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Pflanzenbau

Vom Bio-Hafer darfs mehr sein

Haferprodukte, besonders im Bio-Segment, sind seit ein paar Jahren stark gefragt. Der inländische Anbau hinkt dem noch hinterher. Doch einige steigen in den Haferanbau ein und schätzen das Getreide als wertvolles Glied in der Fruchtfolge. Einheimischen Hafer wünschen auch Verarbeiter, um daraus eine Wertschöpfung zu generieren.

Anforderungen an Flockenhafer sind: ein Hektolitergewicht von mindestens 53 kg, Feuchtigkeit unter 14,5 Prozent, der Abschluss eines Anbau vertrags sowi...

Anforderungen an Flockenhafer sind: ein Hektolitergewicht von mindestens 53 kg, Feuchtigkeit unter 14,5 Prozent, der Abschluss eines Anbau vertrags sowie die Abklärung, ob die Sammelstelle ihn annimmt.

(Viktor Dubsky)

Publiziert am

Fachstelle Biolandbau, Strickhof

Es braucht mehr Hafer, bio und konventionell. Der ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammende Saat-Hafer (Avena sativa) eignet sich als Kulturpflanze sehr gut für den Anbau an feucht-kühlen Standorten in unseren Breiten. Hafer fristete jedoch lange Zeit ein wahres Mauerblümchendasein und wurde kaum angebaut. Als Pferdefutter verschrien, kam er höchstens über das morgendliche Müesli noch mit Herrn und Frau Schweizer in Kontakt – leider stammte dieser jedoch vorwiegend aus ausländischer Produktion. Wurde im Jahre 1990 noch auf einer Fläche von etwas über 10 000 Hektaren Hafer angebaut, nahm die Anbaufläche im Jahre 2014 gemäss Bundesamt für Statistik um über 85 Prozent auf etwa 1500 Hektaren ab. Zum Vergleich beim Weizen: 97 228 Hektaren im Jahr 1990 und 83 183 im Jahr 2014.

Doch der Trend hat sich gekehrt. Dank der Zunahme von veganen, vegetarischen und flexitarischen Ernährungsformen steigt die Nachfrage nach Hafer- und Haferprodukten kontinuierlich an.

Gut für die Schweizer Landwirtschaft, da die überwiegend urbanen Konsumenten regionale und / oder auch biologisch produzierte Haferprodukte bevorzugen. 2022 wurde auf einer Fläche von über 2000 Hektaren wieder Hafer angebaut, und es hat noch Luft nach oben. Haferproduzentinnen und -produzenten, bio, aber auch konventionell, sind gesucht. Viele wagen nach «haferlosen» Fruchtfolgejahren einen Wiedereinstieg auf ihrem Betrieb in die Kultur (siehe Interview Christoph Steiner). Gedroschen wird der Hafer, je nach Lage, nach der Gerste und dem Raps, aber etwas vor dem Weizen und dem Dinkel. Bei der Ernte von Flockenhafer ist unbedingt darauf zu achten, den Hafer unter 14,5 Prozent Feuchtigkeit zu ernten, respektive diesen trocknen zu lassen, da sich sonst ein Dumpfgeruch entwickeln kann und der Hafer zu Futterhafer deklassiert werden muss. Der so auf den Feldern geerntete Flockenhafer wandert dann weiter in den Speisehaferkanal, wo er von den Verarbeitern übernommen wird (siehe Interview Mathias Bühler). 

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Standfester (oben) gegenüber lagerndem Hafer (unten). Achtung: Obwohl eine genügende Stickstoffversorgung wichtig wäre, um ein hohes Korngewicht zu erreichen (optimales Hektolitergewicht (HL) für Flockenhafer 56 kg, Mindest-HL-Gewicht 53 kg, da dieser noch geschält werden muss), kann der Hafer stark lagern, wenn zu viel Stickstoff gegeben wird.

(Viktor Dubsky)
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Lagernder Hafer

(Viktor Dubsky)

Unser Tipp Infos rund um den Hafer

Wer in den Haferanbau einsteigen und sich dazu genauer informieren möchte, wird im Internet schnell fündig.

Für Produzenten

«Hafer ergänzt die Fruchtfolge ideal»

Christoph Steiner bewirtschaftet einen Ackerbaubetrieb mit etwa 50 Hektaren LN und 30 Mutterkühen. Der Betrieb wird seit fünf Jahren nach den Knospe-Richtlinien geführt. Christoph Steiner setzt auf eine vielseitige Fruchtfolge mit Weizen, Dinkel, Erbsen, Speisekürbissen, Körnermais und Kunstwiese. Auf zwei Hektaren baut er Hafer an.

UFA-Revue: Herr Steiner, wie bauen Sie den Hafer an?

Christoph Steiner: Ich baue den Hafer als Winterhafer an, da die Winter hier mild sind, die Winterform mehr Ertrag liefert und das Hektolitergewicht höher ist. Darum sehe ich keinen Grund für den Anbau als Sommerform.

Was war die Motivation, Hafer anzubauen?

Ich baue Hafer aus mehreren Gründen an. Einerseits ist es ein ideales Getreide für unsere Region hier, denn wir befinden uns am Tor zum Zürcher Oberland und haben etwas mehr Niederschläge und Feuchtigkeit als andere Betriebe im Mittelland. Weiterhin ist Hafer eine ideale Gesundungsfrucht für mich, da ich mit ihm die getreidelastige Fruchtfolge etwas auflockern kann und er keine Weizen- und Dinkelkrankheiten, insbesondere den Halmbruch, überträgt. Auch war mir wichtig, wieder etwas für die menschliche Ernährung zu produzieren. Der Konsument möchte Hafer, warum sollte man ihn also nicht lokal produzieren, statt auf Importe zu setzen? Für mich hat er somit Berechtigung – ich möchte diese Chance nutzen.

Welche Nachteile sehen Sie im Haferanbau?

Den bisher einzigen Nachteil, den ich auf meinem Betrieb sehe, ist, dass ich mit einem zusätzlichen Getreide auch die Herbstkeimer-Ungräser fördere.

Wie steht es in der Zukunft um den Haferanbau auf Ihrem Betrieb?

Auf meinem Betrieb stimmt der Ertrag und auch der Bio-Preis (2022 : 87 Fr. / dt) passt. Das Stroh, welches er liefert, ist sehr weich und wird sogar zum Teil von den Tieren gefressen. Insgesamt bin ich mit dem Haferanbau zufrieden und plane daher, in Zukunft die Anbaufläche zu erhöhen.

Steiners Anbaudaten  Saat: Anfang Oktober, Saatdichte ca. 350 Körner pro Quadratmeter 
Unkrautbekämpfung: Im Herbst 1–2 × Striegeln (je nach Bodenzustand), im Frühling dann bei Bedarf ebenfalls striegeln. 
Walzen: anfangs Schossen 1× walzen mit der Glattwalze, um die Standfestigkeit zu verbessern (DC 30) 
Nährstoffe: Ziel 70–80 kg N; im Frühling sobald wie möglich 1× 30 Kubik Presswasser und Anfangs schossen (DC 30) dann 2 kg / Are Bio-Enne-Dünger.

«Hafer macht einfach Sinn»

Mathias Bühler ist Geschäftsführer der Kaffeebar und Rösterei Adrianos in Bern. Dank der starken Nachfrage lancierte er mit seinen Geschäfts partnern (zuerst als Privatprojekt) den Schweizer Bio-Haferdrink «Gutsch», der in der eigenen Kaffeebar zum Kaffee serviert wird.

UFA-Revue: Mathias Bühler, woher hatten Sie die Idee, einen eigenen Haferdrink zu produzieren?

Mathias Bühler: Die Idee vom eigenen Haferdrink ist um den Kaffee he rum entstanden. Als Kaffeebarbetreiber möchten wir den Gästen, die danach verlangen, eine Alternative zur Kuhmilch bieten. Dass ein grosser Anteil von Haferdrinks aus dem Ausland importiert wird, lehnen wir ab. Wir wollten unseren Kunden einen in der Schweiz produzierten Bio-Haferdrink servieren, und so ist es zu «Gutsch» gekommen.

Haferdrink und Kaffee, geht das für einen passionierten Kaffeetrinker zusammen?

Das geht sehr wohl! Hafer harmoniert dank seines neu tralen Geschmacks sehr gut mit Kaffee, und er lässt sich ähnlich gut schäumen. Uns überzeugt vor allem auch der Punkt, dass es sich um eine einheimische Ressource handelt und wir für die Herstellung des Haferdrinks das ganze Korn verwenden können. Ein Haferdrink macht darum für uns Sinn, weil wir mit einheimischem Hafer so auf Trends reagieren, gleichzeitig die Selbstversorgung mit diesem Produkts erhöhen und innovativ bleiben.

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