütterung, Leistung und Gesundheit sichtbar, wodurch er die Fütterung präziser beurteilen und Empfehlungen gezielter anpassen kann.

Investition in die Zukunft

Es ist sehr ruhig im Stall. Die Kühe kommen von selbst zum Melken oder liegen entspannt in den Boxen. Für Thomas und Helen Staub hat sich der Schritt zur Automatisierung gelohnt: weniger Druck durch fixe Melkzeiten, mehr Ruhe in der Herde und verlässliche Daten bilden die Basis für Entscheidungen im Herdenmanagement. «Die Technik nimmt uns viel Arbeit ab, aber es bleibt wichtig, dass wir die Tiere genau im Blick behalten», betont Thomas. Für die Zukunft sieht die Familie klar: Wer offen bleibt für neue Lösungen und die Bedürfnisse der Tiere im Auge behält, kann den Hof Schritt für Schritt weiterentwickeln. 

Unser Tipp

Erfolgreich starten mit Melkroboter

  • Geduld: Das Einmelken braucht seine Zeit – sowohl Kühe als auch Betriebsleitende müssen sich erst an die neuen Gegebenheiten gewöhnen.
  • Tierbeobachtung: Die Tierbeobachtung bleibt zentral. Der Roboter ersetzt nicht das Auge des Landwirts.
  • Daten nutzen: Tägliche Auswertung von Milchmenge, Leitwert und Aktivität bringt Vorteile im Herdenmanagement.
  • Beratung einbeziehen: Laufende Daten ermöglichen präzisere Fütterungs- und Managementstrategien.

Betriebsspiegel

Helen und Thomas Staub Menzingen (ZG), 805 m ü. M.

Fläche: 34 ha LN (davon 4 ha Mais, 3 ha Futterweizen, Rest Natur- und Kunstwiesen)

Tierbestand: 48 Milchkühe (Brown Swiss und Holstein) + Nachzucht, 130 Mastschweineplätze

Melktechnik: GEA-Melkroboter (seit 2023)

Fütterung: TMR mit 1 ⁄3 Maissilage, 2 ⁄3 Grassilage; ergänzt mit Maismehl, Eiweisskonzentrat, Biertreber, Heu, Melasse, Mineralsalz und Salz

Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Lernender, Familienangehörige

Betriebsentwicklung: 1999 Hofübernahme, 2000 Bau Laufstall, 2023 Investition in Melkroboter und Liegeboxen

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