Schweizer Rapsöl ist ein sehr gefragtes Produkt, sei es aus klassischen Sorten oder aus solchen, die Öl in HOLL-Qualität (High Oleic, Low Linolenic) liefern. Diese Öle zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an Ölsäure und einen niedrigen Gehalt an Linolensäure aus. Beim Einsatz in der Küche bringt dies gesundheitliche Vorteile, denn HOLL-Rapsöl ist beim Erhitzen besonders stabil und bildet keine gesundheitsschädlichen Verbindungen.
Die verschiedenen Fettsäuremuster
Seit 20 Jahren wird HOLL-Raps gezielt mit Blick auf diese Qualitätsmerkmale gezüchtet. Im Jahr 2024 beobachtete die Branche jedoch einen leichten Anstieg des Linolensäuregehalts. Lorenz Hauck, Geschäftsleiter bei Florin, erläutert die Wirkung der verschiedenen Fettsäureverhältnisse im HOLL-Rapsöl:
«Ein zu hoher Gehalt an Linolensäure (C18 : 3) in Kombination mit einem zu niedrigen Gehalt an Ölsäure (C18 : 1) verschlechtert die Hitzestabilität von HOLL-Rapsöl. Ein hoher C18 : 3-Gehalt fördert die Bildung unerwünschter Transfettsäuren beim Frittieren, weshalb dieser Wert auch als wichtiges Qualitätsmerkmal einer Sorte betrachtet wird. Für die industrielle Anwendung bedeutet dies, dass das Öl kürzer einsetzbar ist, da es früher ausgetauscht werden muss. Das ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht nachteilig. Im privaten Haushalt führt ein solcher Ölgehalt dazu, dass das Öl beim Erhitzen früher zu schäumen beginnt und einen unangenehmen Geruch auf das Frittiergut überträgt.»
Optimale Werte für HOLL-Rapsöl
Ein Linolensäuregehalt von weniger als 3 % gilt als ideal für HOLL-Rapsöl. Dieser Wert wird durch gezielte Züchtung zuverlässig in der Genetik jeder neu zugelassenen Sorte verankert. Dennoch muss berücksichtigt werden, dass externe Faktoren wie Klima, Standort oder Anbaumethoden den tatsächlich bei der Pressung gemessenen Gehalt beeinflussen können.
Die aktuell verfügbaren Sorten sind bekannt: V386 OL ist die Hauptsorte, daneben werden V350 OL und V316 OL angeboten. Für die Bio-Produktion ist unbehandelte V350 OL für die Aussaat 2025 verfügbar. Neue Sorten werden derzeit angemeldet, die das Portfolio in den nächsten Jahren bereichern werden.
Interview mit Alice Baux, Verantwortliche für Anbautechnik und Sorten Ackerbau bei Agroscope
Worauf wird bei der Züchtung von HOLL-Rapssorten geachtet?
Alice Baux: HOLL-Rapssorten werden nicht nur aufgrund ihrer agronomischen Eigenschaften bewertet, sondern insbesondere auch aufgrund der Qualität ihres Öls. Ein niedriger Linolensäuregehalt ist dabei entscheidend.
Ist der Gehalt an Linolensäure der Sorte immer gleich hoch?
Nein, leichte Schwankungen können durch Witterungseinflüsse entstehen. Kühle Temperaturen im Frühling, speziell während der frühen Kornfüllung, fördern tendenziell einen etwas höheren Linolensäuregehalt. Diese Effekte sind jedoch begrenzt und erklären keine grösseren Qualitätsschwankungen.
Was spielt dann noch eine Rolle?
Jegliches Vermischen mit klassischem Raps muss vermieden werden – bei der Saat, der Ernte und auch bei der Lagerung. Bereits geringe Anteile von klassischem Raps können die Öleigenschaften deutlich verschlechtern. In den ersten Jahren des HOLL-Rapsanbaus ist deshalb besonders sorgfältig auf das Nachwachsen klassischer Sorten zu achten. Diese können sich mit dem HOLL-Raps vermischen und so die Qualität stark beeinträchtigen. Mit der Zeit reduziert sich dieses Risiko. Wenn auf einer Parzelle bereits HOLL-Raps angebaut wurde, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass klassische Rapspflanzen aufwachsen. Auch wenn es in diesem Fall nicht mehr notwendig ist, den Durchwuchs zu kontrollieren, sollte man dennoch wachsam gegenüber der Vermischung von Saatgut anderer Sorten sein.
Kann die Kontamination von benachbarten Feldern kommen?
Ursprünglich wurde ein großer Abstand zwischen Parzellen mit konventionellem und HOLL-Raps empfohlen, aber unsere Arbeit hat gezeigt, dass die Kontamination durch Pollen gering ist. Daher wird heute nur noch eine physische Begrenzung zwischen den Parzellen empfohlen, ein Weg oder eine Hecke, um eine Vermischung bei der Aussaat oder der Ernte zu verhindern.
Sind nah verwandte Arten auch ein Problem?
Ja, auch andere Kreuzblütler wie Senf oder Rübsen können problematisch sein. Werden sie als Zwischenfrucht oder zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt, muss man ebenfalls aufpassen. Auch hier kann es zu einer Vermischung kommen.
Inlandsituation bei HOLL-Raps
Die jährliche Rahmenvereinbarung zwischen Swiss-Olio und dem Schweizerischen Getreideproduzentenverband (SGPV) legt die Mengenbasis für die Rapsproduktion in der Schweiz fest. Für die Ernte 2025 sowie 2026 sind dies 106 000 t Raps, wovon etwa ein Drittel in der HOLL-Qualität produziert wird. Der Anbau von HOLL-Raps erfolgt via Vertragsanbau, welcher zwischen fenaco und den Sammelstellen organisiert wird. Der Zuschlag für HOLL-Raps, der im Rahmen der Vertragsproduktion gezahlt wird, beträgt aktuell 10 Fr. je 100 kg.
Obwohl die Nachfrage nach inländischer HOLL-Rapssaat unverändert hoch ist, verliert der Rapsanbau seit einigen Jahren an Attraktivität. Hauptgrund hierfür sind die Einschränkungen beim Pflanzenschutz, die die Ertragssicherheit und Praktikabilität des Anbaus in der Schweiz beeinträchtigen. Die Übernahmekriterien für HOLL-Raps richten sich nach den verbindlichen Übernahmebedingungen von swiss granum. Für weitere Informationen und vor allem Auskünfte für die Regionen sollte man sich direkt an die entsprechende Sammelstelle mit HOLL-Raps-Übernahme oder an fenaco GOF wenden. HOLL-Raps bleibt trotz der Herausforderungen ein wichtiger Bestandteil der Inlandproduktion. Er sichert die Wertschöpfungskette und trägt zur Nachfrage nach qualitativ hochwertigen, lokal produzierten Ölen bei.