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Pflanzenbau

Mundraub auf dem Acker

Werden die Frühlingskulturen ausgesät, sind wieder vermehrt Rabenvögel auf den Flächen, um die Körner oder jungen Pflanzen zu fressen. Ohne chemische Beizmittel ist es schwierig, den Vögeln Herr zu werden. Ganz mittellos stehen die Landwirtinnen und Landwirte aber auch nicht da.

Vogelprädation kann die ganze Saison über ein Problem darstellen.

Vogelprädation kann die ganze Saison über ein Problem darstellen.

(iStock)

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Quer gelesen

– Rabenvögel sind sehr intelligent, lernen schnell und geben das Wissen weiter.

– Vogelfrass auf dem Feld kann nur temporär verhindert werden.

– Werden die Methoden periodisch und sparsam kombiniert, kann die Kultur im richtigen Moment geschützt werden.

Rabenvögel auf Acker und Silo

Es sind meist die zu den Rabenvögeln (Familie Corvidae) gehörenden Rabenkrähen (Corvus corone), Nebelkrähen (Corvus Corvix) und Saatkrähen (Corvus frugilegus), welche sich auf den Äckern gütlich tun. Dies ab der Aussaat, wenn der Hunger an den frisch ausgesäten Körnern gestillt wird. Aber auch die aufgelaufenen Pflänzchen werden entweder gefressen oder aus Spieltrieb und Neugier ausgerissen. Später sind die Körner zur Erntereife ein willkommenes Mahl. Aber auch Fahrsilo oder Siloballen sind für die Vögel interessant. Da werden Abdeckungen wie Folien oder Netze beschädigt und die Anschnittstelle durchwühlt. Dies bringt nicht nur Verunreinigungen mit sich, sondern auch die Gefahr von Fehlgärungen der Silage.

Intelligenztests für Menschenaffen

Rabenvögel sind so intelligent, dass ein Verhaltensforscher sie sogar als fliegende Affen bezeichnete, da sie Tests für Primaten bestanden. In einem Forschungsprojekt waren zum Beispiel Rabenkrähen in der Lage, Wochentage zuzuordnen. Ihnen wurden jeden Tag mehrere verschiedenfarbige Schachteln vorgelegt. Nur in einer war Futter und deren Farbe abhängig vom Wochentag. Schon nach kurzer Zeit erkannten die Vögel jeden Tag die jeweils richtige Schachtel. Ein anderer Versuch zeigt deutlich, warum es so schwerfällt, sie von landwirtschaftlichen Flächen fernzuhalten. Hier wurden über zwei Saisons Sonnenblumenkörner teils blau eingefärbt, teils mit einem Bitterstoff behandelt. In der ersten Saison frassen die Tiere mehrheitlich die Körner mit den Bitterstoffen. In der zweiten Saison liessen sie diese links liegen und taten sich an den blauen Körnern gütlich. Sie hatten gelernt, was besser schmeckt, dass die Farbe kein Problem darstellt, und dieses Wissen innerhalb der Gruppe weitergegeben.

Rabenkrähen waren in der Lage, Wochentage zuzuordnen.

Etablierte Methoden gegen Vogelfrass

Im Internet finden sich viele Empfehlungen gegen Frass. Die Wirkung – ohne Gewähr. Einer rät, Chili-Öl zu spritzen, und ein Betrieb in Deutschland schwört auf einen Überzug der Maiskörner mit Hopfenextrakt. Ein anderer Landwirt wiederum ist sicher, dass eine tote Krähe als Warnung aufgehängt ihre Wirkung zeigen würde. Dieses Vorgehen sehen viele als Lösung schlechthin. Es wird aber die Missbilligung von Vorbeispazierenden hervorrufen und ist seuchentechnisch verboten.

Es gibt aber auch Methoden, die eine nachgewiesene Wirkung gegen Vogelfrass zeigen. Eins vorneweg: Leider wirkt das meiste nur für kurze Zeit, da sich die Tiere daran gewöhnen und schnell lernen. Es ist auch zu bedenken, dass verschreckte Vögel Splitterpopulationen bilden können. Dann vergrössert sich das Problem.

Die Körner tiefer vergraben

Bei Mais kann es helfen, die Körner tiefer abzulegen (leichte Böden 7 – 8 cm, schwere Böden 3 – 5 cm). Dies sollte erst bei Bodentemperaturen von acht bis zehn Grad geschehen, da sonst viel Zeit bleibt, bis der Mais aufläuft. Die Saat kann nachher gewalzt werden, um die Saatreihen zu «verwischen». Ist es möglich, nach Absprache gleichzeitig mit dem Nachbarn zu säen, konzentriert sich der Vogelfrass nicht nur jeweils auf eine Fläche. Hofdünger sollte eingearbeitet werden, da er Rabenvögel anlockt.

Angstschreie und das letzte Mittel

Periodisch abgegebene Schüsse und laute Geräusche schrecken Vögel vorübergehend ab. Hier gibt es Vorrichtungen wie Knallpetarden, Apparate mit einer Kombination von optischen (Scheuchbänder oder hochschnellende Seile) und akustischen Schreckeffekten (zum Beispiel Detonationen mit Propangas). Auch das Vortäuschen von Angstschreien von Artgenossen oder Greifvogelschreie (bei Bird Gard) ist eine Möglichkeit der akustischen Abwehr. Hilft gar nichts mehr, ist das letzte Mittel der Abschuss. Dies sollte aber mit dem örtlichen Jagdverein besprochen werden und durch eine autorisierte Person erfolgen.

Verschreckte Vögel können Splitterpopulationen bilden.

Vortäuschen falscher Tatsachen

Vermehrt werden auf den Flächen silberne Gasballone, kleine Spiegelballone oder Drachen in Raubvogeloptik installiert. Diese zeigen durch unregelmässige Bewegungen und Schattenwurf eine gute Wirkung. Auch Windräder, Plastikbänder, Federspiele mit Greifvogelfedern, Laser, Inflatable Man und aufgehängte CDs sind eine Option. Etwas dramatischer ist das Vortäuschen eines Rupfes, bei dem schwarze Federn (etwa Hühnerfedern) kreisförmig auf dem Boden verteilt werden. Die altbekannte Vogelscheuche zeigt hingegen meist wenig Wirkung.

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Drachen, welche die Anwesenheit von Raubvögeln vortäuschen, beeindrucken Rabenvögel eine gewisse Zeit.

(Dr. Katharina Kempf)

Echte Feinde als Helfer

Insbesondere in Städten kamen schon Falkner mit Greifvögeln, wie Wüstenbussarden, zum Einsatz. Von ihnen zeigten sich die Rabenvögel beeindruckt. Sitzstangen für Greifvögel auf dem Feld sind also nicht nur wegen der Mäuse eine gute Idee. Falsche Greifvögel, in Form von Drohnen, die Schreie abgeben, wurden 2017 im Stadtzentrum von Yverdon (VS) gegen Krähen eingesetzt. Doch hier war der Effekt nur temporär.

Ein anderes oder ungeniessbares Buffet

Andere Nahrungsquellen anzubieten, ist auch bei Vogelfrass ein Ansatz, zum Beispiel die Ablenkfütterung mit Buchweizen. Das Forschungsprojekt Peacor (Limagrain und Agroscope) macht sich die Präferenz der Vögel nach Protein zunutze. So wurden Erbsenstreifen neben Mais angebaut. Besonders während der Brutzeit würden Rabenvögel aber eher Insektenprotein wählen. Die Förderung dieser Nützlinge wäre entsprechend hilfreich.

Echte Alternativen zu chemischen Beizmitteln gab es bisher nicht. Das andert sich nun. Für das Jahr 2024 gibt es eine Notzulassung für das biologische Beizmittel Ibisio. Das Mittel basiert auf einem Pfefferextrakt und ist für die Betriebe in der Schweiz verfügbar. Im Jahr 2025 wird zudem eine Erstzulassung für das pflanzliche Beizmittel Ecovelex in Österreich erwartet. Es besteht aus einer Kombination von drei pflanzlichen Terpenen.

Gemischtes Schauspiel effektiver

Mit den vorhandenen Methoden ist eine vorübergehende Vergrämung von Vögeln möglich. Dafür sind diese sparsam und nicht zu früh einzusetzen. Am erfolgreichsten ist es, die Methoden zufällig zu kombinieren. Wer keine Zeit für eine «Choreografie» hat, kann auf eine Vorrichtung wie Bird Alert zurückgreifen. Der unscheinbare Kasten mit Lautsprecher und Erkennungsmikrofon leitet nach dem Zufallsprinzip und nur bei Anwesenheit der Vögel Vergräm-Massnahmen ein. 

Merkblätter und Informationen zu Vogelfrass

Merkblatt des FiBL, wie Krähen im Bio-Feld abgewehrt werden können.

Agroscope startete 2022 ein Projekt zusammen mit Ornithologen, um neue Ansätze zur Vogelabwehr zu prüfen.

– Welche Vögel sind überhaupt auf dem Acker: Bei der Schweizerischen Vogelwarte finden sich Beschreibungen vieler Arten. www.vogelwarte.ch

Ihre Erfahrung ist gesucht

Was ist ihr Rezept gegen Vogelfrass?  Lassen Sie es uns wissen über Instagram mit dem Hashtag #ufarevuecommunity.

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