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Pflanzenbau

Lohnt sich der Anbau von Körnerleguminosen?

Der Anbau von Körnerleguminosen hat in den letzten Jahren in der Schweiz einen Aufschwung erfahren. Die Analyse der Wirtschaftlichkeit zeigt, dass Körnerleguminosen einen ähnlich hohen Stundenlohn erzielen können wie andere Ackerkulturen. Zudem punkten die Leguminosen mit ihrer Stickstofflieferung an Folgekulturen.

Publiziert am

Aktualisiert am

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Agroscope

Leiter Forschungsgruppe Betriebswirtschaft, Agroscope

Wirtschaftlichkeitsanalyse

Die Anbauflächen von Sojabohnen, Ackerbohnen, Eiweisserbsen und Lupinen ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Nach einem Rückgang bis auf 4900 ha im Jahr 2010, stieg die Fläche der Eiweisspflanzen inklusive Soja auf knapp 7700 ha im Jahr 2016. Der Anteil dieser Kulturen an der offenen Ackerfläche betrug damit rund 2.8%. Die Analyse der Wirtschaftlichkeit von vier in der Schweiz wichtigen Körnerleguminosen zeigt, dass diese neben ihren ackerbaulichen Vorteilen (zum Beispiel Stickstofflieferung an die Folgefrucht, verbesserte Bodenfruchtbarkeit) auch wirtschaftlich attraktiv sein können.

Wirtschaftlichkeit

Anhand einer Kosten-Leistungsrechnung auf Basis von Plankosten wird für Eiweisserbsen, Sojabohnen, Ackerbohnen und Lupinen der kalkulatorische Gewinn errechnet. Als Vergleichskultur wird zusätzlich Winterweizen betrachtet. Ausgangspunkt ist ein grösserer, spezialisierter Ackerbautrieb mit einer Schlaggrösse von drei Hektaren. Die Leistungen setzen sich zusammen aus der Marktleistung, den Direktzahlungen sowie dem positiven Vorfruchteffekt von Körnerleguminosen. Dieser wird anhand der Stickstofflieferung an die Folgekultur bestimmt. Kostenseitig werden Direktkosten, ein Pachtansatz für Land sowie die Positionen Maschinen-, Arbeits- und sonstige Gemeinkosten (inklusive Gebäudekosten) bestimmt. Die Arbeitskosten wurden anhand des Agroscope Arbeitsvoranschlags und einem Stundenansatz von 28.– Franken bestimmt. Die Maschinenkosten stützen sich auf den Maschinenkostenbericht von Agroscope. In der Summe ergeben sich die Vollkosten.

Erfolgsgrössen

Zieht man von den Leistungen die Produktionskosten ab, resultiert der kalkulatorische Gewinn einer Kultur. Dies erlaubt die Beurteilung des Gewinns je Flächeneinheit. Wird zum Gewinn der Arbeitskostenansatz addiert und diese Summe auf die eingesetzten Arbeitsstunden umgelegt, ergibt sich als zweite Erfolgsgrösse die (effektive) Arbeitsentlohnung in Franken je Stunde. Ein Gewinn resultiert also nur, wenn die effektive Entlohnung über dem Stundenansatz von 28.– Franken liegt.

Leistungen

Soja erzielt wegen des hohen Preises die höchste Gesamtleistung je Hektare. Ackerbohnen und Eiweisserbsen können diese trotz ihres höheren Flächenertrags nicht erreichen. Der Vorfruchteffekt der Stickstofflieferung macht bei allen Kulturen nur einen geringen Anteil der Leistungen aus. Diese werden dominiert von den Direktzahlungen, welche jeweils mehr als die Hälfte der Leistungen darstellen. Bei der Vergleichskultur Weizen überwiegt dagegen deutlich die Marktleistung (hoher Ertrag und relativ guter Preis) gegenüber den Direktzahlungen. Die mit Weizen erzielten Gesamtleistungen liegen klar über jenen von Körnerleguminosen.

Vollkosten

Die Produktionskosten der Körnerleguminosen unterscheiden sich wenig. Wesentliche Kostenpositionen sind die Direktkosten und innerhalb der Gemeinkosten die Maschinenkosten. Die Gemeinkosten (Maschi-nen-, Arbeits-, Gebäude- und sonstige Gemeinkosten) machen den Grossteil der Produktionskosten aus. Bei den Körnerleguminosen liegen die Gesamtkosten jeweils deutlich unter jenen von Weizen.

Ergebnis

Unter dem Strich erzielen alle Körnerleguminosen einen kalkulatorischen Gewinn zwischen 161.– Franken im Falle von Ackerbohnen und 582.– Franken bei Soja. Die Arbeitsentlohnung liegt zwischen 37.– und 61.– Franken je eingesetzte Stunde. Der Vergleich mit Winterweizen zeigt, dass Soja und Eiweisserbsen sowohl die eingesetzte Fläche als auch die Arbeit besser verwerten können. Der Vorfruchteffekt wird durch die Abschätzung anhand der Stickstofflieferung an die Folgefrucht vermutlich nur unvollständig abgebildet und unterschätzt.

Chance der Nische

Die Produktion von Körnerleguminosen stellt mit einem Anteil von lediglich 2.8% der offenen Ackerfläche eine Nische in der Schweizer Landwirtschaft dar. Diese Situation ist einerseits auf die natürlichen Anbaugrenzen wie den Wärmebedarf und lange Anbaupausen zurückzuführen. Ausserdem erzielen Körnerleguminosen – im Vergleich zu Weizen – niedrige Flächenerträge, die zudem auch stark schwanken können, das heisst, die effektiven Erträge können massiv kleiner sein als hier angenommen. Diese Ertragsschwankungen werden teilweise durch (noch) nicht ausgeschöpftes züchterisches Potential erklärt, da sich der Fokus der Züchtung in der Vergangenheit vor allem auf die Hauptkultur Weizen richtete. Neben dem Ertragsrisiko hängt die Wirtschaftlichkeit von Körnerleguminosen auch stark von der Höhe der Direktzahlungen ab.

Aussichten

Der Vergleich der Wirtschaftlichkeit von Körnerleguminosen mit jener von Winterweizen zeigt, dass sich der Anbau von Körnerleguminosen gegenwärtig lohnen kann, sofern die angenommenen Erträge erzielt werden. Der Anbau von Körnerleguminosen geht ausserdem mit positiven Ökosystemleistungen einher, von den sowohl der anbauende Landwirt (zum Beispiel verbesserte Bodenfruchtbarkeit) als auch die Gesellschaft (zum Beispiel positive Klimawirkung infolge geringeren Stickstoffbedarfs) profitieren können. Körnerleguminosen erfahren aufgrund ihres Wertes für die menschliche und tierische Ernährung zunehmend Aufmerksamkeit. So ist in Europa infolge veränderter politischer Rahmenbedingungen sowie sich entwickelnder Märkte eine deutliche Zunahme des Anbaus von Körnerleguminosen zu beobachten. Schliesslich könnte auch der zunehmende Anteil Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, mittelfristig die Nachfrage nach heimischen Körnerleguminosen beleben. Lupinen eignen sich beispielsweise zur Herstellung von Milch, Eis und Mehl. So gibt es mehrere Gründe anzunehmen, dass sich der Anbau von Körnerleguminosen auch zukünftig gut entwickelt. 

AutorenAlexander Zorn und Markus Lips, Agroscope, Tänikon, 8356 Ettenhausen

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