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Nutztiere

Gesund in die Mast

Eine erfolgreiche Schweinemast beginnt mit gesunden Tieren und endet mit hochwertiger Fleischqualität. Dazwischen sind viele Herausforderungen zu meistern, von der Tiergesundheit und der Fütterung bis hin zur Haltung und dem Einfluss der Genetik.

Ausreichend Einstreu und Beschäftigungsmöglichkeiten fördern die Ruhe in der Gruppe.

Ausreichend Einstreu und Beschäftigungsmöglichkeiten fördern die Ruhe in der Gruppe.

Publiziert am

Praktikant, UFA AG

Mitarbeiterin Technischer Dienst, UFA AG

Quer gelesen:

  • Sauberkeit, Wärme und ein stabiles Stallklima sind das A und O für einen guten Start in die Mast.
  • Die Fütterung und das Management müssen auf die Rasse und Geschlecht angepasst werden.
  • Die Ödemkrankheit gewinnt an Bedeutung und erfordert gezielte Prophylaxe.

Das Einstallen zählt zu den kritischsten Phasen der Mast. Mit den ankommenden Ferkeln gelangen immer neue Keime in den Stall. Kommen Tiere aus verschiedenen Betrieben zusammen, steigt das Risiko für Gesundheitsprobleme deutlich.

Die Basis muss stimmen

Bevor die Tiere eingestallt werden, sollten die Ställe gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Ebenso wichtig ist es, den Stall auf rund 22 °C bei einer Luftfeuchtigkeit zwischen 50 und 80 % vorzuheizen, damit die Jager nicht frieren. Auch Futtertröge und Tränken müssen sauber und funktionstüchtig sein. Kurz vor dem Einstallen empfiehlt es sich, die Tränkenippel zu öffnen und das Wasser einige Minuten laufen zu lassen, damit abgestandenes Wasser aus den Leitungen fliessen kann. Treffen Jager aus verschiedenen Betrieben aufeinander, kommen unterschiedliche Keimspektren und Sozialgruppen zusammen. Das kann zu Rangkämpfen, Unruhe und Verletzungen führen. Eine ausreichende Einstreu, Beschäftigungsmöglichkeiten und Rückzugsecken fördern die Ruhe in der Gruppe. Zu grosse, unstrukturierte Gruppen begünstigen hingegen Stress und Verhaltensauffälligkeiten. Optimal ist eine Gruppengrösse von etwa 30 Tieren, in der sich eine stabile Hierarchie bilden kann.

Würmer kosten Leistung

Das regelmässige Entwurmen ist genauso wichtig wie die Fütterung. Verwurmte Tiere zeigen bis zu 15 % tiefere Tageszunahmen und brauchen rund 10 % mehr Futter. Zudem können Durchfall oder Lungenentzündungen vermehrt auftreten, was sich wiederum negativ auf die Leistung und das Wohlbefinden der Tiere auswirkt. Der Bestandestierarzt hilft, eine passende Entwurmungsstrategie festzulegen, um Tiergesundheit und Wirtschaftlichkeit zu sichern.

Das Geschlecht wirkt sich auf den Fettund Fleischansatz aus.

Ödemkrankheit rückt wieder in den Fokus

In den letzten Jahren hat sich die Genetik der Vaterlinienrassen in der Schweiz verändert. Durch die HIS-Thematik beim Premo-Sperma gewannen Duroc und Piétrain an Bedeutung. In der Praxis scheint dies mit einem erhöhten Risiko für die Ödemkrankheit (Colienterotoxämie) einherzugehen. Sie wird durch Shigatoxin-bildende E.-coli-Bakterien ausgelöst, die sich an die Darmwand heften und durch eine Gefässschädigung zu Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe (Ödeme) führen. Dank der reinerbigen E.-co-li-F18-Resistenz aller Premo-Eber war die Krankheit bisher kaum mehr ein Thema. Die Ödemkrankheit, typischerweise eine Absetzkrankheit, tritt gelegentlich auch bis zu zwei Wochen nach dem Einstallen von Mastjagern auf. Betroffene Tiere zeigen, neben plötzlichen Todesfällen, Störungen des zentralen Nervensystems wie unsicheren Gang, unkoordinierte Zuckungen oder Ruderbewegungen in Seitenlage. Ödeme finden sich typischerweise an Augenlidern, Nasenrücken, Magenwand, Gallengang und Stimmbändern. Die Sterblichkeit der betroffenen Tiere ist hoch. Bei mildem Verlauf äussert sich die Krankheit vor allem in geringerem Tageszuwachs. Die Diagnose der Ödemkrankheit kann aufgrund klinischer Symptome, typischer pathologischer Veränderungen und des Nachweises von E. coli F18 sowie dem gebildeten Shigatoxin im Kot gestellt werden.

Einstallprophylaxe

Das Umstallen, oft verbunden mit einem Transport, das Gewöhnen an neues Futter und neue Artgenossen bedeuten Stress und erfordern nebst einem angepassten Management ein sorgfältiges Anfüttern. UFA 393 securo unterstützt die Tiere in dieser heiklen Phase. Das Mineralfutter wird zum Einstallen während der ersten 10 bis 14 Tage mit 50 g pro Tier und Tag zugefüttert.

Organische Säuren können helfen

Zur Vorbeugung der Ödemkrankheit sind neben den eingangs erwähnten Managementmassnahmen eine sanfte Futterumstellung, ein moderater Rohproteingehalt und hochverdauliche Komponenten zentral. Organische Säuren und pflanzliche Zusatzstoffe können zusätzlich dabei helfen, den Darm zu stabilisieren und die E.-co-li-Bakterien zu hemmen. Bei akutem Ausbruch sollten Ferkel als Sofortmassnahme mit coliwirksamen Medikamenten behandelt werden. Der Einsatz von Coli-F18-resistenten Tieren (Sau und Eber) oder eine Shigatoxin-wirksame Impfung sind die wichtigsten Prophylaxemassnahmen.

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Gute Hygiene hilft dabei, den Krankheitsdruck im Stall zu reduzieren.

Fütterungsstrategien an die Genetik anpassen

Der veränderte Einsatz der drei Vaterlinien Premo, Duroc und Piétrain kann auch Einfluss auf die Fütterungsstrategie haben. Das genetische Potenzial dieser Rassen hinsichtlich des Magerfleischanteils ist unterschiedlich. Die Phasenfütterung bildet die Grundlage, um den unterschiedlichen Proteinbedarf der Tiere optimal zu decken. Das Futter unterscheidet sich vor allem im Verhältnis von Aminosäuren zu Energie. In der Vormast ist dieses Verhältnis höher, da die Tiere mehr Protein für den Fleischaufbau benötigen. Mit zunehmendem Alter steigt der Fettanteil, weshalb der Aminosäurenanteil im Mittel- und Endmastfutter schrittweise reduziert wird. Ein Versuch auf UFA-Bühl hat gezeigt, dass die Duroc-Genetik durch den Einsatz von Vormastfutter bessere Magerfleischanteile (MFA) erzielt. Daher wird empfohlen, Vormastfutter mindestens bis zum 28. Tag einzusetzen, damit die Tiere ihr Wachstumspotenzial voll ausschöpfen können. Bei zu tiefem MFA sollte das Lysin-Energie-Verhältnis in der Ausmast überprüft werden. Auch die Fütterungsintensität und die Frage, ob ad libitum oder restriktiv gefüttert wird, spielen eine wichtige Rolle. Bei Premo und Duroc besteht bei Ad-libitum-Fütterung die Gefahr, dass die Tiere mit dem Futter mehr Energie aufnehmen als sie benötigen, insbesondere gegen Ende der Mast. Daher ist bei diesen Rassen eine restriktive Fütterung mit einer definierten Futterkurve sinnvoll. Die Rasse Piétrain hingegen ist für eine intensive Mast, zum Beispiel mit Automatenfütterung, geeignet und profitiert von einer Ad-libitum-Fütterung.

Die Phasenfütterung ist die Grundlage, um den Nährstoffbedarf optimal zu decken.

Fleischqualität gezielt steuern

Daneben sollen auch grundlegende Massnahmen auf dem Betrieb geprüft werden, um die Fleischqualität zu optimieren. Regelmässiges Wägen der Tiere hilft dem Mäster, den optimalen Schlachtzeitpunkt zu bestimmen. Durch das Einhalten des idealen Schlachtgewichts wird ein guter Magerfleischanteil gefördert. Auch das Geschlecht wirkt sich auf den Fett- und Fleischansatz aus. Kastraten setzen schneller Fett an. Werden die Tiere geschlechtergetrennt gemästet, kann das Futter gezielt angepasst werden: weniger Energie für Kastraten, mehr für weibliche Tiere. Die Kombination von Fütterungsstrategie und technischen Massnahmen kann verhindern, dass «fette Brüste» wieder zum Thema der Schweinemast in der Schweiz werden. 

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