Ohne Wasser geht nichts – doch zu viel kann zum Problem werden. «Beides haben wir in den letzten Jahren erlebt», sagt Urs Burri. Der Landwirt führt einen Demeter-Milchbetrieb im Napfgebiet. Trotz bis zu 1600 mm Jahresniederschlag wird Wasser in der hügeligen Landschaft schlecht gespeichert: Flachgründige Böden über Nagelfluh lassen Hänge rasch austrocknen. Urs Burri hat deshalb Massnahmen ergriffen.
Ueli-Hof, 6030 Ebikon (LU)
Urs Burri, Landwirt«Die Umsetzung ist unkompliziert.»
Demeter-Milchbetrieb (MuKa) | 27 ha LN (BZ I/II) | 28 Kühe (JE) | 15 Schweine (Ha) | Vermarktung via Uelihof, LU) | Urdinkel/Hochstammbäume | Lehrbetrieb
Als er vom Ressourcenprojekt Slow Water der Kantone Baselland und Luzern erfuhr, meldete er sich an. Es kombiniert bewährte Methoden wie Untersaat oder schonende Bodenbearbeitung mit neuen Ansätzen wie Regenwassersammlung oder Keylines. Ziel ist es, den Wasserrückhalt direkt im Kulturland zu verbessern, um Landwirtschaft und Trinkwasserversorgung klimafit zu machen und Hochwasser zu entschärfen.
Damit das Wasser bleibt, wo es fällt
Trotz bodenschonender Massnahmen besteht weiteres Potenzial: «Je nach Bodentyp können humusreiche Flächen zusätzlich bis zu 100 m 3 Wasser pro Hektar speichern», erklärt Johannes Heeb vom Ingenieurbüro Seecon, welches das Projekt Slow Water begleitet.
Beim Keyline Design handelt es sich um lineare Strukturen wie Furchen oder Gräben entlang der Höhenlinien.
Beim Keyline Design handelt es sich um lineare Strukturen wie Furchen oder Gräben entlang der Höhenlinien, die z. B. durch Hecken oder Rückhaltebecken ergänzt werden können. Sie verlangsamen den Oberflächenabfluss, verteilen das Wasser, leiten es an trockene Stellen und fördern dessen Versickerung. Mit Unterstützung von Ondaka legte Urs Burri zwei Keylines an: eine zwischen Weide und Wiese, die Wasser mit einem leichten Gefälle gezielt in einen trockenen Hang leitet (siehe Bild), und eine entlang des Fahrwegs, begleitet von einer Hecke als Futterquelle, Schattenspender und Klimaregulator.
Flexible Anpassung an den Betrieb
Gezielte Wasserführung setzt Bodenkenntnis und präzise Geländeanalyse voraus. Kleine Gefälleabweichungen können die Wirkung mindern oder Erosion auslösen – darum ist Beratung zentral. Dank moderner Geländedaten ist die Umsetzung, so Urs Burri, «einfach und unkompliziert». Keylines brauchen keine Baubewilligung, lassen sich unter genauer Berücksichtigung der Höhenlinien mit geringen Zusatzinvestitionen meist selbst umsetzen – bei nahezu uneingeschränkter Flächennutzung.
Investition in die Zukunft
Keyline Design ist in der Schweiz noch wenig verbreitet. Das Design gilt aber als langfristige Investition, deren Wirkung sich erst noch schrittweise entfaltet, da es bisher an belastbaren Daten fehlt. Hier setzt «Slow Water» an: Bis 2029 sollen 100 Betriebe teilnehmen – über 150 meldeten ihr Interesse bereits im ersten Jahr. Das Projektteam begleitet sie, erstellt Wasserbilanzen und dokumentiert die Erfahrungen. Urs Burri empfiehlt, sich intensiv mit dem Thema zu befassen und die bestehenden Projekte vor Ort zu besuchen – viele kehren mit neuen Ideen zurück. Auch bei ihm geht es weiter, ein Rückhaltebecken ist geplant.