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Pflanzenbau

Steigendes Interesse bei den Produzenten

Ein begrenzter Markt und heiss begehrt: Der Boom zur Umstellung auf Bioanbau in der Schweiz zeigt Auswirkungen. Viele versuchen am Markt teilzuhaben. Doch der attraktive, oft als einfach erachtete Bioanbau von Kartoffeln, kann teuer zu stehen kommen, wenn die Qualität nicht ausreichend ist.

Der Biokartoffel-Sektor macht eine rasante Entwicklung durch.

Stabiler Markt: Biokartoffeln für die Chipsproduktion.

(Fabien Curty, fenaco Landesprodukte)

Publiziert am

Aktualisiert am

Veredelungs- und Pflanzkartoffeln, fenaco

Der Biokartoffel-Sektor macht eine rasante Entwicklung durch, hauptsächlich aufgrund der zunehmenden Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe, die auf Bioproduktion umsteigen. Noch vor einigen Jahren konnte jeder Produzent, der auf Bioproduktion umstellte, Kartoffeln in die Fruchtfolge einplanen und seine Ware via Grosshandel vermarkten. Die Situation hat sich verändert und es ist heute schwierig, von den Händlern Absatzverträge für die Ware zu erhalten. Die Kleinmengen beim Pflanzkartoffelverkauf in der gesamten Schweiz zeigen, dass der Direktverkauf ein bedeutendes Segment für die Vermarktung von Biokartoffeln bleibt.

Verschiedene Segmente

Die Strukturunterschiede zwischen den Produktionssegmenten sind im Bereich der Biokartoffeln noch ausgeprägter als bei den konventionellen Kartoffeln. Das Segment der Veredelungskartoffeln, das sich aus Sorten für Chips und Pommes frites zusammensetzt, liegt in den Händen weniger Händler, die den grössten Teil des Volumens an die Verarbeitungsbetriebe liefern. Die Wertschöpfungskette für den Frischkonsum hingegen zählt viel mehr Akteure. Die Volumen der Kartoffeln für Pommes frites und Chips sind sehr stabil und entwickeln sich innerhalb eines begrenzten Bereichs, da den Bio-Chips und Bio-Pommes frites von Seiten der Konsumenten keine Priorität zufällt. Das Frischkon-sum-Segment entwickelt sich hingegen schneller. Viele Akteure setzen ihre Ware über den Detailhandel ab. Gleichzeitig ist auch der Direktverkauf ein wachsender Markt. Die Konsumenten fragen – nicht zuletzt als Folge der gezielten Werbung der Akteure der Wertschöpfungskette – für den Frischkonsum zunehmend Produkte mit Biolabel nach.

Herausforderungen bei der Produktion

Die Begeisterung für den Biokartoffelanbau gründet vor allem darin, dass der Unkrautdruck mechanisch gut kontrolliert werden kann und dass Hackfrüchte in der Fruchtfolge wichtig sind. Während andere Kulturen wie Zuckerrüben oder Gemüse stundenlanges manuelles Jäten erfordern, passiert bei den Kartoffeln die Unkrautbekämpfung beim Aufhäufeln des Damms. Bis zum Reihenschluss und zur Bodenbedeckung sind mehrere Durchgänge möglich. Der Krankheitsdruck hängt stark von den klimatischen Bedingungen ab. So ist in feuchten Jahren die Krautund Knollenfäule ein Problem. Doch es gibt Lösungen in Form von prophylaktischen Kupferbehandlungen. Die Tendenz hin zu warmen und trockenen Jahren nimmt zu. Als Nebeneffekt nimmt der Krankheitsdruck durch Kraut- und Knollenfäule in trockenen Jahren ab. Das könnte als Vorteil gesehen werden. Doch die warmen Jahre erweisen sich problematischer in Bezug auf die Alterna-ria-Krankheit, gegen die es keine prophylaktische Biobehandlung gibt. Das Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) führt in Zusammenarbeit mit dem Handel analog zu den Hauptversuchen durch Swisspatat bei Produzenten in allen Anbaugebieten Sortenprüfungen durch. Aktuell werden die festkochenden Sorten Goldmarie, Otolia und Maïwen auf ihre Kraut- und Knollenfäuleresistenz geprüft. Das mittelfristige Ziel besteht darin, resistente Sorten anzubieten, die für die Bioproduktion besser geeignet sind. Wie in der ganzen Branche bereiten die Schäden durch Drahtwürmer und Dry-Core den Produzenten grosse Sorgen. Sie sind für die Deklassierung eines grossen Anteils der herabgestuften Posten verantwortlich. Es werden auch Lösungen auf Biobasis gesucht, bislang ohne überzeugende Resultate.

Erhältliche Sorten

Nicht alle der von Agroscope/Swisspatat auf ihrer Liste empfohlenen Sorten werden biologisch vermehrt. Nur Pflanzkartoffeln der meist verbreiteten Sorten sind in Bioqualität erhältlich. Ausserdem erstellt das FiBL eine Liste mit den für die Bioproduktion empfohlenen Sorten. Konkret sind es die Sorten Agata, Lady Christl, Annabelle, Charlotte, Ditta, Erika, Desirée, Vitabella, Jelly, Victoria, Challenger und Agria, die in der Schweiz in Bioqualität vermehrt werden. Die Versorgung für die Biopflanzgutkampagne 2018 –2019 ist grundsätzlich gut. Je nach Verkaufsentwicklung wird es bei manchen Sorten ein leichtes Überangebot geben, bei anderen einen leichten Mangel. All diese Sorten sind sowohl in Paloxen zu 550 kg als auch in 25 kg Säcken in den lokalen LANDI Filialen erhältlich. Dank dieser guten Versorgungssituation im Bereich des Biopflanzguts kann ein grosser Teil der Biokartoffel-Flächen, vor allem für das Frischsegment, mit Biopflanzgut bestellt werden. Die Chips-Sorten sind zum Beispiel nicht in Bioqualität erhältlich, zumindest nicht in der Schweiz. Es handelt sich dabei unter anderem um die Sorten Lady Rosetta und Hermes. Im Bereich der Sorten für Pommes frites deckt Agria über 90 Prozent der Nachfrage ab. Es sind also Biopflanzkartoffeln erhältlich. Der Rest wird durch verschiedene Sorten in konventioneller Qualität abgedeckt.

Bei gewissen Sorten gilt es, flexibel zu sein und sich am Angebot zu orientieren. Eine Sorte wie Charlotte (festkochend) kann zum Beispiel mit Erika (ebenfalls festkochend) ersetzt werden. Für das Segment der mehligkochenden Sorten gilt dasselbe. Preislich ist die Verwendung konventioneller Pflanzkartoffeln kein Vorteil. Für den Anbau von konventionellem Pflanzgut muss beim FiBL ein Gesuch eingereicht werden. Wird dieses genehmigt, wird zusätzlich zum konventionellen Preis eine Lenkungsabgabe erhoben, um den Preis an denjenigen für Biokartoffeln anzugleichen. Diese Abgabe wird in den Biokartoffelpflanzgutfonds einbezahlt, um den Preis für Biopflanzgut zu reduzieren. 

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