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Pflanzenbau

Verstehen schafft mehr Fruchtbarkeit

Ein fruchtbarer Boden ist mehr als nur Grundlage für gute Erträge. Er speichert Wasser, filtert Nährstoffe, bindet Kohlenstoff und bietet Lebensraum für Milliarden Organismen. Else Bühnemann-König vom FiBL erklärt, wie Böden langfristig fruchtbar bleiben und welchen Einfluss Struktur und Bewirtschaftung haben.

Ein gesunder Boden wimmelt vor Leben: Bis zu 15 Tonnen Bodenlebewesen finden sich in einer Hektare.

Ein gesunder Boden wimmelt vor Leben: Bis zu 15 Tonnen Bodenlebewesen finden sich in einer Hektare.

(Bild: Thomas Alföldi, FiBL)

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Aktualisiert am

Redaktor UFA-Revue

Was ist ein fruchtbarer Boden?

Die kürzeste Definition von Bodenfruchtbarkeit bzw. Bodenqualität und -gesundheit ist die Fähigkeit des Bodens, seine Funktionen zu erfüllen. Die Bodenfunktionen gehen dabei klar über die Produktivität hinaus, an die wir in der Landwirtschaft meist als wichtigste Funktion denken.

«Eine gute Bodenstruktur fördert nicht nur das Pflanzenwachstum, sondern auch den Humusaufbau.»

Else Bünemann-König Leiterin Departement für Bodenwissenschaften, FiBL

 

Ebenso wichtig sind aber die Wasserspeicherung und Filterfunktion, der Beitrag zur Klimaregulation, vor allem durch Bindung von Kohlenstoff im Boden, die Speicherung und Umsetzung von Nährstoffen sowie die Bereitstellung von Lebensraum für die grosse Vielfalt der Bodenorganismen. Die Fähigkeit, Bodenfunktionen zu erfüllen, hängt dabei immer von den Standorteigenschaften ab: Faktoren wie Mineralogie, Korngrössenverteilung, Klima und topografische Lage setzen der Bodenfruchtbarkeit gewisse Grenzen. Unser Ziel sollte es sein, die dem Standort entsprechende Bodenfruchtbarkeit optimal zu erhalten.

Was weiss man heute über den Boden, was man früher nicht wusste?

In den letzten 30 Jahren wurde das Wissen über Humus und Bodenlebewesen enorm weiterentwickelt. Wir verstehen nun viel besser, wie viel Kohlenstoff im gesamten Bodenprofil vorliegt, wie er umgesetzt wird und wovon eine langfristige Stabilisierung abhängt. Heute weiss man, dass der Abbau weniger durch die chemische Abbaubarkeit als vielmehr durch Wechselwirkungen von organischen Molekülen mit Bodenmineralen und Einschluss in Bodenaggregate beeinflusst wird. Eine gute Bodenstruktur hat daher nicht nur Vorteile für Pflanzenwachstum und maschinelle Bearbeitung, sondern trägt auch zum Humusaufbau bei – und schafft einen Lebensraum für Mikroorganismen und Bodentiere. Dank molekularbiologischer Methoden haben wir zudem viel über die Zusammensetzung und Funktionen der Bodenlebewesen gelernt.

Woran arbeiten Sie als Bodenwissenschaftlerin heute und in den nächsten zehn Jahren?

In der angewandten Bodenwissenschaft am FiBL ist es unser Ziel, die Bewirtschaftung von Böden so weiterzuentwickeln, dass die Bodenfruchtbarkeit erhalten wird und der Boden seine Funktionen optimal erfüllen kann. Dazu leisten räumlich und zeitlich vielfältige Anbausysteme einen wichtigen Beitrag. Wir arbeiten daran, inner- und ausserbetriebliche Nährstoffkreisläufe zu schliessen und Nährstoffverluste in die Umwelt sowie eine Belastung der Böden mit Fremdstoffen zu minimieren. Zur Anpassung von Böden an Klimaveränderung und extreme Witterungsereignisse benötigen wir ein noch besseres Verständnis der Dynamik der organischen Substanz und des Wasserkreislaufs. Methodische Entwicklungen schliesslich erlauben es uns, Veränderungen in der Bodenqualität schneller, umfassender und genauer zu verfolgen sowie Mikroorganismen gezielter zu fördern oder einzusetzen.

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