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Pflanzenbau

Backstage beim Speisesoja

Bei den pflanzlichen Proteinen hat Soja die Nase vorn. Im Anbau und in der Fruchtfolge zeigt es sich als sehr solide und starke Kultur, wenn die richtige landwirtschaftliche Routine für den eigenen Standort gefunden ist. Zudem hat die Sortenentwicklung beim Speisesoja grosse Schritte nach vorne gemacht.

Eine zu tiefe Saat ist zu vermeiden, da Soja epigäisch keimt und in Hakenform die Erdoberfläche durchdringt. 

Eine zu tiefe Saat ist zu vermeiden, da Soja epigäisch keimt und in Hakenform die Erdoberfläche durchdringt. 

(Pixabay.com)

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Redaktorin UFA-Revue

Quer gelesen

– Ein hoher Proteingehalt, wenig Eigengeschmack und ein farbloser Nabel sind beim Speisesoja gewünscht.
– Den Unkrautdruck gering zu halten, hat Priorität beim Anbau von Soja.
– Die Hülsenfestigkeit ist wichtig für eine gute Ernte, im Zweifelsfall sollte früher gedroschen werden.

Pflanzliches Protein für die menschliche Ernährung und ein bewussterer Fleischkonsum beschäftigen viele Menschen. Proteinpflanzen, die für den Anbau in der Schweiz geeignet sind, gibt es einige, eine Kultur bleibt dabei aktuell – Soja. In der Schweiz wurden 2023 etwa 3100 Hektaren Soja angebaut (provisorischer Wert nach Swiss Granum).

Schweizer Sojazüchtung

Bei den Sojasorten haben Betriebe die Wahl aus vier Reifegruppen: sehr früh und früh, mittelfrüh und mittelspät. 13 Sorten finden sich 2024 auf der empfohlenen Sortenliste von Swiss Granum und 12 auf der des FiBL für den Bio-Anbau (siehe «Unser Tipp»). 8 Sorten aus beiden Listen stammen aus Schweizer Züchtung durch DSP-Delley und Agroscope. Die UFA-Revue hat Christoph Barendregt, bei DSP verantwortlich für die Selektion und Produktion von Soja, gefragt, worauf es bei der Züchtung neuer Sorten und insbesondere bei Speisesoja ankommt. Bei DSP werden die künftigen Sorten in Kleinparzellenversuchen getestet. Inklusive der Saatgutvermehrung dauert es gut 12 bis 15 Jahre, bis eine neue Sojasorte auf den Markt kommt. Die Züchtung legt ein besonderes Augenmerk auf die Speiseeignung, dazu werden bereits Zuchtlinien zu Tofu verarbeitet, um die Ausbeute und dessen Festigkeit zu prüfen. Je nach Proteingehalt und Zusammensetzung variiert die Ausbeute beträchtlich. Auch die Farbe des Nabels, des Ansatzes der Bohne an der Hülse, kann je nach Verarbeitung und Anforderung für die Färbung des Endprodukts relevant sein. Hier ist je nach Verarbeiter farblos / gelb, statt hellbraun / braun gewünscht. Eine gute Speiseeignung schliesst übrigens nicht aus, dass die Sorte auch hohe Futtererträge liefern kann.

Züchterblick beim Soja

Der Proteingehalt, das Tausendkorngewicht (TKG) und die Tofueignung sind züchterisch im Fokus. Zudem sollte Soja möglichst wenig Eigengeschmack aufweisen, dieser wird durch das Enzym Lipoxygenase verursacht. Barendregt erklärt, dass es dem Sojazüchter von Agroscope gelungen ist, dass dieses Enzym in einer Sorte nicht mehr gebildet werde und somit die Bohnen geschmacklich sehr neutral seien. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist die Hülsenfestigkeit. Barendregt betont, dass man sich bei der Hülsenfestigkeit nicht nur auf das verlassen darf, was auf dem Sortenbeschrieb steht. «Dass erst ab Mitte September erst geerntet wird, ist ein Glaubenssatz, den man ablegen sollte. Mit der Sommertrockenheit kann es schon im August so weit sein. Wichtig ist es, Soja zu ernten, sobald es reif ist. Je länger die Pflanzen dann auf dem Feld stehen bleiben, desto höher ist die Gefahr, dass sich Hülsen öffnen.» 

«Dass erst ab Mitte September geerntet wird, ist ein Glaubenssatz, den man ablegen sollte.» 

Christoph Barendregt, DSP Delley

Mit Blick auf den ökologischen Anbau sind Sorten mit rascher Jugendentwicklung und frühem Reihenschluss gefragt, um das Unkraut in Schach zu halten. Krankheiten oder Schaderreger seien in der Züchtung aktuell kein grosses Thema, da die Kultur in Europa noch recht jung sei. Lediglich auf die samenbürtige Samenfäule (Phomopsis longicolla) werde bei der Saatgutzertifizierung durch Agroscope geachtet.

Bio-Speisesoja von hier

Auf dem Betrieb von Bio-Landwirt Lukas Weidmann aus Schlieren (ZH) wird seit 2009 Bio-Speisesoja angebaut. Soja ist für ihn eine dankbare, stabile Kultur, welche perfekt in seine Fruchtfolge und zum viehlosen Betrieb passt. Der gute Preis, den es erbringt, ist ein weiteres Plus. Dass es Speisesoja sein soll, ist dem Landwirt besonders wichtig, da es seiner Überzeugung entspricht, für die menschliche Ernährung zu produzieren. Er erklärte der UFA-Revue bei einem Besuch, welches seine Praxis beim Anbau von Bio-Speisesoja ist:

Speisesoja-Sorten, die überzeugen

Proteix war jahrelang die Sorte der Wahl auf den Flächen des Betriebs. Sie erbrachte 2022 einen Ertrag von 32 kg pro Are. In der Saison 2023 testete Weidmann die Sorte Adelfia aus österreichischer Züchtung. Gesät wurde sie Anfang Mai. Adelfia zeigte schon vom Wuchs her deutliche Unterschiede zu Proteix. Ihr Wuchs ist kompakter, die Internodien sind kürzer und weisen insgesamt mehr Hülsen auf. Der erste Hülsenansatz liegt jedoch näher am Boden als bei Proteix. Somit erwischt der Drescher die unteren Hülsen nicht. Adelfia erbrachte trotz des ungünstigen, nassen Frühjahrs, was die Bodenbearbeitung einschränkte, einen Rekordertrag von 38,5 kg pro Are.

Der Boden für die Sojaaussaat

Die Bodenbearbeitung beginnt schon nach der Ernte im Sommer mit einer Tiefenlockerung. Anschliessend wird, als Lebendverbau, eine selbst gemischte, abfrierende Gründüngung mit sechs Nichtleguminosen gesät. Dass es keine Leguminosen sind, ist wichtig, um wenig Bodenstickstoff zu haben, wenn die Sojakultur folgt. Ausserdem reduziert sich so die Gefahr auf Leguminosenmüdigkeit (siehe «Unser Tipp»). Im Frühjahr wird die Gründüngung dann so früh es geht flach eingearbeitet. So kommt Luft in den Boden. Vor der Saat wird mit der Federzinkenegge zweimal eine Unkrautkur durchgeführt.

Aussaat mit Fokus auf Wasser

Soja hat gerne warme Böden, worauf beim Saatzeitpunkt Anfang Mai zu achten ist. Für die Bio-Speisesoja-Flächen in Schlieren werden etwa 70 Körner je Quadratmeter gesät. Dies entspricht eher dem Maximum. Für Soja ist eine Impfung mit Rhizobien- Inokulum unerlässlich. Obwohl Adelfia schon vorgeimpft ist, wird noch einmal Inokulum mit in den Saatbehälter gegeben und alles kurz per Hand durchgemischt. Der Saathorizont ist auf Höhe des Kapillarwasseraufstiegs, um den Pflanzen genug Wasser beim Aufgang zu liefern. Gesät wird mit einer Scheiben-Sämaschine mit einem Abstand von 33 cm, da es das Hacken erleichtert. Die Saattiefe sollte in Abhängigkeit von der Feuchte erfolgen. Generell wäre es empfehlenswert, 3 cm tief zu säen, wenn keine feucht-kühle Wetterphase bevorsteht. Wird hingegen Regen erwartet, wären 2 cm vorzuziehen, wenn die oberste Bodenschicht verschlämmt und die Keimlinge mehr Mühe haben, den Boden zu durchdringen.

Feldpflege und Sojaernte

Sobald die Reihen sichtbar sind, wird ein erster Hackdurchgang durchgeführt, um frühen Unkrautdruck zu vermeiden. Über die Saison wird dann auch der Striegel eingesetzt. «Ich kenne keine Sommerkultur, die man so stark striegeln kann wie Soja», so der Bio-Landwirt. Bei 10 bis 15 cm Höhe könne man, bei trockenen Bodenbedingungen, den Striegel sogar auf die schärfste Stufe stellen. Der Zustand des Bodens hat aber immer Priorität.

Geerntet wurde Adelfia Ende September. Soja muss meistens noch nachgetrocknet werden, da die Schoten bei der Abreife zu platzen beginnen. Ausserdem entsteht umso mehr Bruch, je trockener man drischt. Bei der Adelfia-Fläche wurde 2023 mit 14,8 Prozent Feuchte geerntet. In der Sammelstelle wird dann noch einmal auf 11 Prozent runtergetrocknet.

«Ich kenne keine Sommerkultur, die man so stark striegeln kann wie Soja.»

Lukas Weidmann, Bio-Landwirt

Wie steht es um die Abnahme?

Auf Nachfrage bei fenaco Getreide, Ölsaaten, Futtermittel ist koventionelles und Bio-Speisesoja nach wie vor von Interesse. Beim Bio-Speisesoja gilt eine Anbauvertragspflicht. Es gibt im Maxi-System zehn Sammelstellen, die eine Zuteilung für Bio-Speisesoja haben. Interessierte Betriebe können bei ihren Sammelstellen den Kontakt erhalten, falls diese die Ernte nicht selbst annehmen. Gegebenenfalls lohnt es, sich auf die Warteliste setzen zu lassen. Im konventionellen Anbau empfiehlt sich ebenfalls die frühzeitige Abklärung bei der Sammelstelle. 

Betriebsspiegel Weidmann in Schlieren

– 2004 auf Bio umgestellt

– Lukas Weidmann (37) übernahm 2019 den Betrieb in fünfter Gene ration

– 42 ha LN, davon 34 ha Ackerland inklusive 9 –10 ha Speisesoja, Wildblumenvermehrung, Magerwiesen und Hecken Fruchtfolge: Rotklee (Vermehrung), Hirse, zweimal Soja, Winterweizen, Kichererbsen, Winterhafer, Dinkel/im 2024 Winterweizen

– Stickstoffdüngung: die Hälfte aus Biogas-Gülle, Hofdünger vom Nachbarn, Kompost und was die Leguminosen einbringen

– Abgabe des Bio-Speisesojas bei der Getreidesammelstelle Zürich Nord

 

Unser Tipp

Hilfreiche Informationen für den Sojaanbau

Sortenempfehlungen von DSP  Neu haben es die 00-Sorten Talisse (auch für Bio geeignet; schneller Bestandesschluss) und die eher frühe 000-Sorte Arnold auf die Swiss-Granum-Liste geschafft. Talisse bietet einen guten Ertrag sowie ein hohes TKG und einen optimalen Proteingehalt für die Tofuherstellung. Der Geschmack ist aber nicht neutral. Arnold ist sehr frühreif mit einem dafür guten Ertrag. Das TKG ist eher klein, der Nabel braun und der Proteingehalt geringer als bei Talisse. Damit eignet sich Arnold als Futtersorte. Achtung: Hier ist noch kein Saatgut verfügbar. Spannend wird voraussichtlich das Jahr 2026, denn dann wird die europaweit erste lipoxygenasefreie Sojasorte Famosa von DSP und Agroscope auf dem Markt erwartet.

Leguminosenmüdigkeit  Das Phänomen des Ertragseinbruchs von Leguminosen nach wiederholtem Anbau auf der gleichen Fläche wird immer wieder beobachtet. Besonders Erbsen sind hier sehr anfällig. Bei Soja tritt es weniger stark auf, daher ist die empfohlene Anbaupause von drei bis vier Jahren eher kurz. Als Gründe für die Leguminosenmüdigkeit werden mehrere Faktoren vermutet, so zum Beispiel Wurzelausscheidungen. Wer mehr dazu erfahren möchte, dem sei der spannende Podcast des FiBL Deutschland LeguNet empfohlen.

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