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Nutztiere

Der Sache auf den Grund gehen

Wann hat man als Betrieb ein Problem mit der Eutergesundheit? Nicht alle Betriebsleiter und Betriebsleiterinnen reagieren gleich schnell und intensiv auf erste Alarmzeichen. Die eigenen Ansprüche und auch die Anforderungen an Qualitätszahlungen respektive die Abzüge sind sehr unterschiedlich.

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(Bild: Wolfgang Ehrecke, Pixabay )

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Tierärztliche Bestandesbetreuung

Neben dem klassischen Zielwert «theoretische Tankzellzahl» sind für Tierärztinnen und Tierärzte der Anteil klinischer Euterentzündungen, der Anteil an eutergesunden Kühen in der Herde und die Anzahl ausgemerzter Kühe aufgrund schlechter Eutergesundheit wichtige Hilfsmittel zur ersten Beurteilung der Eutergesundheit auf einem Betrieb. Tabelle 1 zeigt die wichtigsten Kennzahlen, ihre Zielwerte und die Zahlen eines besuchten Betriebes (Betrieb A). Weitere Kennzahlen des Betriebs A, welche anlässlich der monatlichen Milchkontrolle erfasst und ausgewertet werden, sind in Tabelle 2 aufgelistet.

Hohe Kosten

Betrieb A hat eine erhöhte durchschnittliche theoretische Tankzellzahl und klar zu viele klinische Euterentzündungen. Zudem werden für seine Betriebsgrösse zu viele Kühe aufgrund der ungenügenden Eutergesundheit ausgemerzt. Der Betrieb hat entsprechend den Kennzahlen ein Eutergesundheitsproblem primär mit zu vielen klinischen Euterentzündungen.

Die Behandlungskosten für die Eutergesundheit und die zusätzlichen Kosten, zum Beispiel für Zitzentücher, Dippmittel oder technische Hilfsmittel wie eine automatische Melkzeugabnahme, sind meist bekannt. Die weichen Kosten, respektive nicht generierte Einnahmen im Zusammenhang mit der Eutergesundheit, sind selten bekannt. Der Betrieb hat relativ hohe Kosten im Bereich der Eutergesundheit (siehe Tabellen 3a/3b). Diese Verluste zu berechnen, basiert auf theoretischen Berechnungen, welche von verschiedensten Faktoren ab hängig sind. Die Kosten für eine klinische Euterentzündung sind stark vom Laktationsstadium, vom Erreger und vom Alter der Kuh abhängig.

Betriebsbesuch

Wichtig ist, dass sich der Tierarzt immer ein direktes Bild auf dem Betrieb macht, wenn er kontaktiert wurde. Dies, weil gemäss Erfahrung einerseits Pauschalaussagen nicht möglich sind und andererseits, weil die wichtigsten betriebsspezifischen Risikofaktoren so direkt überprüft und besprochen werden können. Der Betriebsbesuch der Tierärzte von tbb-rind gliedert sich immer in mehrere Teile:

  • Identifizierung des Leitkeimes
  • Haltung und Umgebung der Kühe
  • Definition der offenen Fragen und Besprechung der Ziele des Besuches
  • Beurteilung der Fütterung
  • Bewertung der Melktechnik und -arbeit
  • Schlussbesprechung inklusive erster Analyse der Ist-Situation und Optimierungsvorschläge

Der Betriebsbesuch zieht in den meisten Fällen weitere Abklärungen und Analysen nach sich. Erst wenn alle Abklärungen abgeschlossen sind, wird der finale Bericht verfasst und direkt mit der Betriebsleiterin oder dem Betriebsleiter besprochen. Häufig entwickelt sich aus dem ersten Besuch mindestens ein weiterer Besuch, um die getätigten Umsetzungen zu besprechen und die gemachten Fortschritte zu begleiten. Das Betreuungsintervall ist betriebsindividuell und wird gemeinsam definiert. Je nach Betrieb und Ursache der hohen Zellzahlen respektive der erhöhten Anzahl an Euterentzündungen sieht der Betriebsbesuch anders aus. Dies beinhaltet auch das Miteinbeziehen von weiteren Dienstleistern auf dem Betrieb, wie zum Beispiel dem Melktechniker oder dem Fütterungsexperten.

Situation und Vorgehen auf dem Betrieb

Betrieb A produziert nach den Richtlinien der integrierten Produktion und hat einen Stalldurchschnitt von 8200 kg Milch (305-Tage-Leistung). Während der Weidemonate werden die 33 Kühe halbtags geweidet, und im Stall erhalten die Kühe eine Teilmischration. Ausserdem ist eine Kraftfutterstation mit zwei Futterkomponenten in Betrieb. Die Situation wurde vor Ort betrachtet und Lösungsvorschläge erarbeitet (siehe Tabelle 4).

Nach vier Monaten kann ein verhaltenes positives Fazit gezogen werden. Sowohl die theoretische Tankzellzahl als auch die Anzahl Behandlungen von klinischen Euterentzündungen sind gesunken respektive weiter am Sinken. Bis zu diesem Zeitpunkt ist keine Kuh aufgrund der Eutergesundheit abgegangen. Häufig benötigen Betriebssanierungen im Durchschnitt ein Jahr. Positive Tendenzen und Veränderungen der Eutegesundheitskennzahlen geben schon früher die Entwicklung, respektive den Erfolg der Massnahmen an. Beim Betrieb A kann insbesondere auch aufgrund der tiefen Neuinfektionsrate und der tiefen Anzahl klinischer Euterentzündungen kann der eingeschlagene Weg fortgeführt werden. Wichtig ist, dass die Betriebsleiterin oder der Betriebsleiter konsequent dranbleibt und extern weiter begleitet wird. 

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