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Nutztiere

Automatisch besser füttern mit Roboter

Wie verändert ein Fütterungsroboter den Arbeitsalltag? Welche Aufgaben übernimmt er und welchen Einfluss hat das auf die Tiere? Der Betrieb Stähli zeigt, was Automatisierung auf dem Futtertisch bedeutet.

Technik, die entlastet: Der Vector übernimmt Füttern, Anschieben und Futtermischen selbstständig.

Technik, die entlastet: Der Vector übernimmt Füttern, Anschieben und Futtermischen selbstständig.

(Nicole Matt)

Publiziert am

Aktualisiert am

Redaktorin UFA-Revue

 

Es ist früher Morgen auf dem Betrieb Stähli. Während draussen die Sonne über Rapperswil aufgeht, setzt sich der rote Helfer langsam in Bewegung. Exakt folgt er seiner vorgegebenen Fahrbahn, schiebt das Futter zu und überprüft, wie viel TMR noch auf dem Futtertisch liegt. «Wenn weniger als acht Zentimeter Futter übrig sind, mischt der Vector automatisch eine neue Ration», erklärt Markus Stähli zufrieden. Füttern, anschieben und mischen erledigt der Fütterungsroboter selbstständig, Tag und Nacht.

Betrieb mit mehreren Standbeinen

Der Landwirtschaftsbetrieb der Familie Stähli ist vielseitig aufgestellt. Neben den 42 Milchkühen gehören 90 Mastschweineplätze und ein Lohnunternehmen zum Betrieb. Die Aufzucht ist ausgelagert und wird über einen Aufzuchtvertrag abgedeckt. Unterstützung erhält Markus Stähli von einem Lernenden sowie von seinen Eltern, die noch regelmässig mitanpacken. Vor der Betriebsübernahme im Jahr 2013 hat Stähli den Betrieb mit seinen Eltern in einer Generationengemeinschaft geführt. «Ich bin im Lohnunternehmen stark eingespannt», erzählt er. «Da ist es ein grosser Vorteil, wenn ich mich bei der Fütterung der Kühe auf den Vector verlassen kann.» Flexibilität und Zeitersparnis waren die Hauptgründe für die Investition in den Lely-Fütterungsroboter, der seit April 2025 im Einsatz ist.

Stets frisches Futter

Etwa fünf- bis achtmal pro Tag mischt der Roboter eine neue TMR für die Milchkühe – je nach Futteraufnahme. Denn der Roboter füttert nicht nach einem fixen Zeitplan. Alle 30 Minuten schiebt er das Futter an und misst gleichzeitig mit einem seitlichen Laser, wie viel Futter noch auf dem Futtertisch liegt. Ist die Futterhöhe tiefer als acht Zentimeter, fährt der Roboter zurück zur Futterküche und mischt eine neue Ration, das lässt sich individuell anpassen. So wird sichergestellt, dass den Kühen kontinuierlich frisches Futter zur Verfügung steht, ohne dass der Mensch eingreifen muss. «Durch die hohe Fütterungsfrequenz werden die Kühe immer wieder zum Fressen animiert», berichtet Markus Stähli. Zudem herrsche weniger Konkurrenz in der Herde, da durch die hohe Fütterungsfrequenz auch rangniedere Kühe am Futtertisch zum Zug kämen. Da die Kühe im Melkstand gemolken werden, legt der Roboter nachmittags und nachts vor dem Melken eine kurze Pause ein, in der keine neue Ration vorgelegt wird. So kann der Futtertisch geputzt werden und den Kühen steht direkt nach dem Melken frisches Futter zur Verfügung. «Seit der Roboter im Einsatz ist, haben wir praktisch keine Futterreste mehr», sagt Stähli zufrieden. Bei Betrieben mit automatischen Melksystemen läuft der Roboter in der Regel 24 Stunden durch und wird nur zum Putzen des Futtertischs manuell gestoppt.

«Früher brauchte ich jeden Tag eine Stunde fürs Füttern – heute nur noch eine pro Woche.»
Markus Stähli, Landwirt

Präzise dosiert

Mit einem Greifer holt der Roboter autonom alle Komponenten, die er für die Ration benötigt. Der Silomais wird automatisch aus den Hochsilos mit Untenentnahme über einen Förderer in den Mischer zudosiert – dieses Konzept ist einzigartig in der Schweiz. Über die vier zusätzlichen Kleindosierer werden Kleinkomponenten wie Mineralfutter automatisch hinzugegeben. Die anderen Komponenten lagern in der Futterküche, die Stähli rund zweimal pro Woche auffüllt. Das dauert etwa eine Stunde – im Vergleich zu früher eine enorme Erleichterung: «Früher war ich jeden Tag etwa eine Stunde mit Füttern beschäftigt, immer zu festen Zeiten. Heute brauche ich dafür nur noch eine Stunde pro Woche. Und wann ich die Futterküche auffülle, spielt keine Rolle – das mache ich, wann es mir passt», erzählt Stähli. Neben der Funktionalität lobt der Betriebsleiter auch den Service durch Lely: «Im Sommer hatten wir an einem Sonntag ein Problem mit dem Greifer. Kurz darauf war bereits ein Servicetechniker vor Ort und hat das Problem gelöst – das hat mich beeindruckt.»

Betriebsspiegel

Markus Stähli  Rapperswil (BE), 521 m ü. M.

Fläche: 20 ha: Mais, Getreide, Kartoffeln, Futterbau

Tierbestand: 42 Milchkühe (Holstein und Red Holstein) + Nachzucht im Aufzucht vertrag, 90 Mastschweineplätze

Milchleistung: 9425 kg Stalldurchschnitt

Fütterungstechnik: Lely Vector MFR

Fütterung: TMR mit Grassilage, Maissilage, Heu, Kartoffeln, Eiweisskonzentrat, Leistungsfutter, Mineralfutter, Dextrose

Arbeitskräfte: Markus Stähli, Lernender, Eltern und Familie

Betriebsentwicklung: 2013 Hofübernahme, April 2025 Investition in Lely Vector MFR

Höhere Futteraufnahme

Auch Fütterungsberater Bernhard Fischer von der UFA sieht die hohe Fütterungsfrequenz als klaren Vorteil. «Durch die hohe Fütterungsfrequenz nehmen die Kühe mehr und gleichmässiger Futter auf. Das stabilisiert den Pansen-pH und reduziert das Risiko einer Pansenübersäuerung. Das wirkt sich positiv auf die Milchleistung und die Tiergesundheit aus», erklärt Bernhard. Seit der Installation des Fütterungsroboters liegt die Milchleistung der Herde pro Kuh und Tag rund vier Kilogramm höher. Ein erstes Fazit will Stähli nach einem Jahr ziehen – der Trend zeigt jedoch klar nach oben. Der Betrieb läuft ruhig, die Tiere wirken ausgeglichen. Für Markus Stähli hat sich der Schritt in die Automatisierung gelohnt: mehr Zeit, weniger Arbeitsaufwand und mehr Flexibilität. «Die Technik ersetzt mich nicht, sie unterstützt mich», sagt er. «Und das gibt mir Freiraum – für die Arbeit, die Familie und für das, was mir wichtig ist.» 

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