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Pflanzenbau

Wie ist es auf Bio umzustellen?

Die Umstellung auf den Bio-Landbau dauert zwei Jahre. Dies ist vor allem eine Zeit der Findung. Die gewohnte landwirtschaftliche Praxis ist nicht mehr möglich, und neue Wege zur Pflege der Kulturpflanzen werden eingeschlagen. Ein Landwirt berichtet von seinen Erfahrungen.

Der Emmentaler Patrik Schüpbach ist seit diesem Jahr offiziell Bio-Landwirt. 

Der Emmentaler Patrik Schüpbach ist seit diesem Jahr offiziell Bio-Landwirt. 

(Alex Bichsel)

Publiziert am

Aktualisiert am

Redaktorin UFA-Revue

QUER GELESEN

  • In der Umstellung wird der mechanische Pflanzenschutz für den Betrieb optimiert.
  • Die Sortenwahl ist im Bio-Anbau, ohne chemischen Pflanzenschutz, wichtiger denn je.
  • Der Hofdünger ist die Hauptquelle für Nährstoffe, kann aber ergänzt werden.

Den Entscheid zum Umstieg von konventioneller hin zu biologischer Landwirtschaft hat Patrik Schüpbach gemeinsam mit seiner Familie getroffen. Der 27-jährige Landwirt bewirtschaftet auf 800 m ü. M. in der dritten Generation einen Ackerbau- und Viehbetrieb in Wasen im Emmental (BE). Die UFA-Revue besuchte ihn, um zu erfahren, wie er die Zeit der Umstellung erlebt hat.

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Der Oberhof in Wasen Emmental ist seit 2024 bio-zertifiziert. 

(zvg)

Bio war immer wieder Thema

Patrik Schüpbach ist der jüngste von drei Brüdern und hat den Hof letzten Sommer übernommen, nachdem sein Vater verstarb. Der junge Landwirt ist mit seiner landwirtschaftlichen Grundausbildung und Weiterbildung zum Agrotechniker HF gut aufgestellt. Mittlerweile ist er auch schon länger gemeinsam mit seinem Kollegen Lukas Mathys als Lohnunternehmer für etwa 80 Betriebe tätig.

Die Bio-Umstellung war immer wieder ein Thema in der Familie, auch weil Schüpbachs Onkel seit 20 Jahren seinen Hof biologisch bewirtschaftet. Der Schüpbach’sche Hof war auch so schon eher extensiv unterwegs. Es wurden, wenn überhaupt, nur noch Herbizide angewendet. Zudem bekamen die Tiere wenig Kraftfutter. Dass Schüpbachs Bruder positiv von seiner Lehre auf einem Bio-Betrieb erzählte, gab wohl den letzten Ausschlag. 2022 wurde der Hof zum Umstellerbetrieb.

Es wird ernst mit der Bio-Umstellung

Als ersten Schritt der Umstellung absolvierte Patrik Schüpbach den zweitägigen Einführungskurs für Umsteller sowie den dreitägigen Vertiefungskurs. Flurbegehungen und Fachliteratur sind für ihn jedoch weiterhin ein Muss. Und natürlich schauen, wie es die anderen Landwirtinnen und Landwirte im Bio-Anbau angehen. Er möchte richtig produzieren und mit dem Betrieb seinen Haupterwerb bestreiten: «Ich hab schon Freude, wenn es richtig was zu ernten gibt.» Er sei kein Ideologe, sein klares Ziel ist es, nicht weniger zu produzieren als vor der Bio-Umstellung.

Das Ziel: Nicht weniger produzieren als vor der Bio-Umstellung.

Im Vorfeld machte sich Schüpbach vor allem über das Unkraut Gedanken und natürlich, «obs ebes zu ernten gibt». Er setzte dann in seinen Maisflächen vor allem auf das Blindstriegeln. Beim Blindstriegeln gab es schnell die erste Erkenntnis: nur bei maximal 3–4 km/h wird die erwünschte Wirkung erzielt. Im Getreide wäre Schüpbach gerne bereits im Herbst mit dem Striegel über die Fläche gegangen, dies lies das Wetter aber nie zu. Im Frühling könne man dann im Getreide den Striegel fast nicht «zu scharf» einstellen, so Schüpbach. Diesen Frühling striegelte er wetterbedingt erst spät. Dafür aber teils zweimal am gleichen Tag mit vollem Druck und hoher Schärfe.

Umstellpraxis beim Getreide

Aufgrund der lokal kühlen Bedingungen im Frühjahr baute Schüpbach frühreife Maissorten an: «Die Reihen müssen schnell schliessen, damit sich das Unkraut nicht durchsetzt.» Aber zu früh dürfe trotzdem nicht gesät werden, da der Mais sonst wegen der tiefen Bodentemperatur schlecht auflaufe und den Krähen, Drahtwürmern und Schnecken zum Opfer falle. Der Aussaattermin fällt daher auf Mitte Mai. Um den Boden zu durchlüften, Stickstoff verfügbar zu machen und vor allem, um das Unkraut zu bekämpfen, hackte der Landwirt zudem die Fläche.

Auf den Mais folgte nach einer intensiven Stoppelbearbeitung durch Mulchen und Grubbern die Aussaat von Winterweizen mit einer Säkombination (nur im ersten Jahr, in den Folgejahren wurde gepflügt). Um keine Probleme mit Krankheiten zu bekommen, wurden sehr gesunde Weizensorten gesät: beim Futterweizen Poncione und beim Brotweizen Montalbano.

Bei der Düngung wird für alle Kulturen vor allem Hofdünger eingesetzt, aber auch für den Bio-Landbau zugelassene Mittel. So zum Beispiel Azomix als Stickstoffdünger. Aber auch Silidor für die Bodenstruktur und als Güllezusatz, um damit auch die Erhaltungskalkung durchführen zu können. Der Mais erhält vor der Bodenbearbeitung Geflügel- und Kälbermist sowie nach dem Auflaufen Rindervollgülle plus Azomix. Schüpbach legt Wert darauf, die Suisse-Bilanz im Auge zu behalten und nur das zu düngen, was benötigt wird. Da er nicht der Typ sei, der abends noch gerne Papierlisten auf den PC übertrage, nutze er den digitalen Hofmanager Barto zur Dokumentation seiner landwirtschaftlichen Praxis.

Bio-Raps ist eine andere Liga

Auch beim Raps musste Schüpbach umdenken. Er säte ihn an einem Tag zusammen mit einer abfrierenden Untersaat (UFA Colzafix N-Power) als Einzelkornablage. Die Untersaat sollte das Unkraut in Schach halten. Der Abstand zwischen den Reihen war mit 50 cm Abstand weit gewählt, um notfalls hacken zu können, falls die Untersaat nicht ganz abgefroren wäre. «Das sah erst mal komisch aus, da die Untersaat schnell voranmachte und man den Raps nicht sehen konnte», erinnert sich Schüpbach grinsend. Aber nicht das Unkraut machte Probleme, sondern die Schädlinge. Allen voran der Rapsglanzkäfer. Der Landwirt versuchte es daher auch einmal mit einem Streifen Rübsen zur Ablenkung. Das funktionierte zunächst, doch dann wurde der Schädlingsdruck zu hoch. Auch das Kieserit, ein sulfatischer Magnesium- und Schwefeldünger, das ebenfalls gegen die Schädlinge repellierend wirken soll, zeigte dieses Frühjahr wohl nur eingeschränkt Wirkung. Auf das Blatt appliziert, wurde es teils vom Regen abgewaschen.

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Ohne Striegel läuft auf dem Bio-Betrieb nichts. 

(zvg)

Resümee nach der Bio-Umstellung

Mittlerweile ist Patrik Schüpbach Knospezertifiziert. Wie lautet nun sein Fazit nach zweieinhalb Jahren Bio-Praxis? Der Landwirt sieht die Zeit als überwiegend erfolgreich an. Besonders der herbizidlose Mais habe ihn richtig positiv überrascht. Und auch der Weizen erbrachte gute Erträge. Ob er heute etwas anders machen würde? «Ich würde gleich schärfer striegeln, das vertragen die Pflanzen erstaunlich gut. Nur junger Mais ist bis zum 3-Blatt-Stadium eher vorsichtig zu striegeln, da dieser das Verschütten nicht so gut toleriert. Den Striegel, bisher geliehen, hat er mittlerweile selbst angeschafft. Am grundlegendsten geändert habe sich für ihn aber die zeitliche Flexibilität. «Ist das Wetter gut, und es ist trocken, muss ich raus», fasst es Schüpbach zusammen. Zuwarten und später noch spritzen sei keine Option mehr. Ob er seine Bio-Routine gefunden habe, möchte die UFA-Revue zum Abschluss wissen. Schüpbach lacht: «Eine Routine gibt es im Ackerbau ohnehin nicht wirklich. Jedes Jahr bringt andere Herausforderungen mit sich.» 

«Besonders der herbizidlose Mais hat mich richtig positiv überrascht.»

Patrik Schüpbach, Bio-Landwirt

Unser Tipp

Tipps vom Oberhof für angehende Bio-Betriebe

  • Flurbegehungen und Austausch mit Kolleginnen und Kollegen.
  • Die Sortenwahl hat einen grösseren Einfluss als im konventionellen Anbau.
  • Frühen Mais säen.
  • Den Mais nicht zu früh säen wegen der Krähen. Bird Alert funktioniert beim Oberhof gut.
  • Beachten: Ist der Boden zu kalt, ist Phosphor schlechter / nicht verfügbar (Unterfussdüngung ist im Bio-Anbau keine Option).
  • Nach jedem Schnitt im Futterbau Blacken stechen. Im Ackerbau und Mais regelmässig durchlaufen.
  • Am Mittag striegeln vertragen die Pflanzen besser und das Unkraut kann austrocknen.

Betriebsspiegel Oberhof

  • Ort: Oberhof in Wasen im Emmental gehört zur Gemeinde Sumiswald (BE)
  • Personal: Betriebsleiter, Auszubildender und Aushilfen
  • 40 ha landwirtschaftliche Nutzfläche: 3,8 ha Silomais; 1,5 ha Holl Raps; 1,5 ha Brotweizen; 2,5 ha Futterweizen; 12,9 ha Kunstwiese; 4,3 ha Weiden; 6,5 ha Dauerwiesen; 5,5 ha extensive Weiden; 1,3 ha extensive Wiesen
  • Vieh: 35 Milchkühe; 25 bis 30 Aufzuchtrinder
  • Lohnbetrieb mit Säen, Güllen und Mähen : www.ms-lohnbetrieb.ch
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