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Pflanzenbau

Schlussabrechnungspreise und pflanzliche Ernährung im Fokus des Maxi-Event 2023

Jedes Jahr im April trifft sich die Branche für Getreide, Ölsaaten und Futtergetreide beim Maxi-Event der fenaco. Hier werden die Schlussabrechnungspreise für die Ernten bekannt gegeben sowie die aktuelle Marktsituation erläutert. Es hat sich zudem etabliert ein besonderes Thema zum zweiten Schwerpunkt der Veranstaltung zu machen. Dieses Jahr war dies «Pflanzliche Proteine für die menschliche Ernährung».

Die Redner des diesjährigen MAXI-Events (von links): Fortunat Schmid, Michel Nick, Basil Rüttimann, Jasmin Meile, Joseph von Rotz und Alban Muret.

Die Redner des diesjährigen MAXI-Events (von links): Fortunat Schmid, Michel Nick, Basil Rüttimann, Jasmin Meile, Joseph von Rotz und Alban Muret.

(Dr. Katharina Kempf)

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Aktualisiert am

Redaktorin UFA-Revue

War der Maxi-Event 2022 vom Schrecken und den Unsicherheiten durch den Angriffskrieg auf die Ukraine geprägt, so war die Stimmung am 5. April 2023 vorwärtsgerichtet. Etwa 230 Vertreterinnen und Vertreter der Getreide, Ölsaaten und Futtergetreide-Branche trafen sich zum wiederholten Mal in Kirchberg (BE). Hier erfuhren sie von der fenaco GOF die aktuellen Schlussabrechnungspreise (en Detail hier nachzulesen). Zusätzlich stand das Thema «Pflanzliche Proteine für die menschliche Ernährung» im Zentrum des Anlasses.

Mit einer Neuheit wurden die anwesenden Gäste direkt zu Beginn überrascht: Die Veranstaltung wurde von interaktiven Umfragen begleitet. So konnten die Gäste direkt via QR-Code, Fragen bezüglich ihrer Meinung auf dem Handy beantworten.

Futtergetreide: Gute Ernte, aber Druck durch Zollschutz mit Schwächen

Den Auftakt der Vorträge machte Basil Rüttimann (Leiter Geschäftsbereich Futtergetreide). Noch kurz vor Kriegsbeginn in der Ukraine im Februar 2022 seien die Preise für Futtergetreide extrem gestiegen. Der Markt habe sich mittlerweile wieder beruhigt und befände sich auf «Vorkriegsniveau». Dies allerdings dank einer Preiskorrektur. Hoch seien die Preise für Futtergetreide nach wie vor.

Basil Rüttimann sprach der Wertschöpfungskette ein Lob aus, dass die Ernte reibungslos verlief und stark gewesen sei. Letzteres auch aufgrund der Deklassierung von Mahlweizen.

Hinsichtlich der Logistik, sei das Jahr 2022 anspruchsvoll gewesen. Die niedrigen Wasserpegel, zum Beispiel auf dem Rhein, haben die Frachtkosten via Schiff verzehnfacht. Zudem seien die Transporte via Bahn und LKW aufgrund der Spannungen auf dem Ölmarkt und Streiks ebenfalls eine Herausforderung gewesen.  Im April 2023 betrüge der Rheinpegel drei Meter, aber das fehlende Schmelzwasser könnte wieder zu niedrigen Pegeln im Sommer führen, so Rüttimann.

Die niedrigen Wasserpegel, zum Beispiel auf dem Rhein, haben die Frachtkosten via Schiff verzehnfacht

Basil Rüttimann

Ein andauerndes Problem sei aber nach wie vor der ungenügende Grenzschutz auf Importware (lesen Sie hier mehr). Dessen Festsetzung sei rückwärtsgerichtet. Die Meldung des Preises erfolgt nämlich zum 13. des Monats, der daran festgemachte Grenzschutz tritt aber erst zum 1. des Folgemonats in Kraft. Zwischen diesen Terminen könne sich aber, bei der momentanen Marktlage, noch viel verändern. Dies könne sich dann nachteilig auf die Vermarktung der Inlandernte auswirken oder später auf die Vermarktung von Importware, wenn die Reserven der Inlandernte aufgebraucht sind.

Mit Blick auf die internationalen Flächen, weiss Rüttimann Positives zu berichten. Die Kulturen stünden gut da. Sie hätten von den Regenperioden profitiert. So zum Beispiel in Frankreich.  In Südeuropa sähe es aufgrund der hohen Temperaturen im Frühjahr etwas schlechter aus. Die momentane Trockenheit in Südamerika, insbesondere Argentinien, würde den Markt für Sojaextraktionsschrot hingegen künftig beschäftigen.

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Basil Rüttimann ging auch auf die schwierige Situation beim Grenzschutz ein.

(Dr. Katharina Kempf)

Vermarktungsergebnisse Getreide und Ölsaaten

Joseph von Rotz (Mitglied der Geschäftsleitung, Operativer Leiter Geschäftseinheit Getreide, Ölsaaten, Futtermittel, Leiter FB GOF Schweiz Lebensmittel), informierte im zweiten Vortrag des Tages über die Vermarktungsergebnisse der Ernten für Brotgetreide und Ölsaaten 2022. Diese seien insgesamt sehr gut ausgefallen und lägen über dem Vorjahr.

Die erwünschten Klassenanteile beim Mahlweizen betragen bei Top = 40 Prozent, bei Klasse I = 40 Prozent und bei Klasse II = 20 Prozent. Dies konnte laut von Rotz nicht ganz erreicht werden. Die Klasse Top liegt mit 46,8 Prozent über dem Ziel und es sollte zugunsten Klasse I gewechselt werden.

Beim Raps und den Sonnenblumen erreichte die Erntemenge eine Steigerung gegenüber 2021. Lediglich bei den Sojabohnen gab es keine Veränderungen. Trotz dieser Erhöhung hätten diese Kulturen noch Potenzial nach oben, so von Rotz. Bei den Sojabohnen bestünde ebenfalls noch Bedarf.

Die Preise für Rapsschrot und Rapskuchen zogen, wie beim Futtergetreide, zu Beginn des Krieges stark an. Die Ölpreise waren dann im Vermarktungszeitfenster auf sehr hohem Niveau. Beim Rapskuchen gab es erhebliche Preisschwankungen, der Erlös war aber letztlich höher, als im Vorjahr.

Die Ölpreise waren dann im Vermarktungszeitfenster auf sehr hohem Niveau

Joseph von Rotz

Joseph von Rotz ging auch auf den «Trend Sonnenblume» ein. Er sähe gute Zukunftschancen für diese Kultur. Sie sei eine Low Input Kultur und wäre für das sich verändernde Klima geeignet. Zudem entspräche sie den Forderungen der Agrarpolitik bezüglich Absenkpfad. Momentan liegt hier die Inlandversorgung bei unter 15 Prozent.

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Joseph von Rotz präsentierte die Schlussabrechnungspreise für Ölsaaten und Brotweizen.

(Dr. Katharina Kempf)

Product Manager Bio

Ebenfalls Thema am Maxi-Event war das Bio-Konzept der fenaco, das weiter gestärkt werden soll. Neu engagieren sich hier Product Manager. Sie unterstützen die regionalen LANDI Agrarcenter und die Produzentinnen und Produzenten. Für die Ostschweiz ist das Andreas Rohner, Sara Allemann für das Mittelland, die Zentralschweiz und das Jura sowie Stéphanie Sumi für die Westschweiz.

Zukunft der Sammelstellen

Fortunat Schmid (Mitglied der Geschäftsleitung, Leiter Geschäftsbereich Qualitätsmanagement, Betriebe) beendete die Vortragsreihe vor der Pause mit Details zum Projekt «Pannonikum 2». Ziel ist es das System der Sammelstellen zu optimieren und für die Zukunft fit zu machen. Dabei wird der Zustand der bestehenden Gebäudeinfrastruktur, Maschinen sowie Anlagen überprüft. Es müsse auch im Austausch untereinander geklärt sein, wer welche Kulturen übernimmt. Darauf aufbauend können überregional gezielt Investitionen abgestimmt werden. Schmid machte aber deutlich, dass man momentan von der Substanz lebe, was den Zustand vieler Anlagen angehe. Wichtig bei den Entscheidungen sei auch, wie sich das Bahnnetz weiter verändert. Dazu wird es 2024 Diskussionen im Parlament geben.

Die Ausbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sammelstellen soll zudem erweitert werden. Dabei geht es unter anderem um Basiskompetenzen im Bereich GPS, Qualitätssicherung, Annahme, Lagerung und Logistik. Für die Siloverantwortlichen sind zudem Weiterbildungen geplant.

Ernährung auf pflanzlicher Basis

Alban Muret von der Stiftung Foodward zeigte im zweiten Teil der Veranstaltung wie sich die pflanzenbasierte Ernährung entwickelt hat. Die Stiftung Foodward ist eine neutrale Organisation mit den Zielen der Wissensvermittlung, der Innovationsförderung sowie der Förderung von Synergien und Partnerschaften. Laut Muret bestimme unser Essverhalten Tradition, Genuss, Verfügbarkeit und Nährstoffe. Früher gehörte zum klassischen Hauptgang Fleisch, heute ist das nicht unbedingt so. Neue Einflüsse, wie die Gesundheit, Ethik und der Wunsch nach Nachhaltigkeit, verändern das Essverhalten. Diesen Trend habe sowohl die regionale Kantine, die System-, wie auch die Spitzengastronomie erkannt. Zudem wird der Markt geradezu mit «Plant-based Produkten» überschwemmt. Dabei handelt es sich um Produkte, die jene tierischen Ursprungs ersetzen sollen. Diese Produkte hätten enormes Potenzial. Dies nicht wegen der 0,6 Prozent Veganerinnen und Veganer oder der 5,4 Prozent Personen welche vegetarisch leben, sondern wegen der 60 Prozent an Flexitariern. Also dem Personenkreis, der gerne hin und wieder auf tierische Lebensmittel verzichtet. Bis dato sind viele der Proteine von Plant-based Produkten aus dem Ausland importiert so zum Beispiel Erbsenprotein. Hier bestünde, so Muret, ein enormes Potenzial für den Schweizer Anbau.

Neue Einflüsse, wie die Gesundheit, Ethik und der Wunsch nach Nachhaltigkeit, verändern das Essverhalten

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Alban Muret von der Stiftung Foodward gab einen Einblick in unsere Essgewohnheiten und den Trend hin zur pflanzlichen Ernährung.

(Dr. Katharina Kempf)

Stellenwert Schweizer Rohstoffe auf pflanzlicher Basis

Im Anschluss an Muret stellt sich Michel Nick vor. Er ist der neue Leiter des Bereichs Innovationen in der Division Lebensmittelindustrie der fenaco. Er setzt sich also täglich mit den Trends in der Ernährung auseinander. Seine Arbeitsgruppe beschäftigte sich auch mit der Prüfung, ob zelluläre Landwirtschaft eine Option für die Schweiz wäre. Dabei geht es nicht darum, dass Betriebe selbst diese Produkte herstellen, sondern die Rohstoffe für den Prozess liefern. Momentan wird mit der ZHAW nach einem geeigneten Nährmedium für die Produktion von Lebensmitteln gesucht. Die Basis sollte ein Produkt aus der Landwirtschaft sein, zum Beispiel Kartoffeln oder Getreide.

Aber auch die Wiederverwertung von Abfallprodukten, alternative Proteine für Lebensmittel, Fermentationsprozesse und –produkte und innovative Produkte und Technologien sind Themen für Nick und seine Kollegen.

Michel Nick macht zum Ende seines Vortrags noch einmal deutlich, dass es nicht darum gehe, die alternativen Lebensmittel gut zu finden, sondern darum die Chance nicht zu verpassen Teil des Marktes zu werden. Diese Produkte würden immer mehr kommen. Letztlich geht es um das Einkommen jedes Produzenten und jeder Produzentin. Dafür müssten die Preise für die Kulturen die benötigt werden stimmen.

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Michel Nick präsentiert welche Innovationen in der Ernährung ein Potenzial für die Landwirtschaft darstellen.

(Dr. Katharina Kempf)

Spezialkulturen im System Maxi

Zum Abschluss der Vortragsreihe betrat Jasmin Meile (Handel Mühlennachprodukte / Lebensmittel-Rohprodukte) vom fenaco GOF das Rednerpult. Sie schloss sich ihrem Vorredner an, dass der Trend hin zu pflanzenbasierter Ernährung eine grosse Chance für die Sammelstellen und Betriebe sei. Zudem wies Meile darauf hin, dass das Know-how über den Anbau, die Lagerung und die Vermarktung von Spezialkulturen bei der fenaco vorhanden seien. Diese Kulturen wären keine Neuheit und der Anbau fände Unterstützung innerhalb der fenaco-LANDI Gruppe. Wenn erwünscht, könne der Anbau durch Experten des Departement Pflanzenbau begleitet werden.

Das Know-how über den Anbau, die Lagerung und die Vermarktung von Spezialkulturen ist bei der fenaco vorhanden. 

Jasmin Meile

Seit 2022 bestehen Anbauverträge für Speisehafer, in diesem Jahr kommen noch Eiweisserbsen (etwa 600 Tonnen SGA) und Ackerbohnen (etwa 50 Tonnen SGA) hinzu. Diese Kulturen seien auch weiterhin gesucht.

Neu gibt es ab der Ernte 2023 Übernahmebedingungen für Ackerkulturen für die menschliche Ernährung von Seiten Swiss Granum. Diese sind aktuell in der Vernehmlassung.

Herausforderungen sieht Meile besonders beim Preisniveau, was einen Anbau rechtfertigen muss und beim internationalen Preisniveau sowie dem Grenzschutz.

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Jasmin Meile berichtet über die Erfahrungen der fenaco mit Spezialkulturen.

(Dr. Katharina Kempf)

Heinz Mollet, Leiter der Division Agrar und Departemente Tiere, Futtermittel, Getreide sowie Agrartechnik, fand zum Abschluss der Veranstaltung ein Fazit: «Die Landwirtschaft muss und will Antworten auf neue Ernährungstrends liefern. Aber man muss bedenken, dass das Tischtuch, die Ackerfläche, zu klein ist. Die Landwirtinnen und Landwirte entscheiden was sich für sie rechnet. »

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