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fenaco-LANDI

Importe stützen die Produzentenpreise

Die fenaco setzt aufgrund ihres genossenschaftlichen Auftrags auf Produkte aus dem Inland. Ergänzende Importe tragen zur Versorgungssicherheit in der Schweiz bei und erfüllen Bedürfnisse der Konsumentinnen und Konsumenten. Die Devise lautet: Wo möglich und sinnvoll, Schweiz.

Weinkennerinnen und Weinkenner schätzen das breite Sortiment im Volg. Mehr als jeder zweite Griff ins Regal zielt auf Weine aus einheimischer Produktion...

Weinkennerinnen und Weinkenner schätzen das breite Sortiment im Volg. Mehr als jeder zweite Griff ins Regal zielt auf Weine aus einheimischer Produktion.

(Stefan Gantenbein)

Publiziert am

Redaktor UFA-Revue

Die Schweizer Bevölkerung wünscht sich einen höheren Selbstversorgungsgrad. Im zweiten fenaco Stadt-Land-Monitor favorisierte die grosse Mehrheit der befragten Personen einen durchschnittlichen Anteil der im Inland produzierten Nahrungsmittel von über 70 Prozent. Das sind 15 Prozent mehr als dies aktuell der Fall ist.

Das Resultat bestätigt die Strategie der fenaco Genossenschaft, wo immer möglich und sinnvoll auf Produkte und Rohstoffe aus inländischer Produktion zu setzen. Ein gutes Beispiel dafür ist Volg: Die rund 600 Volg Läden erwirtschaften nahezu 80 Prozent ihres Umsatzes mit Produkten aus Schweizer Produktion. Volg ist der einzige Detailhändler im Land, der ausschliesslich Schweizer Eier, Schweizer Kuhmilch-Mozzarella und Schweizer Brot verkauft. «Wir machen das, weil es hier keine Importware braucht», sagt Engelbert Dähler, Leiter Beschaffung der Volg Konsum waren AG. Auch beim Frischgemüse und beim Obst reichen in der Regel die im Inland produzierten Mengen, um den Bedarf der Volg Läden zu decken.

Inlandprodukte profitieren von der Konkurrenz

Damit es ein ausländisches Produkt ins Sortiment schafft, braucht es gute Gründe. Einer davon sei das sogenannte Pull-Prinzip: «Die Kundschaft kommt zu uns, weil sie aufgrund der Werbung des Herstellers ein Produkt sucht. Davon profitiert schliesslich das gesamte Sortiment», zeigt Dählers Erfahrung. Daneben gibt es Kundengruppen, welche von sich aus ein spezielles Interesse an einem internationalen Sortiment zeigen. Gemäss Engelbert Dähler ist dies beim Wein der Fall. Der Schweizer Anteil bei Volg beträgt gut 50 Prozent, während der Durchschnitt im Schweizer Detailhandel bei 35 Prozent liegt. «Da Weinliebhaberinnen und Weinliebhaber situativ und gezielt zu Weinen aus international renommierten Anbaugebieten greifen, würden sie bei einem reinen Schweizer Sortiment auf andere Detaillisten ausweichen», sagt Engelbert Dähler.

Anteil von verarbeitetem Schweizer Fleisch 2022

Bei der Ernst Sutter AG lag der Anteil an verarbeitetem Schweizer Fleisch im Jahr 2022 mehr als acht Prozent höher als der Durchschnitt aller Schweizer Fleischverarbeitungsbetriebe. Als Tochtergesellschaft der fenaco Genossenschaft nimmt sie damit ihre Verantwortung wahr und stellt sich den Herausforderungen, die sich durch den hohen Selbst versorgungsgrad beim Fleisch ergeben.

 

Ergänzen ja, ersetzen nein

Auch im Agrarbereich spielen Importe eine entscheidende Rolle. Unter der Federführung der Geschäftseinheit fenaco GOF vermarktet die fenaco-LANDI Gruppe Getreide, Ölsaaten und Körnerleguminosen von den Schweizer Sammelstellen. Beim Brotgetreide dienen die mengenmässig limitierten Ergänzungsimporte den Mühlen dazu, im Inland fehlende Qualitäten oder Mengen mit gezielter Importbeschaffung zu decken. «Der Grenzschutz, mögliche Marktentlastungsmassnahmen und das Bekenntnis der Mühlen für Inlandrohstoff haben preisstabilisierenden Charakter und ermöglichen in vielen Fällen die Realisierung des festgelegten Richtpreises für die Schlussabrechnung», bestätigt Joseph von Rotz, Leiter GOF Schweiz.

Beim Futtergetreide macht der Inlandanteil jedoch nur knappe 50 Prozent des gesamten Bedarfs aus. «Die Extensivierung im Ackerbau sowie der Trend hin zu mehr Biodiversität und pflanzlicher Ernährung machen sich bemerkbar», sagt Joseph von Rotz. Importe sind in diesem Bereich längst keine Ergänzung mehr. Aufgrund des geringeren Grenzschutzes und der zusätzlich starken Preisschwankungen auf dem internationalen Markt der letzten Monate verliert der Futtergetreideanbau an Attraktivität und macht die Vermarktung der Inlandernte zur Herausforderung. So kamen beispielsweise die Schlussabrechnungspreise 2022 bei Gerste und Triticale, wo die Versorgung mit Inlandware höher ist als bei Futterweizen, aufgrund günstiger Importe unter Druck.

Schweizer Futtergetreide sehr gefragt

Die Entwicklung beim Futtergetreide beobachtet man auch bei der Mischfutterherstellerin UFA AG, einem Tochterunternehmen der fenaco, aufmerksam. Rund die Hälfte des vermahlenen Getreides stammt aus der Schweiz. «Bei einem funktionierenden Grenzschutz brächte ein höherer Inlandanteil für uns keine Kostennachteile», sagt Paul Steiner, Vorsitzender der Geschäftsleitung der UFA. UFA setzt auf Schweizer Getreide und fördert den Anbau mit dem Kundengetreide, wodurch Produzentenbetriebe einen höheren Preis generieren können. So steckt beispielsweise im Mischfutter für Legehennenbetriebe für die fenaco Tochter Eico Frigemo AG ausschliesslich Schweizer Getreide.

Obwohl das Getreide beim Mischfutter nur rund die Hälfte ausmacht, steckt ein hoher Inlandanteil darin. Abzüglich von Zusatzstoffen, wie zum Beispiel Aminosäuren, bestehen die restlichen rund 40 Prozent nur zur Hälfte aus importierten Rohstoffen. Es handelt sich vor allem um Eiweissträger aus Europa. Die andere Hälfte besteht aus Nebenprodukten aus der Schweizer Lebensmittelproduktion. «Zählt man das Raufutter, das Futtergetreide und die Nebenprodukte aus der Nahrungsmittelindustrie zusammen, stammen 85 Prozent des Futters für unsere Nutztiere aus der Schweiz», rechnet Paul Steiner vor.

Tiefere Wertschöpfung bei zu hohem Inlandanteil

Was zuerst paradox klingt, hat durchaus seine Berechtigung: Solange Importe die inländische Produktion ergänzen und nicht ersetzen, tragen sie im Agrarbereich wie auch im Detailhandel dazu bei, dass die Schweizer Landwirtschaft kostendeckend produzieren kann. Bewegt sich der Selbstversorgungsgrad hingegen in Richtung 100 Prozent, geraten die Preise unter Druck, wie der Fleischmarkt exemplarisch verdeutlicht: «Ein zu hoher Inlandanteil wie beispielsweise bei Schweine- und Kalbfleisch führt auf allen Stufen der Wertschöpfungskette zu Mindererträgen», so Reto Sutter, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Ernst Sutter AG und Leiter Departement Fleisch der Division Lebensmittelindustrie. «Im Fall einer Unterversorgung ist es hingegen wichtig, das Angebot punktuell durch Importe ergänzen zu können.»

Bewegt sich der Selbstversorgungsgrad in Richtung 100 Prozent, geraten die Preise unter Druck.

 

fenaco sorgt als Bindeglied für Gleichgewicht

Die Preisgestaltung in der Schweiz muss immer auch die Auslandseinkäufe berücksichtigen. Die Tochterunternehmen der fenaco bringen sich in zahlreichen Kommissionen der Branchenorganisationen ein. So setzt sich etwa Reto Sutter als Verwaltungsratsmitglied der Proviande für eine umfassende Beurteilung des Gesamtmarktes ein, um ihn möglichst im Gleichgewicht zu halten.

In diesem Sinne trägt die Präsenz der fenaco Genossenschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette dazu bei, dass ihre Mitglieder einen möglichst guten Preis für ihre Produkte erhalten. Dabei spielen auch ergänzende Importe eine Rolle. 

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