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Pflanzenbau

Natürliche Gegenspieler zur Mottenbekämpfung

Wenn im Lager oder in den Silozellen die Motten umherfliegen, ist die gelagerte Ware oft schon mit Mottenlarven befallen und es können erhebliche Qualitätsverluste entstehen. Die Bekämpfung von Vorratsschädlingen in der Lagerung und Verarbeitung beispielsweise ist ein wichtiges Thema für die Qualitätssicherung der Ware.

Dörrobstmotte (Plodia interpunctella).

Dörrobstmotte (Plodia interpunctella).

(UFA-Samen Nützlinge)

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Aktualisiert am

Agroline Bioprotect

Rohstoffe können unter anderem beim Transport zur Mühle oder bei der Lagerung in einem Zwischenlager mit Schadinsekten befallen werden. Auch bei der Verarbeitung, zum Beispiel in Mühlen, oder bei längerer Lagerung, können Endprodukte befallen werden. Die bedeutendsten Schädlinge sind Lebensmittelmotten, wie die Dörrobstmotte (Plodia interpunctella) oder die Mehlmotte (Ephestia kuehniella), sowie verschiedene Käferarten, wie Kornkäfer (Sitophilus granarius), Reiskäfer (Sitophilus oryzae) oder aber auch verschiedene Leistenkopfkäfer- Arten (Cryptoplestes sp.).

Über viele Jahre war die chemische Bekämpfungsmethode mit Insektiziden die Standardmethode, um über die Schadinsekten wie Mehl- und Dörrobstmotten Herr zu werden. Im Laufe der letzten Jahre sind aber immer weniger Insektizide zur Bekämpfung von Vorratsschädlingen zugelassen und es müssen neue Bekämpfungsstrategien entwickelt werden. Eine Strategie ist der Einsatz von verschiedenen Nützlingen als natürliche Gegenspieler von vor allem Dörrobst- und Mehlmotten. Damit diese Bekämpfungsmethode auch langfristig erfolgreich ist, ist eine gute fachliche Beratung speziell für die jeweilige Mühle oder das Lager notwendig.

Hygiene und Reinigung im Lager, sowie eine regelmässige Kontrolle des Wareneingangs sind unerlässlich für eine gut funktionierende Schädlingsbekämpfung. Dies sagt auch Robert Baumann, Betriebsleiter der UFA AG Werk in Herzogenbuchsee. Für eine funktionierende Betriebshygiene sind konsequente Sauberkeit und Ordnung im Mühlengebäude wie zum Beispiel die wöchentliche Entsorgung von Kehricht- und Putzmehlsäcken unerlässlich, so Baumann. Dies ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Mottenbekämpfung, so dass sich keine rasanten Mottenpopulationen aufbauen können. In Lagern oder Mühlen, in denen Hygienemassnahmen wie Reinigen oder Saugen vernachlässigt werden, finden Motten und andere Vorratsschädlinge ein Paradies vor, in welchem sie sich ungestört entwickeln können. Auch an kleinen Restmengen können sich Motten relativ gut entwickeln und so beispielsweise das Fertigwarenlager befallen. Um das Risiko zu minimieren, ist es wichtig, dass bei der Produktionsplanung auf saisonale Futter sowie auf die weniger umsatzstarken Produkte vermehrt geachtet wird, um eine Überlagerung der Ware zu vermeiden, sagt Herr Baumann. 2016 gab es bei der UFA AG Werk Mühleweg 2 starkes Aufkommen von Lebensmittelmotten, was zu Qualitätsverlusten und Reklamationen führte. Herr Baumann suchte nach Lösungen, um der Motten-Problematik Herr zu werden. Schliesslich wurde gemeinsam mit UFA-Samen Nützlinge ein Konzept erarbeitet und seit mehr als zwei Jahren werden regelmässig verschiedene Nützlinge zur Mottenbekämpfung eingesetzt.

Monitoring

Die Überwachung des Mottenfluges ist der nächste Schritt für eine gut funktionierende Bekämpfungsstrategie. Das Monitoring durch Pheromonfallen sollte zeitig im Frühjahr begonnen und bis in den Spätherbst beibehalten werden. Mit Hilfe von Lockstoffen werden männliche Motten in Klebefallen gelockt, aus denen diese nicht mehr entkommen können. Die regelmässige Kontrolle und Dokumentation der Fänge ermöglichen gezielte Bekämpfungsmassnahmen. Ein wöchentliches Monitoring führt auch Herr Baumann in der UFA AG Werk durch. Es ist zwar arbeitsaufwendiger, aber die Mühe lohnt sich, meint Baumann. Somit weiss man, wann welcher Schädling auftritt und kann schnell reagieren bevor der Befall unkontrollierbar wird. Vor allem mit steigenden Temperaturen nimmt die Gefahr eines Mottenbefalls im Lager zu.

Nützlinge gezielt einsetzen

Zur Bekämpfung von Motten im Lager oder in Mühlen stehen zwei verschiedene Nützlinge zur Verfügung. Zum einen Eiparasiten der Gattung Trichogramma und zum anderen Larvenparasiten der Gattung Bracon. Die kleinen, nur 0,4 mm grossen Trichogramma- Schlupfwespen (Trichogramma evanescens) suchen im Lager oder in Mühlen die Eier der Dörrobst- und Mehlmotten und parasitieren diese, das heisst, sie legen ihre Eier in die Motten-Eier.

Das Motten-Ei wird abgetötet und es entwickelt sich in diesem der Nützling – die Trichogramma-Schlupfwespe. Nach zirka zehn Tagen schlüpft die Trichogramma-Schlupfwespe aus dem abgetöteten Motten-Ei und sucht nach weiteren Motten-Eiern. Solange Motten-Eier vorhanden sind, wiederholt sich der Zyklus immer wieder. Die Entwicklung der Trichogramma- Schlupfwespe ist temperaturabhängig und beträgt etwa zehn bis 14 Tage. Wenn die Temperatur im Lager oder in der Mühle ungefähr 16 °C beträgt, können die Trichogramma-Schlupfwespen eingesetzt werden, dann werden sie aktiv. Bei Temperaturen über 20 °C sind die Trichogramma- Schlupfwespen am effektivsten.

Der zweite Nützling, der zur Bekämpfung von Dörrobst- und Mehlmotten eingesetzt werden kann, ist die Brackwespe (Bracon hebetor). Brackwespen sind sehr mobil, sie nehmen den Geruch der Mottenlarven wahr und können so die Larven aufspüren. Durch einen Einstich wird die Mottenlarve gelähmt, hört auf zu fressen und die Weiterentwicklung der Larve wird gestoppt. Danach legt die Brackwespe ein Ei an die Mottenlarve. Die Larve der Brackwespe entwickelt sich nach zehn bis zwölf Tagen. Anschliessend bildet sie einen Seidenkokon, aus dem wieder eine neue Generation Nützlinge schlüpft. Die Aktivität der Brackwespen ist ebenfalls Temperatur-abhängig. Ab ca. 16 °C beginnen die Brackwespen mit der Ei-Ablage und können im Lager oder in der Mühle eingesetzt werden. Als frisch geschlüpfte adulte Tiere werden die Brackwespen ausgebracht. Sowohl die Trichogramma-Schlupfwespe als auch die Brackwespen verschwinden wieder, wenn keine Schädlinge mehr vorhanden sind, in denen sie sich vermehren können.

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Bracon hebetor mit Mottenlarve

(UFA-Samen Nützlinge)

Ausbringungsbeginn

Der Einsatz von Nützlingen ist am wirksamsten, wenn man präventiv arbeitet. Mit dem Ausbringen der Nützlinge sollte bereits im Frühjahr begonnen werden, sobald die ersten Falter auftreten und die Temperaturen im Lager oder in der Mühle 16 °C erreichen. Sowohl die Trichogram-ma-Schlupfwespen als auch die Brackwespen sollten kontinuierlich, alle 14 Tage über die gesamte Mot-ten-Saison (Frühjahr bis Herbst) ausgebracht werden. Die Menge der Trichogramma-Schlupfwespen sowie der Brackwespen und Anzahl der Freilassungen werden ganz individuell je nach Lager oder Mühle bestimmt. Eine komplette Ausrottung der Vorratsschädlinge ist nicht möglich, wenn regelmässig neue potenziell befallene Ware eingelagert und weiterverarbeitet wird, das weiss auch Herr Baumann. Das Ziel ist es jedoch, einen Befall das ganze Jahr über unter einer Schadschwelle zu halten und Herr Baumann ist froh, dass das durch den Einsatz von Nützlingen im UFA AG Werk erreicht werden kann.

Bekämpfungserfolg

Fazit ist, dass der Erfolg der Mottenbekämpfung von mehreren Faktoren abhängig ist: Hygiene, Wareneingangskontrolle, Monitoring und Überwachung der Ware während der Lagerung sowie der kontinuierliche Einsatz von Nützlingen. All diese Faktoren müssen umgesetzt werden, damit den Motten der Garaus gemacht werden kann. Die anfänglichen Bedenken von Herrn Baumann, ob ein Nützlings-Einsatz in so einer grossen Mühle zum gewünschten Bekämpfungserfolg führt, sind gewichen. Er kann den Nützlings-Einsatz nur weiterempfehlen. 

Biologie der Lebensmittelmotten

Der Entwicklungszyklus der beiden häufigsten Lebensmittelmotten (Dörrobst- und Mehlmotten) ist sehr ähnlich, optisch unterscheiden sich die beiden Arten jedoch. Die Falter werden bis zu etwa 1,5 cm gross und jedes Weibchen kann bis zu 400 Eier ablegen. Aus den Eiern entwickeln sich die Larven, diese verbringen die gesamte Entwicklung in der Nahrungsquelle. Als Schutz umgeben sich die Larven mit Gespinsten. Erst im letzten Larvenstadium werden die Larven aktiv und beginnen aus der Nahrungsquelle zu wandern (sogenannte Wanderlarven), um sich in Ritzen oder Spalten ein Versteck für die Ver puppung zu suchen. Der Temperaturbereich für die Entwicklung liegt zwischen 15° und 33 °C, die Eiablage beginnt bei zirka 17 °C. Die Entwicklung der Dörrobstmotte vom Ei bis zum Falter dauert ca. 42 Tage bei 25 °C, etwa 30 Tage bei 30 °C und rund 74 Tage bei 20 °C. Die Mehlmotte entwickelt sich etwas langsamer, zirka zwei Monate bei 20 °C und rund 40 bis 50 Tage bei 30 °C.

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