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Nutztiere

Wann stimmt das Klima?

Eine gute Luftqualität ist wichtig für gesunde und leistungsfähige Tiere. Um das Klima zu verbessern, muss man aber wissen, wie es gemessen oder beurteilt werden kann. Wie sieht das optimale Klima aus und was kann der Schweinehalter machen, um das Stallklima zu verbessern?

Wenn die Ferkel den Rüssel aus dem Nest halten, stimmen die Temperaturen für sie.

Wenn die Ferkel den Rüssel aus dem Nest halten, stimmen die Temperaturen für sie.

(Bild: Peter Röthlisberger)

Publiziert am

Aktualisiert am

ehem. Mitarbeiter UFA AG

Tierarzt, Leiter SGD Sempach-West

Wer kennt es nicht? Bei Teilnahme einer längeren Sitzung in einem engen Raum wird es warm und stickig, man wird müde und die Leistung lässt nach. Wenn das Fenster geöffnet wird, fühlt sich dies wie eine Erlösung an. Dies ist im Schweinestall nicht anders: wenn das Stallklima nicht stimmt, nimmt die Leistung der Tiere ab und bei starkem Abweichen vom Optimum wird es sogar für die Gesundheit kritisch. Die Schweine sind aber nicht nur einige Stunden in einem Sitzungszimmer, sondern ihr Leben lang im Stall.

Klima beurteilen

Das optimale Stallklima schliesst im Grundsatz Faktoren, die guttun, ein und schliesst solche, die schlecht sind, aus. Ruhe, Entspannung, Wärme, frische Luft, Licht und Sauberkeit tun gut. Kälte, Dunkelheit, Schmutz und Stress sind schlecht. Die Faktoren können quantifiziert werden, für die meisten gibt es Grenzwerte oder Idealbereiche, in denen sich die Tiere wohlfühlen. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Schadstoffe, Luftgeschwindigkeit, Licht und Staub können unterschiedlich gut beurteilt werden.

Die ideale Temperatur, also die Spannweite, bei der sich die Tiere wohlfühlen, nimmt bei Schweinen mit zunehmendem Alter ab. Bei der Geburt liegt sie zwischen 33 und 35 °C und für laktierende Sauen zwischen 12 und 18°C (siehe Tabelle). Wie der Mensch, kann auch das Tier ausnahmsweise mal mit einer Abweichung klarkommen. Es gilt aber der Grundsatz, dass eine Abweichung von über 4 bis 5 °C vom optimalen Bereich innert weniger Stunden zu erheblichem Stress führt. Ein Wechsel von einem Kalt- in einen Warmstall oder umgekehrt ist beispielsweise kritisch. Um die Temperatur im Griff zu haben, muss in jedem Stall ein Thermometer installiert sein. Zudem sollte man regelmässig mit einem Infrarotthermometer die Temperatur der Böden, Wände und Gänge messen, um starke Unterschiede zu bemerken. Am wichtigsten ist die Temperatur im Liegebeziehungsweise Komfortbereich der Tiere.

Hitzestress verhindern

In den Ferkelnestern ist thermischer Stress besonders gut erkennbar. Die Temperatur im Nest sollte bei der Geburt zwischen 33 und 35 °C erreichen und die Wärme muss gut verteilt sein. Wenn es zu kalt ist, liegen die Ferkel an einem Haufen. Wenn es zu warm ist, gehen sie kaum ins Ferkelnest. Im Idealfall liegen die Ferkel in der Kiste und haben die Rüssel ausserhalb (siehe Bild).

In den Sommermonaten ist die Hitze häufig ein Problem für die Schweine. Hitzestress führt zu einer reduzierten Futteraufnahme und einem erhöhten Flüssigkeitsbedarf. Die Leistung nimmt ab und ein falsches Kotverhalten kann zu schmutzigen Tieren und einer schlechteren Tiergesundheit führen. Für die heissen Monate muss die Versorgung mit sauberem und frischem Wasser zwingend sichergestellt sein. Weitere Hilfsmittel wie Hochdruckvernebler, Beschattungsanlagen und eine gut gewartete Lüftungsanlage helfen auch, den Hitzestress zu reduzieren.

Luftaustausch und Feuchtigkeit

Ein weiterer Punkt, der kontrolliert werden kann, ist der Luftaustausch. Die Lüftung übernimmt viele Funktionen in der Regulierung des Stallklimas. Bei warmen Temperaturen wirkt die neue Luft erfrischend, die Luftfeuchtigkeit wird gesenkt und die Schadgase werden aus dem Stall geblasen. Im Sommer sollte die Luftrate mindestens 200 m 3 / h pro Galtsau, 35 m 3 / h pro Absetzferkel, 350 m 3 / h pro Abferkelbucht und 100 m 3 / h pro Endmastschwein betragen. Die Wartung der Lüftungsanlage ist essenziell, damit sie auch mit zunehmendem Alter noch die Leistung erbringt. Mit einer guten Lüftung wird die Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch. Im Idealfall liegt diese zwischen 50 und 80 Prozent. Im Winter, wenn die Stalltemperatur kühler ist, hat die Luft eine tiefere Wasseraufnahmefähigkeit. Das bedeutet, dass die Luftrate höher sein muss, um die Feuchtigkeit tief zu halten. Wenn die Fenster anlaufen oder die Böden schlecht trocknen, sind das Anzeichen für eine zu hohe Luftfeuchtigkeit. Eine genaue Messung mit einem Hygrometer ist jedoch der bessere Massstab.

Zugluft ist zu vermeiden

Eine gute Lüftung erreicht in der Regel die erforderliche Luftrate. Es müssen aber einige Punkte beachtet werden. Wenn die Anlage Zugluft erzeugt, hat dies einen negativen Einfluss auf die Tiere. Wenn wir Menschen Zugluft haben, werden wir krank; das ist auch beim Schwein so. Luftzüge können zum Beispiel bei hohen Temperaturunterschieden innerhalb des Stalles entstehen. Die ideale Luftgeschwindigkeit im Liegebereich beträgt zwischen 0,1 und 0,2 Meter pro Sekunde. Bei schnelleren Luftgeschwindigkeiten muss das Tier ausweichen können.

Wird die Luftzirkulation gestört, zum Beispiel aufgrund offener Fenster, fliesst die Luft allenfalls vom Eintrittspunkt unmittelbar zum Austrittspunkt und die Luft im Stall wird nicht ausgetauscht. Auch Hindernisse bei der Ein- oder Austrittsöffnung sollten vermieden werden. Diese führen entweder zu vermindertem Luftdurchsatz oder erhöhter Luftgeschwindigkeit. Um die Luftzirkulation zu visualisieren, können Rauchpatronen eingesetzt werden und die Luftgeschwindigkeit kann mit einem Anemometer gemessen werden.

Schadgase

Schadgase geraten durch Atmung, Kot und Harn in die Luft. Eine gewisse Konzentration dieser Gase ist unvermeidbar und nicht zwingend schädlich. Ammoniak kann für Ferkel schon bei einer geringen Konzentration von 10 ppm toxisch sein. Das Spülen der Güllekanäle setzt viel Ammoniak auf einmal frei. Kohlendioxid (CO 2 ) wird ab einer Konzentration von 3000 ppm gefährlich. Schwefelwasserstoff (H 2 S) entsteht durch bakterielle Aktivität in der Gülle und ist das gefährlichste Schadgas. Der Grenzwert liegt bei 0,5 ppm. Bei 200 ppm wird der Geruchssinn gelähmt, bei 500 ppm tritt Bewusstlosigkeit ein und ab 700 ppm ist es tödlich. Die Schadgaskonzentration ist mit speziellen Geräten messbar.

Staub ist zwar kein Schadgas, aber es erhöht zum Beispiel die Toxizität von Ammoniak. Dazu kann Staub beim Menschen Allergien und chronische Bronchitis auslösen. Auch elektrische Geräte wie Ventilatoren und Lüftungsanlagen verlieren an Effizienz bei hoher Staubbelastung. Die Staubbelastung kann mit einer guten Lüftung oder einem Luftfilter reduziert werden. Zu trockene Luft führt zu mehr Staub. Die Staubkonzentration zu messen ist kostspielig. Es gibt aber einen guten Anhaltspunkt: Wenn es für den Bauer zu viel Staub hat, ist es auch für die Schweine zu viel. Dies gilt übrigens im Allgemeinen für den Schweinestall. 

Der SGD bietet Klimamessungen an, mit Beratung zu gezielten Verbesserungsmassnahmen. www.suisag.ch

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