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Nutztiere

Futterkosten: Wer rechnet gewinnt

Das Futter macht auf Milchwirtschaftsbetrieben einen hohen Anteil der Kosten aus. Um die Kosten zu optimieren, müssen diese zuerst bekannt sein. Während die Ausgaben für das Ergänzungsfutter rasch ersichtlich sind, sind die Grundfutterkosten auf vielen Betrieben eine Blackbox.

Grafilk-Struktur

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Leiter Marketing & Mitglied der Geschäftsleitung, UFA AG

UFA-Beratungsdienst

Dass gute Grundfutterqualitäten das Fundament einer wirtschaftlich erfolgreichen Milchproduktion sind, ist bekannt. Die Tragweite vom finanziellen Erfolg wird vielfach unterschätzt. Die Auswertungen der UFA Herd Support (UHS) Daten von 232 Betrieben zeigt, dass die Schweizer Milchviehhalter Weltmeister sind in der Produktion von Grundfutter. Die Leistungen aus dem Grundfutter liegen bei rund 6800 kg. In Deutschland werden daraus vergleichsweise zwischen 3000 und 5000 kg gemolken.

Der Einsatz von Ergänzungsfutter bei Schweizer Milchkühen ist im Vergleich zu den umliegenden Ländern sehr tief. Der durchschnittliche Einsatz je Kuh und Laktation liegt bei rund 700 kg, in Deutschland bei rund 1500 kg. Trotz überdurchschnittlichen Milchleistungen bei den UHS-Betrieben von rund 9700 kg (2018) liegt der Kraftfuttereinsatz je kg Milch nur bei rund 115 g. Als Vergleich werden in Deutschland meist Mengen von unter 250 g pro Kilogramm Milch angestrebt, auch bei deutlich tieferen Leistungen.

Schnell gelesen

  • Mit Top-Grundfutter kann die Grundfutterleistung deutlich erhöht werden 
  • Die Grundfutterkosten sollten bekannt sein 
  • Ergänzungsfutter sind teilweise günstiger als Grundfutter 
  • Ein ICL von <750 g TS / kg Milch ist anzustreben 
  • Vergleichszahlen (Vollkosten, Grundfutterkosten oder UHS) sind zu nutzen, um besser zu werden 
  • Eine hohe Lebendtagleistung ist entscheidend für eine wirtschaftliche Milchproduktion

Grundfutterkosten werden oft unterschätzt

Auch bei unterschiedlichen Rahmenbedingungen hat jeder Betrieb Möglichkeiten, die Futterkosten zu beeinflussen. Leider sind die Grundfutterkosten meist unbekannt. Wer diese berechnen will, kann dies in Zusammenarbeit mit der HAFL in Zollikofen machen. Gemäss Michael Sutter, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der HAFL, zeigen Berechnungen der vergangenen Jahre, dass die Grundfutterkosten oft unterschätzt werden. Die Tabelle zeigt die Kosten von Grassilage, Dürrfutter und Maissilage auf. Diese können sich von Betrieb zu Betrieb stark unterscheiden. Anhand dieser Kostenkenntnisse kann abgewogen werden, welche Grundfutter günstiger und interessanter sind. Sind die Grundfutterkosten bekannt, können diese mit dem Kraftfutter verglichen werden. In der Berechnung (Tabelle) wird mit einem ausgeglichenen Leistungsfutter mit 7,0 MJ NEL und 17 Prozent RP gerechnet. Je nach Bezugsmenge und allfälligen Aktionen liegt der Preis pro 100 kg TS zwischen 63 und 54 Franken. Letzterer Nettopreis ist also fast vergleichbar mit den Kosten für Grassilage oder Dürrfutter. Wird zusätzlich die Nährstoffkonzentration berücksichtigt, sind die Kosten für das Leistungsfutter sogar tiefer. Dieser Vergleich zeigt auf, wie wichtig es ist, die Grundfutterkosten zu kennen, um die Fütterung bestmöglich zu optimieren. Was beim Kraftfutter aber noch nicht berücksichtigt ist, sind die Kosten für die Verabreichung.

Grundfutter ausgleichen

Unabhängig vom Milchleistungsniveau gilt es, das Grundfutter bestmöglich auszugleichen. Nur eine ausgeglichene Ration mit Berücksichtigung der Fermentationsparameter ergibt eine effiziente Ausnutzung des Grundfutters. Überschüsse, wie zum Beispiel ein Energieüberhang, kosten unnötig Geld. Aufgrund der ungenügenden Grundfutterverwertung kann dies negative Auswirkungen auf die Tiergesundheit haben, was wiederum Kosten verursacht.

Grundfutteranalysen bilden die Basis bei der Rationsberechnung und geben Aufschluss, ob eine Silage-Ration mit langsam oder schnell fermentierbarem Eiweiss auszugleichen ist. Bei der Ergänzung mit Mineralstoffen und Spurenelementen gilt dasselbe Prinzip. Die Mineralstoff-Analysen bei Dürrfutter über die letzten zehn Jahre ergaben Phosphor-Werte zwischen 1,3 und 5,1 g / kg TS, was einer sehr grossen Spannweite entspricht. Eine längerfristige Phosphor-Unterversorgung hat schwerwiegende Gesundheitsstörungen zur Folge, während eine Überversorgung unnötig Geld kostet und die Umwelt belastet.

Futtereffizienz kennen

Auch bei Rationen, die anhand der Fermentationsparameter berechnet sind, sollte die Futtereffizienz berechnet, beziehungsweise kontrolliert werden. So kann man die Futterkosten gezielt steuern. Eine Möglichkeit dazu ist die Berechnung anhand des ICL (Indice de Conversion Laitier), auf Deutsch «Effizienzberechner der Milchproduktion». Der ICL misst die aufgenommene Menge TS, die benötigt wird, um ein Kilogramm Milch zu produzieren. Die effektiven Kosten je kg Milch können so berechnet werden. Eine Herausforderung ist, die aufgenommene TS-Menge zu ermitteln. Bei einer TMR kann dies relativ einfach berechnet werden. Dazu müssen der TS-Gehalt der Mischung und die verabreichte Menge (minus Krippenreste) bekannt sein beziehungsweise gewogen werden. Die Datenbasis der UFA (Grafik 2) zeigt, dass der ICL zwischen 600 und 1000 g TS / kg Milch liegt. Je tiefer der ICL, desto weniger Futter wird benötigt , um ein Kilogramm Milch zu produzieren. Als Zielwert wird maximal 750 g angestrebt.

Sind zusätzlich die Grundfutterkosten bekannt, können diese im Verhältnis zum ICL gestellt werden. Die Datenbasis, die anhand einer Diplomarbeit in der Westschweiz ermittelt wurde, zeigt, dass bei höheren Milchleistungen meist ein tieferer, also besserer ICL erreicht wird. Dabei sind alle laktierenden Kühe zu berücksichtigen. Denn werden nur die Startphasenkühe betrachtet, kann dies das Resultat verfälschen. In den ersten Laktationswochen ergeben sich tiefere Werte, da der TS-Verzehr noch nicht auf dem Maximum ist und die Kühe Körperfett einschmelzen. Da verbrauchte Körperfettreserven ab der Laktationsmitte und vor allem in den letzten 100 Laktationstagen wieder aufgefüllt werden, ergibt sich in dieser Zeit eine schlechtere Effizienz und somit ein höherer ICL. Der Anteil für den Erhaltungsbedarf bleibt konstant und macht bei tieferen Leistungen einen höheren Anteil an aufgenommenen Nährstoffen und somit auch an TS aus. Dies erklärt, wieso Hochleistungstiere einen tieferen ICL haben und somit effizienter sind.

Es gilt stets zu berücksichtigen, dass die Genetik, die Fütterung und das Management der Leistung entsprechen. Für eine Hochleistungsstrategie muss einerseits das genetische Potenzial vorhanden sein, andererseits auch die Futtergrundlage. Weiter muss das Management bei hohen Leistungen intensiviert werden, damit die Tiergesundheit nicht leidet. Beim Vergleich der Tierarztkosten gilt es, diese je Kilogramm Milch und nicht je Kuh zu vergleichen. Pro Kuh haben Hochleistungsbetriebe in der Regel höhere Kosten, bei der Betrachtung pro Kilogramm Milch jedoch kaum.

Fazit

In der heutigen Zeit ist es wichtig, die Kostentreiber zu kennen, um an den richtigen Schrauben zu drehen. Pauschalaussagen wie zum Beispiel «zu hohe Kraftfutterkosten», sind unseriös. Die Kosten sind stets in Zusammenhang mit der Strategie und Philosophie des Betriebsleiters zu stellen. Die Kraftfutterkosten können durchaus ein Kostentreiber sein, wenn Genetik, Fütterung und Management den Milchleistungen nicht gewachsen sind.

Eine Auswertung der Arbeitskreisbetriebe von Hohenrain 2018 (Grafik 1) zeigt, dass die Strukturkosten bei höherer Leistung deutlich mehr zurückgehen als die Direktkosten steigen, was bedeutet, dass höhere Kraftfutterkosten berechtigt sind. Wichtig ist, dass der eingeschlagene Weg konsequent verfolgt wird. Häufige Strategiewechsel, zum Beispiel aufgrund agrarpolitischer Entscheide, führen meist nicht zum Erfolg. Schlussendlich kann jede Strategie, sei es mit eher tiefen oder hohen Leistungen, erfolgreich sein. Das Sprichwort «zuerst besser werden und dann wachsen» hat auch heute noch seine Berechtigung, denn langlebige, gesunde Kühe sind der Schlüssel zum Erfolg.

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