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Nutztiere

Masttiere sojafrei füttern?

Die sojafreie Fütterung ist nicht nur in der Milchproduktion, sondern auch bei der Fleischproduktion in mehreren Labels eine Vorgabe. Funktioniert eine sojafreie Fütterung überhaupt, und welche Herausforderungen entstehen dabei? Die BG Löhr hat den Schritt gewagt und ist erfolgreich damit.

Die BG Löhr betreibt Grossviehmast und hat zusätzlich noch eine Angus-Mutterkuhherde. Aufgrund der Vorschriften von Swiss Black Angus müssen alle Mastti...

Die BG Löhr betreibt Grossviehmast und hat zusätzlich noch eine Angus-Mutterkuhherde. Aufgrund der Vorschriften von Swiss Black Angus müssen alle Masttiere auf der BG Löhr sojafrei gefüttert werden. 

(Bild: UFA AG)

Publiziert am

Mitarbeiterin Technischer Dienst, UFA AG

Rindviehspezialist, UFA AG

 

Damit das Mastvieh bedarfsgerecht gefüttert werden kann, braucht es eine abgestimmte und ausgeglichene Ration. Je nach Label gibt es unterschiedliche Vorschriften, was die erlaubten Futtermittel angeht. Einige Labels verbieten Soja oder schränken dessen Einsatz auf gewisse Lebensphasen ein. Beispielsweise bei den Labels Natura-Veal und Natura-Beef darf Soja in der Fütterung nicht eingesetzt werden. Bei Swiss Prim Gourmet und Premium Beef gilt die sojafreie Fütterung bis zum Absetzen. Bei Swiss Black Angus ist das Verfüttern von Soja nicht erlaubt, und die Vorschrift gilt hier sogar für alle Tiere auf dem Betrieb (siehe Tabelle).

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Martin Uhlmann und Ernst Bangerter, Betriebsgemeinschaft Löhr, Lobsigen.

(Bild: UFA AG)

Mutterkühe und Grossviehmast

Die Betriebsgemeinschaft Löhr in Lobsigen wird von Martin Uhlmann und Ernst Bangerter geführt. Der Stall bietet 100 Plätze für Masttiere. Ab dem Herbst werden nur noch 80 Plätze durch die Masttiere belegt. Eine Bucht wird ab diesem Zeitpunkt von der Angus-Mutterkuhherde beansprucht, welche für die sojafreie Fütterung verantwortlich ist. Trotzdem können etwa 1,7 Umtriebe pro Jahr erzielt werden. Die Buchten werden durch Remonten bestockt. Es wird keine Aufzucht betrieben, denn neben der Grossviehmast betreibt die BG Löhr noch Futter- und Ackerbau, was zusätzlich viel Zeit beansprucht. Die Kulturen werden sehr bodenschonend angebaut. Es wird viel pfluglos und mit Direktsaat gearbeitet. Da viel humuszehrende Kulturen angebaut werden, kann der Mist der Masttiere die Humusbilanz wieder verbessern.

Vorschriften Label Swiss Black Angus (SBA)

Tierhaltung

  • IP-Suisse-Richtlinien inkl. Biodiversitätsanforderungen
  • BTS- und RAUS-Vorschriften gelten für die Mutterkühe, deren Kälber und für die Ausmasttiere
  • Kälber werden mindestens acht Monate von ihrer Mutter gesäugt

Fütterung

  • Fütterungsvorgaben gemäss Richtlinien IP-Suisse
  • Fütterung Mutterkühe: ausschliesslich Raufutter, Ergänzung mit Mineralstoffen, Spuren elementen und Vitaminen erlaubt
  • Sojaeinsatz und Futterharnstoff verboten (Kombination Grossvieh und SBA nur möglich, wenn bei allen Tieren dieser Tierkategorie kein Soja verfüttert wird)

Schlachtung

  • Angusblutanteil mindestens 75 % bei SBA-Schlachttieren
  • Mindesthaltedauer auf Ausmastbetrieb: 5 Monate
  • Maximales Alter: 24 Monate
  • Taxierung Schlachtkörper mindestens T3, Schlachtgewicht mindestens 220 kg bis maximal 320 kg

Sojafreie Fütterung

Mit der Labelanpassung von Swiss Black Angus stellte die BG Löhr die Fütterung aller Tiere auf eine sojafreie Fütterung um, um den Mehrwert bei der Vermarktung der Black-Angus-Tiere zu erhalten. Gemäss Martin Uhlmann machte die ganzbetriebliche Umstellung bezüglich Arbeitsaufwand sowieso am meisten Sinn. «Falls die Umstellung nicht geklappt hätte, hätten wir wieder auf eine Fütterung mit Soja gewechselt», so der Betriebsleiter.

Aktuell wird für die Mastmuni eine Mischung hergestellt, welche den Tieren jeder Alterskategorie vorgelegt wird. Die Mischung besteht zu über 60 Prozent aus Maissilage. Weiter sind Feuchtgetreide und getrocknete Zuckerrübenschnitzel enthalten. Neben den Energiekomponenten ist ein sojafreies Proteinkonzentrat im Einsatz. Ein spezifisches Mineralsalz für die Grossviehmast dient der optimalen Bedarfsdeckung von Mineralstoffen und Vitaminen. Durch die Maissilage ist die Ration stärkelastig. Der Abbau von Stärke im Pansen senkt den pH-Wert, was das Risiko für eine Pansenazidose erhöht. Die BG Löhr wirkt diesem Risiko durch eine zusätzliche Pufferung mit Futterkalk entgegen. Zudem fressen die Masttiere bei Bedarf Stroh in der Tretmistbox, was den Roh faserbedarf abdeckt und das Risiko einer Pansenazidose weiter reduziert. Wichtig dabei ist gemäss Bangerter täglich frisches Stroh. Für die optimale Bedarfsdeckung mit Protein und Energie wird den Tieren gezielt je nach Altersgruppe Ergänzungsfutter verabreicht. Die jüngeren Tiere, welche sich noch im Wachstum befinden, erhalten das sojafreie Proteinkonzentrat als zusätzliche Proteinquelle. Sobald das Wachstum abgeschlossen ist, wird anstelle von Protein zusätzliche Energie für eine genügende Fettabdeckung benötigt. Die BG Löhr setzt dafür ein energiereiches Ergänzungsfutter ein.

Tageszunahmen von 1600 g gehören auf der BG Löhr zur Normalität.

Mögliche Herausforderungen

Eine Herausforderung bei der Umstellung war, ob man den APDE-Gehalt gleich hoch ansetzen kann wie bei der sojahaltigen Fütterung. APDE ist nämlich einer der wichtigsten Kennwerte in einer Mastration, um die erstrebten Schlachtauswertungen zu erzielen. Die Betriebsleiter betonen, dass sie bei einer Verschlechterung der Schlachtauswertung wieder auf Soja zurückgreifen würden. Die Leistungen zeigen keine Unterschiede. Tageszunahmen von 1600 g gehören auf der BG Löhr zur Normalität. Auch die Schlachtauswertungen befinden sich auf einem sehr guten Niveau. Sie verzeichnen weniger als zehn Prozent Tiere mit Fettklasse 2 und 4. Die Fleischigkeit liegt praktisch immer in den Klassen C, H oder T.

Schlussfolgernd können die erstrebenswerten Leistungen in der Grossviehmast sowohl mit oder auch ohne Soja erzielt werden. Doch was sind die Ersatzkomponenten für Soja? Maiskleber bringt viel APDE und hat daher ein grosses Potenzial. Hingegen hat Soja ein günstigeres Aminosäuremuster. Neben Maiskleber gibt es noch die Raps-Nebenprodukte (Schrot, Kuchen) und die Getreideschlempe. Jene Proteinträger enthalten aber deutlich weniger APDE, was die Rationsgestaltung und somit auch die Leistungen der Tiere vor Probleme stellen würde. Und nicht zu vergessen ist, dass die genannten Proteinträger inklusive Sojaschrot Nebenprodukte aus der Lebensmittelproduktion sind. Sojaschrot fällt nämlich bei der Sojaölgewinnung an. All diese Nebenprodukte können via Masttier in für den Menschen wertvolles Protein umgewandelt werden. 

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