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Nutztiere

Milchwirtschaftsbetrieb optimiert von A bis Z

Das Berechnen einer Vollkostenrechnung zeigte dem Landwirt Benno Elmiger, dass er in der Milchproduktion das Optimum herausholt. Erreichen konnte er dies durch Konsequenz von der Zucht bis hin zur Auswertung und dem Analysieren der Daten.

Jörg Lisebach (links) und Benno Elmiger

Jörg Lisebach (links) und Benno Elmiger diskutieren monatlich die aktuellen Milchresultate und nehmen Optimierungen in der Fütterung vor.

(Bild: Eva Studinger)

Publiziert am

Aktualisiert am

Redaktorin, UFA-Revue

Der 52-jährige Meisterlandwirt Benno Elmiger bewirtschaftet zusammen mit seiner Frau Gaby einen Milchviehbetrieb in Ermensee, Kanton Luzern. Im Jahr 2008 hat er einen neuen Laufstall für 45 Kühe gebaut. Nebst den Holsteinkühen gehören noch 66 CNf-Mastkälber zum Betrieb. Der Ackerbau sowie der Obstbau sind weitere Betriebszweige. Elmiger bildet einen Lehrling aus und bei Arbeitsspitzen, vor allem im Obstbau, helfen diverse Aushilfen mit.

Mit durchschnittlich rund 10 300 kg Milch pro Kuh und Laktation liegt der Herdenschnitt auf hohem Niveau. Nicht nur die konstant hohen Leistungen, sondern auch die berechnete Vollkostenrechnung zeigt, dass der Betrieb vieles richtig macht. Mit 9,6 Rappen Kraftfutterkosten pro Kilogramm produzierte Milch, im Vergleich zu 17,4 Rappen bei der Referenzgruppe, sind die Betriebszahlen sehr gut. Das Erreichen dieser guten wirtschaftlichen Zahlen ist möglich durch konsequentes Umsetzen verschiedener Faktoren in der Zucht, der Aufzucht sowie dem Management. UFA Herd Support (UHS) unterstützt ihn dabei, die Milchkühe stets überwachen zu können und Probleme frühzeitig zu erkennen.

Aufzucht

Die Jungviehaufzucht wird ausgelagert. Ab dem Alter von rund fünf bis sechs Wochen befinden sich die Rinder im Aufzuchtvertrag und werden intensiv aufgezogen. Wichtige Massnahmen, welche Elmiger bei den Kälbern konsequent umsetzt, sind die korrekte Gabe der Kolostralmilch, das Spritzen von Eisen und Selen, ad libitum Milch und Kraftfutter, sowie stets frisches Wasser und das Vorlegen vom «besten» Heu, welches zur Verfügung steht. Das Erstkalbealter liegt bei rund 24 Monaten. Damit sich die Rinder eingewöhnen können, legt Elmiger besonderen Wert darauf, dass diese spätestens drei Wochen vor dem Abkalben in die Herde integriert werden.

Herdenmanagement

Die 45 Holstein Kühe werden in einem Laufstall gehalten und an einem Auto-Tandem Melkstand (2 × 3) gemolken. Zur Überwachung der Kuhherde wird mit einem Überwachungssystem gearbeitet. Die Kühe tragen ein Halsband mit Transponder, welcher Bewegungen erkennt und die Daten sammelt und gegebenenfalls einen Alarm auslöst. «Dank dem Herdenmanagement-Programm verpasst man nichts», so Elmiger. «Die Brunstüberwachung ist deutlich einfacher und Erkrankungen werden viel schneller erkannt als früher».

Zucht

Elmiger arbeitet konsequent mit Eigenremontierung. Etwa ein Viertel der Kühe wird gesext besamt für die Nachzucht. Die restlichen Tiere werden mit Mastrassen für die eigene Kälbermast gedeckt. Bei der Stierenauswahl werden als erstes die funktionellen Merkmale beachtet.

Die Persistenz erachtet Elmiger bei der Fütterung mit einer Totalmischration (TMR) als besonders wichtig. Ist diese nicht gut, verfetten die Kühe gegen Ende der Laktation.

Fütterung

Die Fütterung der Milchkühe erfolgt über eine TMR, welche ausgeglichen wird auf 28 kg Tagesmilch. Die Galtkühe werden mit Heu zur freien Verfügung, den Krippenresten der laktierenden Kühe sowie mit Mineralstoff und Mineralsalz in Form von Leckschalen gefüttert. Im Sommer sind sie auf der Weide. Zwei Wochen vor dem Abkalben werden die Galtkühe zum Angewöhnen wieder in die Milchviehherde integriert. Das Kraftfutter wird langsam erhöht und liegt zum Zeitpunkt vom Abkalben bei rund der Hälfte der Gabe, welche sie während der Startphase erhalten.

UFA Herd Support

Seit rund zehn Jahren macht Elmiger am Programm UFA Herd Support (UHS) mit. Jörg Lisebach, Ressortleiter im UFA-Beratungsdienst Sursee und Milchviehspezialist, ist sein Berater. Lisebach erhält die Resultate der monatlichen Milchkontrolle direkt und analysiert diese. Anschliessend bespricht er die Resultate mit dem Betriebsleiter. Dabei werden einerseits die Leistungsgruppen spezifisch beachtet, zudem wird auch auf Stufe Einzeltier die Fütterung über die Abrufstation eingestellt.

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Der Liegeboxenlaufstall für 45 Milchkühe.

(Bild: Eva Studinger)

Korrekturen an der Ration werden rund fünf bis sechs Mal pro Jahr gemacht. Der Hauptgrund für die Anpassungen sind die Jahreszei-ten-Wechsel. Vor allem die Weide ist eine grosse Herausforderung, um die TMR optimal zu rationieren. Elmiger sagt, «mit UHS habe ich mehr Sicherheit. Bei Problemen kann ich Jörg Lisebach jederzeit anrufen und dieser nimmt sich die Zeit, um zu analysieren, was man ändern kann.» Elmiger ist der Meinung, dass viele Faktoren auf dem Betrieb gegeben sind und nicht oder kaum beeinflusst werden können. Die Fütterung ist aber, unter anderem aufgrund der Gehaltsschwankungen je nach Saison, ein Punkt, welcher ständig angepasst und verbessert werden kann.

Ungewissheit in der Kälbermast

Benno Elmiger ist mit seiner Strategie in der Milchviehhaltung sehr zufrieden und wird diese künftig so beibehalten. Bei der Kälbermast hingegen steht er vor Ungewissheit. Dies aufgrund des Coop-Entscheids, das Natura-farm-Label bei den Kälbern auf Ende 2019 einzustellen. Dieser Entscheid kam für ihn sehr unerwartet, besonders, da Coop erst vor einem Jahr die CNf Richtlinien angepasst hat. Aufgrund der neuen Vorschriften hat Elmiger damals den Kälberstall umgebaut und sichergestellt, dass alle Tierkategorien das RAUS erfüllen, eine weitere Vorschrift, welche neu dazukam. Elmiger ist enttäuscht und schockiert, dass Coop, nachdem viele Landwirte Investitionen tätigen mussten, das Label ersatzlos streicht. Er weiss nun noch nicht, ob er mit der Kälbermast weitermacht oder nicht. Falls aber die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben ist, wird er sich neu orientieren. Um die breite Abstützung durch mehrere Betriebszweige ist Elmiger seit dem Entscheid von Coop besonders froh.

Gibt Wissen gerne weiter

ZMP, der Milchabnehmer von Elmiger, hat eine neue Beratungsform «von Bauer zu Bauer» lanciert. Elmiger wurde angefragt, andere Landwirte zu unterstützen und er konnte bereits einige Landwirte coachen. «Ich analysiere die Betriebsdaten und gebe den Landwirten Denkanstösse. Die Entscheidung müssen sie aber in jedem Fall selber treffen, ich helfe ihnen nur auf dem Weg zur Entscheidungsfindung.» Elmiger sieht diese Form der Beratung als sehr sinnvoll, da die Atmosphäre ungezwungen ist und die Hinweise von einem Berufskollegen in der Regel gut angenommen werden. 

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