Ob etwas als Mehrwert wahrgenommen wird, ist oft individuell und hängt stark vom Standpunkt des Betrachters ab. Deshalb ist es sinnvoll, den Mehrwert von Schweizer Produkten auf verschiedene Säulen zu stützen und dadurch sicherzustellen, dass eine Mehrheit der Konsumenten Elemente findet, welche sie ansprechen. In der Geflügelproduktion, wie in der Tierproduktion allgemein, sind Tiergesundheit und Tierwohl zentrale Elemente. Schweizer Mastpoulet haben wesentlich mehr Platz im Stall als im Ausland und haben Zugang zu einem Wintergarten. Der Auslauf liefert positive Bilder und ist daher einfach kommunizierbar. Es muss aber sichergestellt werden, dass die Tiere den Auslauf genügend nutzen. Dem Tierwohl muss auch auf dem Transport und bei der Betäubung höchste Beachtung geschenkt werden. Ein wichtiger Vorzug der Schweiz sind die kurzen Transportwege.
In der Fütterung spielt die Nachhaltigkeit, zum Beispiel der Einsatz von zertifizierter Soja oder der minimale Einsatz von Antibiotika eine wichtige Rolle. Die Geflügelhaltung darf aber nicht isoliert betrachtet und kommuniziert werden. Im Zentrum jeder landwirtschaftlichen Kommunikation muss ein Landwirtschaftsbetrieb mit Gesichtern stehen. Schweizer Bäuerinnen und Bauern arbeiten mit vergleichsweise kleinen Produktionseinheiten nach einem gesamtheitlichen Ansatz und erfüllen dadurch einen ökologischen Leistungsnachweis.
Mehrwert schaffen und kommunizieren muss gelernt sein
Die Schaffung und Kommunikation von Mehrwert sind wichtige Elemente in der Ausbildung an der HAFL. Im Bereich Geflügel arbeiten Studierende der HAFL im Rahmen von Semester- und Bachelorarbeiten regelmässig an Forschungsfragen in Zusammenarbeit mit dem Geflügel-Kompetenzzentrum Aviforum oder der Branche. Dieses Jahr wird ein wichtiger Teil der Ausbildung in Projektmanagement und Kommunikation eng mit der Geflügelbranche zusammen erarbeitet. «Emma auf Hoftour» ist dieses Jahr «live@Hühnerstall».
Wintergarten: Nutzung erhöhen
- Windschutz (WS)
- Windschutz und Wärmestrahler (WS+Strahler)
- Windschutz und Futterteller (WS+Futter)
- Futterteller (Futter)
Neben den Standardleistungsparametern wurde die Nutzung des Wintergartens mit Kameras festgehalten und ausgewertet.
Keine Leistungsunterschiede aber unterschiedliche Nutzung
Alle Gruppen zeigten gute Mastleistungen (Tabelle). Es konnten keine signifikanten Unterschiede in den Zunahmen, der Futteraufnahme und der Futterverwertung festgestellt werden. Sowohl in der vierten wie auch in der fünften Mastwoche ergaben sich Unterschiede in der Nutzung des Wintergartens zwischen den Varianten. Mit Futter und Windschutz nutzten die Tiere in der vierten Mastwoche den Wintergarten signifikant besser als die Kontrolltiere (Tabelle).
Diese Feststellung bestätigte sich in der fünften Mastwoche. In der fünften Woche bot auch der Windschutz allein Vorteile gegenüber der Kontrolle. Die Daten zeigen, dass sich die Nutzung des Wintergartens durch einen Windschutz verbessern lässt. Es bleibt zu klären, welchen Windschutz man optimalerweise einsetzt und wie dadurch an warmen Sommertagen das Klima im Wintergarten beeinflusst wird. Falls die Wirkung von Futterschalen im Wintergarten in weiteren Versuchen bestätigt wird, müsste man genauer Abklären, bei welchen Aussentemperaturen deren Einsatz sinnvoll ist und welche Mehrkosten und Mehrarbeit sie in der Praxis verursachen.
Pouletmastbetrieb Stucki
In Deisswil bei Münchenbuchsee (BE) befindet sich der Betrieb von Lorenz Stucki und seiner Familie. Auf dem Betrieb werden bereits seit 17 Jahren Mastpoulets für die Bell Schweiz AG, Organisationseinheit Geflügel, gemästet. Eingestiegen in die Pouletmast ist damals der Vater von Lorenz, als dieser einen zusätzlichen Betriebszweig zur Milchproduktion suchte. Lorenz Stucki ist sehr froh über den damaligen Entscheid seines Vaters, denn die Pouletmast bereitet ihm viel Freude. Bei diesem Produktionszweig gibt es in regelmässigen Abständen Arbeitsspitzen, nämlich immer wenn der Stall leer ist und gewaschen wird. Dank der sorgfältigen und zuverlässigen Planung von Seiten der Bell, sind diese Zeitpunkte weit im Voraus bekannt und können somit gut eingeplant werden.
Der Wintergarten, welcher ab einer Temperatur von über 2 °C geöffnet wird, ist mit ein Grund für die gute Positionierung der Schweizer Geflügelhaltung. Stucki beobachtet jedoch, dass der Auslauf bei kalten Temperaturen leider weniger genutzt wird als wenn es warm ist. «Die Tiere gehen am liebsten raus, wenn die Sonne den Wintergarten aufwärmt.» sagt Stucki. Den Wintergarten mit Massnahmen wie im genannten Versuch attraktiver zu machen, könnte also den Gang an die frische Luft steigern und somit die Wirkung und den Nutzen des Wintergartens noch verbessern.
Der Betrieb Stucki gehört zu den vier Geflügelbetrieben, welche die Besucherinnen und Besucher von «Emma auf Hoftour» besichtigen können. Stucki sieht seine Teilnahme an der «Hoftour» als optimale Möglichkeit, den Schweizer Konsumenten die unverfälschte Geflügelhaltung zu präsentieren. Er vertritt das BTS-Pouletfleisch mit gutem Gewissen und findet es wichtig, dass die Konsumenten der Landwirtschaft näherkommen und sich den Vorteilen der Schweizer Tierhaltung gegenüber derjenigen im Ausland bewusst sind.