category icon
Nutztiere

Besamungsmanagement beim Schwein

Die Reproduktionsleistung von Schweinen ist ein zentraler wirtschaftlicher Faktor in der modernen Schweineproduktion. Ein effizientes Besamungsmanagement trägt entscheidend zur Fruchtbarkeit und damit zum Erfolg eines Betriebs bei.

In der Schweiz wird hauptsächlich künstlich mit Einweg-Besamungskathetern besamt. 

In der Schweiz wird hauptsächlich künstlich mit Einweg-Besamungskathetern besamt. 

Publiziert am

In der Schweiz wird zu etwa 75 % künstlich besamt, während der Natursprung einen Anteil von 25 % ausmacht. Beide Methoden unterliegen zahlreichen Einflussfaktoren, die optimiert werden müssen, um hohe Trächtigkeits- und Abferkelraten zu erzielen. In der Jahresauswertung 2024 des UFA-Sauenplaners betrug die Umrauschquote 11,9 %. 

Spermalagerung und Transport

Während des Transports und der Lagerung sollte Sperma in einer Klimabox bei 16 bis 18°C aufbewahrt werden, um optimale Bedingungen sicherzustellen. Das Sperma muss vor Licht, Wasser und Temperaturschwankungen geschützt werden, da diese die Spermaqualität beeinträchtigen können. Zudem zeigen neue Studien, dass Sperma während der Lagerung nicht geschwenkt werden sollte.

Brunststimulation und Brunstbeobachtung

Eine gezielte Brunststimulation durch Flushing-Fütterung, Lichtprogramme und den Kontakt mit Ebern kann die Fruchtbarkeit erhöhen. Produkte für das Durchführen eines Flushings mit leichtverdaulicher Energie sind auf dem Markt verfügbar.

Die regelmässige Kontrolle des Duldungsreflexes ist für den Besamungserfolg unerlässlich. Dafür sollten die Sauen mit dem Eber zweimal täglich auf den Duldungsreflex kontrolliert werden. Die Stimulation des Ebers ist unerlässlich, um die vollständige Reflexkette der Sau für den Duldungsreflex zu aktivieren. Dabei ist zu beachten, dass der Eber höchstens fünf Sauen gleichzeitig stimulieren kann. Des Weiteren benötigt es die Stimulationsreize der durchführenden Person, wie zum Beispiel die Massage des äusseren Genitalbereichs, das Massieren des Gesäuges, das Anheben der Kniefalte, das Eindrücken der Flanke, Druck auf den Rücken und den Reittest. Diese Methoden tragen dazu bei, den Duldungsreflex auszulösen und eindeutig zu erkennen.

Der Beginn des Duldungsreflexes kann für die Festlegung des optimalen Zeitpunkts für die erste Besamung herangezogen werden (siehe Tabelle). Der optimale Zeitpunkt für die Besamung bei der Sau liegt nämlich zwischen 0 und 16 Stunden vor der Ovulation, da die Spermien so genügend Zeit haben, um auf die Eizellen im Eileiter zu warten.

Durchführung künstliche Besamung

In der Schweiz wird hauptsächlich die intracervicale Besamung (direkt in den Gebärmutterhals) mit Einweg-Besamungskathetern durchgeführt. Für diese Art der Besamung stehen verschiedene Typen von Besamungskathetern zur Verfügung, wie beispielsweise Spiralkatheter oder Schaumstoffkatheter. Für die Besamung ist eine sorgfältige Vorbereitung des Equipments erforderlich. Viele Landwirtinnen und Landwirte nutzen hierfür einen Besamungswagen, auf dem Handschuhe, trockene Tücher, Besamungskatheter, Spermaportionen, Besamungsbügel, Sprayflaschen sowie ein Abfallsack bereitgestellt werden.

Die künstliche intracervicale Besamung sollte nach trockener Reinigung der Vulva innerhalb von zehn Minuten nach Feststellung des Duldungsreflexes unter Stimulation durch den Eber und die Besamungsperson erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt werden durch das Hormon Oxytocin Uteruskontraktionen ausgelöst, die den aktiven Spermaeinzug fördern und einen übermässigen Rückfluss des Spermas verhindern. Weitere wichtige Faktoren sind in der Abbildung (siehe Kasten) ersichtlich. Nach der Besamung ist eine sorgfältige Dokumentation des Besamungszeitpunkts, der eingesetzten Eber sowie möglicher Auffälligkeiten der Sau besonders wichtig. Sie liefert wertvolle Anhaltspunkte für die Untersuchung, falls es zu einer Verschlechterung der Reproduktionsleistung kommt.

Einflussfaktoren auf den Natursprung

Der Natursprung hat eine geringere Verbreitung, ist jedoch in bestimmten Betrieben noch relevant. Ein erfolgreicher Natursprung erfordert gesunde, leistungsfähige Eber mit einem hohen Sexualverhalten (Libido). Zudem sind optimale Paarungsbedingungen, wie ein rutschfester Boden und eine geeignete Umgebung, notwendig. Untersuchungen in der Schweiz zeigten, dass ein rutschiger Sprungplatz die Paarungsbereitschaft signifikant verschlechtert. Auch gesundheitliche Probleme, wie zum Beispiel Lahmheiten, können die Libido der Deckeber negativ beeinträchtigen und zu verlängerten Aufsprungzeiten führen. Des Weiteren konnten Einflüsse der Genetik sowie ein jahreszeitlicher Effekt auf die Libido bei Ebern festgestellt werden.

Zur Sicherstellung einer hohen Fruchtbarkeit sind andrologische Untersuchungen der Deckeber sowohl beim Zukauf als auch regelmässig während des Einsatzes empfehlenswert. Diese Untersuchungen umfassen die Beurteilung der allgemeinen Gesundheit sowie der Gesundheit der Geschlechtsorgane. Den Abschluss der Untersuchung bildet eine Analyse des Ejakulats.

Optimierung der Reproduktionsleistung

Ein gut durchdachtes Besamungsmanagement ist essenziell für eine erfolgreiche Schweinezucht. In der künstlichen Besamung spielen Spermalagerung, Brunstkontrolle und die korrekte Durchführung eine entscheidende Rolle. Der Natursprung erfordert ein optimales Management der Eber hinsichtlich Gesundheitszustand und Libido. Durch gezielte Massnahmen können die Fruchtbarkeitsleistung optimiert und wirtschaftliche Verluste reduziert werden. Eine konsequente Dokumentation aller relevanten Parameter ist entscheidend für den langfristigen Erfolg des Reproduktionsmanagements in Schweinebetrieben. 

Lesen Sie auch

Agrar-Quiz: Milch
Agrar-Quiz: Milch

Was wissen Sie über Milch? Nehmen Sie am Agrar-Quiz der UFA-Revue teil. Die Fragen drehen sich um Milchkühe, die Bedeutung der Milchproduktion und die Milch als Lebensmittel.

Zum Quiz

Meistgelesene Artikel

>