category icon

Nutztiere

Schweinemast: Magerfleischanteil optimieren

In der Schweiz ist der Magerfleischanteil (MFA) bei den Schweinen ein wichtiger Qualitätsparameter. Für eine erfolgreiche Mastabrechnung soll dieser im Zuschlagsbereich sein. Verschiedene Massnahmen ermöglichen, den MFA zu optimieren.

Der Fat-O-Meater (FOM) ist ein in der Schweiz zugelassenes Messgerät zur Bestimmung des Magerfleischanteils bei Schweinen. Mit der Einstichsonde wird di...

Der Fat-O-Meater (FOM) ist ein in der Schweiz zugelassenes Messgerät zur Bestimmung des Magerfleischanteils bei Schweinen. Mit der Einstichsonde wird die Muskel- und Speckdicke in mm gemessen. 

Publiziert am

Aktualisiert am

Mitarbeiterin Technischer Dienst, UFA AG

Leiter Schweineproduktionsprogramm, UFA AG

Quer gelesen

  • Die Fütterungsstrategie sollte an die jeweilige Rasse und deren Genetik angepasst werden.
  • Geschlechtergetrennte Mast und optimales Schlachtgewicht sind wichtige Faktoren für einen guten MFA.
  • Zentrales Element sind qualitativ hochwertige Eber für Vaterliniengenetik.

Die Schätzung des Magerfleischanteils (MFA) dient als neutrale Einstufung der Schlachtkörper. Proviande definiert den MFA als das Verhältnis zwischen dem Gewicht aller mit dem Messer erfassbaren quergestreiften roten Muskeln und dem Gewicht des Schlachtkörpers. Im Schlachthof wird der MFA geschätzt, indem die Dicke der Muskeln und des Specks an bestimmten Stellen des Schlachtkörpers gemessen wird. Ziel einer wirtschaftlichen Schweinemast ist es, dass ein möglichst grosser Anteil der Schlachtkörper im neutralen Bereich oder im Zuschlagsbereich liegt (siehe Tabelle). Die Bereiche können jedoch je nach Schlachthof leicht variieren.

Management anpassen

Mehrere Faktoren beeinflussen den MFA. Mit zunehmendem Alter und Gewicht steigt der Fettansatz im Verhältnis zum Proteinansatz, was zu einem höheren Fettanteil führt. Regelmässiges Wägen der Tiere hilft dem Mäster, den optimalen Schlachtzeitpunkt zu bestimmen. Durch das Einhalten des idealen Schlachtgewichts wird ein guter Magerfleischanteil gefördert. Auch das Geschlecht beeinflusst die Zusammensetzung des Schlachtkörpers. Kastraten setzen schneller Fett an als weibliche Tiere, was auf die hormonelle Steuerung des Stoffwechsels zurückzuführen ist. Ein geschlechtergetrenntes Mästen ermöglicht es, die Futterkurven entsprechend anzupassen. Dadurch kann das Verfetten der Kastraten durch eine restriktive Fütterung vermieden werden und das Potenzial der weiblichen Tiere wird durch eine intensivere Fütterung besser ausgeschöpft.

Durch das Einhalten des idealen Schlachtgewichts wird ein guter MFA gefördert.

Bei steigenden Temperaturen im Sommer sinkt der Energiebedarf für die Erhaltung, wodurch die Tiere aufgrund des Energieüberschusses mehr Fett ansetzen und der MFA sinkt. Durch gezielte Managementmassnahmen kann Extremtemperaturen bis zu einem gewissen Grad entgegengewirkt werden. Wichtige Voraussetzungen sind Sonnenschutznetze, eine korrekt eingestellte Lüftung und gut isolierte Ställe. Zur Abkühlung können zudem Erdwärmetauscher, Zuluftkühlung, Bodenkühlung, Vernebelungsanlagen und Einrichtungen wie Duschen oder Suhlen, die mit Feuchtigkeit auf das Tier einwirken, genutzt werden.

Eiweiss gezielt einsetzen

In der Schweiz werden hauptsächlich die drei Vaterlinien Premo, Duroc und Piétrain eingesetzt. Das genetische Potenzial dieser Rassen hinsichtlich Magerfleischanteil ist unterschiedlich – insbesondere der Duroc liegt hier noch etwas zurück. Die Fütterungsstrategie sollte daher an die jeweilige Rasse und deren Genetik angepasst werden. Die Phasenfütterung bildet die Grundlage, um den unterschiedlichen Proteinbedarf der Tiere optimal zu decken. Dabei unterscheiden sich die Futter in den verschiedenen Phasen vor allem im Verhältnis der Aminosäuren (AS) zum Energiegehalt (MJ VES). In der Vormast ist dieses Verhältnis höher, da in dieser Phase der Fleischansatz gebildet und daher mehr Protein benötigt wird. Mit zunehmendem Alter und Gewicht steigt der Fettansatz im Verhältnis zum Proteinansatz. Daher wird das Verhältnis von AS zu MJ VES im Mittel- und Endmastfutter schrittweise gesenkt. Wenn die Nährstoffbilanz des Betriebes es erlaubt, lässt sich der MFA durch einen längeren Einsatz von Vormastfutter tendenziell anheben, indem der Wechsel auf Ausmastfutter später als üblich erfolgt.

Fütterung der Rasse anpassen

Ein Versuch auf UFA-Bühl hat gezeigt, dass die Duroc-Genetik durch den Einsatz von Vormastfutter bessere Magerfleischanteile erzielt. Daher wird empfohlen, Vormastfutter mindestens bis zum 28. Tag einzusetzen, damit die Tiere ihr Wachstumspotenzial ausschöpfen können. Bei tiefem MFA sollte das Lysin-Energie-Verhältnis in der Ausmast überprüft werden. Auch die Fütterungsintensität und die Frage, ob ad libitum oder restriktiv gefüttert wird, spielen eine wichtige Rolle. Bei Premo und Duroc besteht bei Ad-libitum-Fütterung die Gefahr, dass die Tiere mit dem Futter mehr Energie aufnehmen, als sie benötigen – insbesondere gegen Ende der Mast. Daher ist bei diesen Rassen eine restriktive Fütterung mit einer definierten Futterkurve sinnvoll. Die Rasse Piétrain hingegen ist für eine intensive Mast, zum Beispiel Automatenfütterung, geeignet und profitiert von einer Ad-libitum-Fütterung. 

Interview

Veränderungen bei der Vaterliniengenetik

Warum und wie hat sich der Einsatz der Vaterliniengenetik in den letzten Jahren verändert?
Der Premo-Anteil ist gesunken, der Duroc-Anteil hingegen gestiegen. Auch der Piétrain ist leicht angestiegen. Aktuell wechseln einige Betriebe auch wieder zurück zu Premo. Es hat sich mehr oder weniger eingependelt mit einer gewissen Dynamik. Das hat damit zu tun, dass es keine Vorgaben betreffend Genetikeinsatz mehr gibt und die Abgänge je nach Betrieb und je nach Genetik mehr oder weniger ausgeprägt sind.

Wo liegen dabei die Herausforderungen der Suisag?
Dass wir in Zukunft genügend Kernzuchtbetriebe haben, von denen wir qualitativ hochwertige Eber kaufen können. Das wird mit der zentralen Vaterlinieneberaufzucht in die richtige Richtung gehen. Damit stärken wir unser Zuchtprogramm. Die Motivation der Eberzüchter ist ganz zentral.

Wie schätzt die Suisag die zukünftige Entwicklung der Vaterliniengenetik ein?
Der Strukturwandel wird weitergehen und die Blisterverkäufe werden weniger werden. Ich rechne damit, dass sich die Entwicklung der Vaterliniengenetik nicht gross verändern wird.

 

Änderung im Bio-Schweinefutter ab 2025

Der Rohwarenmix für die Produktion von Schweinefutter mit 100 Prozent Bio-Rohwaren ist derzeit sehr eingeschränkt. Insbesondere die verdaulichen Aminosäuren sind stark limitierende Faktoren, da eiweisshaltige Rohwaren in Bio-Qualität fehlen. Dies beeinträchtigt die Leistung der Tiere und führt zu einem eher geringen Fleischansatz. Als Folge steigt der Fettanteil im Schlachtkörper und die Fettzusammensetzung ist ungünstig, was zu Abzügen im Schlachthof führt. Daher wird ab dem 1. Januar 2025 die Bio-Verordnung gelockert (vorbehaltlich des definitiven Bundesratsentscheids von Ende November) und die Verwendung von 95 Prozent Bio-Schweinefutter ist wieder erlaubt. Das schafft Möglichkeiten für die Verbesserung von Leistung und Fettqualität.

 

Agrar-Quiz: Traktor und Traktorwartung

Agrar-Quiz: Traktor und Traktorwartung

Testen Sie Ihr Wissen. Machen Sie mit am Agrar-Quiz der UFA-Revue. Die Fragen beziehen sich auf die Wartung und den Nutzen eines wöchentlichen Fahrzeugservice, die Herkunft oder die Reifentypen des Traktors.

Zum Quiz

Meistgelesene Artikel