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Nutztiere

Zika-Zucht in der Schweiz

Die Kaninchen-Rasse «Zimmermann Kaninchen» hat sich in der Schweiz als beliebtes Mastkaninchen bewährt. Der einzige Vermehrungsbetrieb dieser Rasse ist der Betrieb Wullschleger in der aargauischen Gemeinde Vordemwald. Die Zucht ist eine Nische, da der Selbstversorgungsgrad aber gering ist, durchaus eine lohnende.

Ueli Wullschleger

Ueli Wullschleger hat bereits langjährige Erfahrung in der Kaninchenzucht.

(Bild: Karin Wullschleger)

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Aktualisiert am

Die Kaninchenmast gehört in der Schweiz zu einer Nische. 2018 lag der Pro-Kopf-Konsum an Kaninchenfleisch bei 0,16 kg, was im Vergleich zu den total 52 kg Fleischkonsum ein sehr geringer Anteil ist. Der Schweizer Selbstversorgungsgrad an Kaninchenfleisch lag im Jahr 2018 bei knapp 40 Prozent. Die Nachfrage nach Kaninchenfleisch ist im Winter deutlich grösser als im Sommer, weshalb der Import im Winter am höchsten ist. In der Kaninchenzucht gibt es immer noch Potenzial für einsteigende Betriebe.

Zuchtziel: Gute Fleischqualität

Als eine beliebte Fleischrasse hat sich das Zimmermann-Kaninchen (Zika) etabliert. Diese Rasse wird in der Schweiz bereits seit fast 30 Jahren vermehrt und vermarktet. Aufgebaut wurde die Basiszucht 1972 in Baden-Würtemberg von Dr. Erich Zimmermann, der auch der Namensgeber für diese Rasse war. Er wollte damals grosse Kaninchen mit gleichmässig guter und zarter Fleischqualität, wenig Fett und grossen Teilstücken züchten. Über ein spezielles Zuchtprogramm entstand damals durch eine Vier-Linien-Kreuzung der heutige Zika-Hybrid. Die Vier-Linien-Kreuzung hat den Vorteil, dass man mehrere gewünschte Merkmale sehr gut kombinieren kann. Die heutigen Zika überzeugen durch ihre gute Futterverwertung. Zudem hat diese Rasse eine besonders gute Fleischqualität, die sich durch die Zartheit, feine Knochen und helles Fleisch auszeichnet. Im Vergleich zu anderen Mastkaninchenrassen können die Zimmermann Kaninchen auf über drei Kilogramm Lebendgewicht gemästet werden – ohne am Schluss zu viel Fett anzusetzen.

Einziger Vermehrungsbetrieb in der Schweiz

Seit 1991 werden auf dem Betrieb von Ueli Wullschleger und seiner Frau Karin in Vordemwald (AG) Grosselterntiere (Basiszuchttiere) der Rasse Zika gehalten, die er aus Deutschland importiert. Mit diesen produziert er als einziger Vermehrungsbetrieb in der Schweiz die F1-Tiere (Elterntiere). Diese verkauft er an rund 50 bis 60 verschiedene Zuchtbetriebe in der ganzen Schweiz. Er hält rund 160 Muttertiere und fünf Rammler der Grosselternlinien. Rund 90 Prozent der Muttertiere werden mit Rammler der Mutterlinie gedeckt, denn es braucht für die Mastbetriebe deutlich mehr F1-Mütter als Väter. Gedeckt werden die Zibben (weibliche Kaninchen) ausschliesslich mit künstlicher Besamung. Die Basiszuchttiere werden im Alter von zehn bis zwölf Wochen, sobald sie leistungsgeprüft sind, importiert. Gedeckt werden sie im Alter von 16 Wochen. Die Tragzeit der Kaninchen liegt bei rund 31 Tagen. Der Betrieb Wullschleger arbeitet mit einem Rhythmus von 33 Tagen. Das heisst, ein Tag nach dem Wurf werden die Kaninchen schon wieder gedeckt und die Jungen bleiben bis kurz vor dem nächsten Wurf bei der Mutter.

Fütterung und Management

Gefüttert werden die Zuchttiere mit einem Futterautomaten mit Alleinfutter (Pellets). Zur Beschäftigung und Faserversorgung erhalten sie zudem Heu.

Als besonders wichtig nennt Ueli Wullschleger die Hygieneschleuse. «Vor jedem Betreten des Stalles werden ein Kombi übergezogen und die Schuhe gewechselt. Zudem waschen wir jedes Mal die Hände, bevor wir eintreten», erkärt der Betriebsleiter. Auch aus Hygienegründen holen die Kunden die Elterntiere jeweils auf dem Betrieb ab. Die Tiere werden von Ueli Wullschleger bereits in Kisten gepackt und aus dem Stall genommen und dann in die Kisten der Kunden umgeladen. Um keine Krankheiten in den Stall zu bringen, ist der Landwirt sehr vorsichtig mit Besuchern, grundsätzlich gehen nur er und seine Familie in den Stall.

Rein-Raus Verfahren

Die 160 Zuchttiere von Wullschleger sind in drei Ställe aufgeteilt, wobei jede Zibbe in einem separaten Abteil gehalten wird. Die Abteile der einzelnen Zibben sind jeweils unterteilt in ein Wurfnest, einen Rückzugsbereich sowie eine erhöhte Fläche. Die Besamung und die Würfe erfolgen nach einem geregelten Umtrieb. Alle zehn Tage werden die Zibben in einem Stall besamt. Nimmt eine Zibbe nicht auf, kann diese einen Monat Pause machen und wird einen Monat später, wieder mit den anderen Tieren ihrer Gruppe zusammen, besamt.

Die Zuchtkaninchen auf dem Betrieb Wullschleger haben durchschnittlich acht Würfe pro Jahr, pro Wurf werden 9,1 lebende Junge geboren. Die Zibben haben eine Lebensdauer von rund eineinhalb Jahren. Halbjährlich holt Ueli Wullschleger in Deutschland neue Tiere und tauscht eine Gruppe aus. Somit wird immer ein Stall auf einmal geleert, wodurch vor jedem erneuten Einstallen der Stall gewaschen und desinfiziert werden kann, was aus hygienischer Sicht ein grosser Vorteil ist.

Die Jungen werden mit rund vier Wochen abgesetzt und in Gruppen à 30 Tiere gehalten. Insgesamt zieht Ueli Wullschleger rund 600 Aufzuchttiere bis zu einem Alter von rund zehn Wochen auf, bevor sie von den Züchtern abgeholt werden. Die Nachkommen der F1-Tiere werden anschliessend für die Mast verwendet. Die Mastkaninchen werden mit dem Alter von vier Wochen abgesetzt und dann noch rund acht Wochen gemästet. Diese Mastkaninchen werden über die beiden Unternehmen Kani-Swiss und Kyburz geschlachtet und anschliessend über Coop und Migros an den Endkonsumenten verkauft. 

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