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Nutztiere

Staph. aureus im Betrieb – was nun?

Staphylokokkus aureus ist ein Mastitis-Erreger, der mit hohen wirtschaftlichen Verlusten verbunden ist. Das Einschleppen des Keims erfolgt oft beim Zukauf von Kühen oder bei der Alpung. Wie wird der Problemkeim erkannt und wie geht man vor, wenn man ihn in der Herde hat?

Der Zukauf von Tieren ist ein Risikofaktor für das Einschleppen des Mastitis-Erregers Staphylokokkus aureus. 

Der Zukauf von Tieren ist ein Risikofaktor für das Einschleppen des Mastitis-Erregers Staphylokokkus aureus. 

(Bild: agrarfoto.com)

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Aktualisiert am

Tierärztliche Bestandesbetreuung

Staphylokokkus aureus gehört zur Gruppe der kontagiösen Keime. Das Eutergewebe des Rindes ist das wichtigste Reservoir dieses Erregers. Er kann aber auch auf der Zitzen- oder Kuhhaut, der Stallinfrastruktur, der Haut des Stallpersonals, auf Insekten oder zum Beispiel an der Melkmaschine nachgewiesen werden. Heute ist bekannt, dass es verschiedene Typen gibt (im Fachjargon als Genotypen bezeichnet). Diese unterscheiden sich in ihrem Ansteckungsrisiko und den krankmachenden Faktoren. Der Genotyp B (GTB) wird heute als der gravierendste Typ angeschaut. So können in einer Herde zwischen 18 und 88 Prozent der Kühe mit Staph. aureus GTB angesteckt sein. Mit anderen Staph. aureus Typen stecken sich «nur» zwischen 4 bis 33 Prozent der Kühe an. Entsprechend wichtig ist die genaue Unterscheidung.

Wichtige Punkte für erfolgreiche Sanierung:

  • Strenges Einhalten der Melkreihenfolge in Gruppen 
  • Reinigung der Melkanlage nach jedem Melken gemäss Herstellerempfehlung 
  • Dippen mit einem jodhaltigen Mittel mit Non-Return Dippbecher sofort nach Abnahme des Melkaggregats 
  • Tiere konsequent beproben und behandeln 
  • Unheilbare Kühe ausmerzen 
  • Testen neuer Kühe vor Integration in die Herde 
  • Ein Einwegtuch pro Kuh für die Reinigung der Zitzen 
  • Regelmässige Wartung der Melkanlage und Austausch der Zitzengummis 
  • Beim Melken Handschuhe anziehen; diese zwischendurch mit einem Zitzendesinfektionstuch reinigen 
  • Vermeidung von Lufteinbrüchen beim Ansetzen des Melkzeugs und Blindmelken

Quelle: RGD Bern

Trotz tiefer Zellzahl Staph. aureus Trägerin?

Staph. aureus wird unregelmässig in der Milch ausgeschieden. Deshalb bedeutet ein negativer Kulturbefund nicht, dass die Kuh sicher keine Trägerin ist. Eine bessere Diagnostik ergibt sich mit neueren molekulartechnischen Methoden (PCR, MALDI-TOF). Im Labor kann auch die Unterscheidung bezüglich des Genotyps verlangt werden. Für ein Herdenscreening hinsichtlich dem Genotyp B eignet sich eine Tankmilchprobe. Die Zellzahl einer Kuh gibt keinen Hinweis, wieviel Staph. aureus-Erreger ausgeschieden werden. Auch eutergesunde Kühe (Zellzahl < 100 000 Zellen / ml) können Träger sein und den Erreger von Zeit zu Zeit ausscheiden. Es gibt verschiedene Faktoren, welche den Erreger Staph. aureus begünstigen, sei dies auf Kuh- oder Herdenebene. Hat man Staph. aureus in seiner Herde und möchte diesen eliminieren, so ist eine betriebsspezifische Bestandesanalyse inklusive Ausarbeitung der Risikofaktoren (siehe Tabelle 1)nötig.

Umsetzung der Sanierung

Aufgrund der wirtschaftlichen Verluste (Euterentzündungen, Ausmerzung von chronisch infizierten Kühen, u. a.) aber auch aus lebensmittelhygienischer Sicht ist eine Sanierung von Staph. aureus anzustreben. Der Erreger kann nämlich Giftstoffe produzieren, welche insbesondere nach der Rohmilchverarbeitung zu einer Lebensmittelvergiftung beim Menschen führen können. Die Dauer der Sanierung ist abhängig von der Motivation und den Möglichkeiten des Betriebs, von der Anzahl der infizierten Kühe und der Betriebsgrösse. In der Regel dauert eine Sanierung mehrere Monate. Die Sanierung erfolgt nach einem standardisierten Ablauf, muss aber betriebsspezifisch angepasst und umgesetzt werden. Das wichtigste Hilfsmittel bei der Sanierung ist eine strikte Melkreihenfolge in drei Gruppen.

Risikofaktor Alpung

Wie bei den Risikofaktoren aufgeführt, sind Alpungen und Gemeinschaftsweiden ein grosser potenzieller Risikofaktor für das Einschleppen von Staph. aureusin den Heimbetrieb. Ziel muss es sein, Staph. aureus freie Sömmerungen zu haben. Entsprechend ist eine Beprobung vor dem Alpauftrieb sinnvoll. Falls dies nicht möglich ist, sollten mindestens die heimkehrenden sowie zugekaufte Kühe entweder direkt nach der Ankunft beprobt oder die trockenstehenden Kühe 14 Tage nach dem Abkalben getestet werden. Bis zum negativen Resultat sind solche Kühe am Schluss zu melken. 

Der Betrieb

Ausgangslage

Ein Betriebsleiter meldete sich bei der tierärztlichen Bestandesbetreuung, weil er seit längerer Zeit mit hohen Zellzahlen zu kämpfen hat und vermehrt Staph. aureus in den Milchproben nachgewiesen wurde. Er erwartet eine Auswertung der Ist-Situation inklusive einer Strategie zur Sanierung seiner Eutergesundheit. Die Euterkennzahlen des Betriebs:

Die theoretische Tankzellzahl (alle Kühe einer Wägung) ist hoch (siehe Grafik). 40 bis 50 Prozent der Kühe haben eine Zellzahl > 150 000 Zellen pro ml. Diese zwei Werte sind Zeichen eines massiven Eutergesundheitsproblems. Die genauere Betrachtung zeigte zudem, dass der Anteil an Kühen mit chronisch hohen Zellzahlen sehr hoch ist. Weitere klare Indizien für ein Staph. aureus- oder melktechnisches Problem zeigen folgende Fakten (siehe Tabelle): Der Anteil eutergesunder Kühe in der Herde ist sehr tief, die Neuinfektionsrate während der Laktation ist hingegen hoch. Erfreulich gut ist die Heilungsrate während der Galtzeit.
Wie die Wägungen des letzten halben Jahres zeigen, besteht die Problematik schon länger.
Eine Tankuntersuchung der Milch bestätigte den Verdacht: der Betrieb hat Staph. aureus Genotyp B in seiner Herde.

Vorgehen

Die tierärztliche Bestandesbetreuung tbb bietet eine betriebsindividuelle und kontinuierliche Evaluation von den jeweiligen Risikofaktoren. Die Risikofaktoren wurden besprochen und ein Sanierungsplan ausgearbeitet. Der Betrieb wird nun alle zwei bis vier Wochen durch die tierärztliche Bestandesbetreuung besucht. Spezifische Risikofaktoren für diesen Betrieb waren: 

  • Keine spezielle Melkreihenfolge 
  • Zukauf von Kühen ohne vorherige Milchprobenuntersuchung 
  • Schlechte Zitzenkondition (verursacht durch die Melktechnik; v.a. durch die Vakuumhöhe und Zitzengummigrösse) 
  • Kein Tragen von Handschuhen zum Melken und mangelhaftes Zitzendippen (mit ungeeignetem Präparat)

Aktuell ist der Betrieb mitten in der Sanierungsphase. Zurzeit gibt es drei Melkgruppen, welche monatlich durch Milchprobenanalysen überprüft werden. Die rote Gruppe, bestehend aus zurzeit 18 Kühen werden gestaffelt antibiotisch behandelt. Es wird bewusst eine längere Sanierung in Kauf genommen, weil das Arbeiten in Gruppen gut möglich ist und weil möglichst wenig Kühe geschlachtet werden sollen. Trotz antibiotischem Trockensteller mussten bisher zwei frischgekalbte Kühe aus der roten Gruppe mit einem erneut positiven Staph. aureus Nachweis geschlachtet werden. Zurzeit sind fünf frischgekalbte Kühe in der orangen Gruppe, welche nun einzeln beprobt werden.

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