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Pflanzenbau

Obst- und Rebbau ohne Herbizide

Nicht nur im Bioanbau, sondern auch im konventionellen Obst- und Rebbau geht der Trend heute in Richtung mechanischer Unkrautbekämpfung. Diese Methoden bieten unbestrittene Vorteile bezüglich Erosionsschutz, stossen jedoch in Hanglagen manchmal an Grenzen.

Im Bioobstanbau erfolgt die Regulierung der Begrünung mechanisch.

Im Bioobstanbau erfolgt die Regulierung der Begrünung mechanisch.

(Bild: Verena Säle)

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Aktualisiert am

Berater für Pflanzenbau

Eine Begrünung zwischen den Reihen von Obstbäumen wirkt gegen Bodenerosion und andere Bodenprobleme. Im Rebbau ersetzte die Spaliererziehung schnell die Go-belet-Erziehung.

Mit diesem Wechsel hat sich die Begrünung zwischen den Reihen immer stärker entwickelt. Anstatt mit Herbiziden wird im Bioanbau der Aufwuchs mechanisch reguliert.

Mechanische Regulierung des Aufwuchses

In gut mechanisierbaren Parzellen kann eine Vielzahl Maschinen und Techniken eingesetzt werden. Werden verschiedene Systeme clever kombiniert, ist es möglich, die Pflanzreihe sauber zu halten. Schwieriger wird es in Hanglagen. In gewissen Parzellen führt die Begrünung zwischen den Reihen zu einer Was-ser-Stickstoff-Konkurrenz mit drastischem Ertragsrückgang. Die Hanglage und die geringe Wirksamkeit der verfügbaren Geräte begrenzen die einsetzbaren Systeme stark. Der Einsatz von Geräten zwischen den Reihen und die Verwendung von Wasserhochdruck sind bislang nicht möglich. Die Bewirtschaftung erfolgt im Allgemeinen mit dem Freischneider in der Reihe. Diese Methode, die nicht ganz ohne Nachteile ist, zeigt sich als sehr effizient, um Erosionsprobleme noch stärker zu begrenzen.

Option Terrassierung

Im Lavaux eröffnet die Terrassierung neue Perspektiven. Das Gras kann auf den flachen Abschnitten bequem gemäht werden. Hingegen muss zur Bewirtschaftung der Terrassenböschungen noch eine Lösung gefunden werden.

Herbizidfrei auch im konventionellen Anbau

Ungeachtet aller Schwierigkeiten ist im Lavaux auch im konventionellen Anbau eine Zunahme der herbizidfreien Flächen festzustellen. Dies ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass verfügbare Wirkstoffe schrittweise, aber kontinuierlich abnehmen. Auch die Anforderungen sowohl seitens der Konsumenten als auch der Agrarpolitik gehen Richtung Herbizidreduktion. Daher müssen neue Ansätze für die herbizidfreie Bewirtschaftung entwickelt werden. 

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Herbiziden

Seit mehreren Jahren sind die verfügbaren Wirkstoffe zur Unkrautbekämpfung im Obstund Rebbau rückläufig. Ab den 50er-Jahren wurden bei beiden Kulturen zahlreiche Herbizide eingeführt. Diese Produkte haben die Bewirtschaftung der Flora von Obstgärten und Rebbergen komplett verändert.

Neue Reglemente, wissenschaftliche Entdeckungen, Politik und Öffentlichkeit sorgten dafür, dass verfügbare Produkte nach und nach zurückgezogen wurden. Im Rebbau wird derzeit das Produkt Alce zurückgezogen, Basta wird folgen. Bei anderen Wirkstoffen ist der Ausgang zurzeit ungewiss.

Ein anderes klares Zeichen ist die jüngste Einführung von M-Massnahmen im Obst- und Rebbau. Diese Massnahmen begrenzen die Herbizide ausschliesslich auf Glyphosat und unterstützen die Anwendung nicht-chemischer Methoden.

Die Abkehr von Wurzelherbiziden ist bereits voll im Gange und wird sich wahrscheinlich noch beschleunigen. Der exklusive Einsatz von Glyphosat wirft jedoch auf europäischer Stufe und in den Medien zahlreiche Fragen auf. Seine Zukunft ist ungewiss. Seit 2015 hat der Druck auf Glyphosat zugenommen, nachdem die IARC (Internationale Agentur für Krebsforschung der WHO) Glyphosat in die Kategorie der potenziell krebserzeugenden Stoffe eingestuft hat.

Parallel dazu ist im Waadtländer Rebbau ein Ökotyp von glyphosatresistentem Raigras aufgetreten. Erste Fälle wurden in der Region von Aubonne nachgewiesen. Heute sind in den meisten Gebieten der Waadtländer Rebberge Wirkungsrückgänge zu verzeichnen. Auch in der Schweiz ist ein Rückgang des Glyphosatverbrauchs oder ein teilweiser beziehungsweise gänzlicher Verzicht auf Glyphosat festzustellen.

Die Waadtländer Parlamentarier haben einem kantonalen Aktionsplan zugestimmt, wonach auf den Waadtländer Gutsbetrieben der Einsatz von Glyphosat begrenzt und anschliessend verboten wird. Selbst die SBB als grosse Glyphosatkonsumentin hat beschlossen, ab 2025 auf dessen Einsatz zu verzichten und investiert in Versuche, Verfahren und Techniken.

Herbizide haben demnach sowohl im Obst- als auch im Rebbau kaum Zukunftsperspektiven. Auch das pelargonsäurehaltige Herbizid Natrel wird nichts an dieser Entwicklung ändern. Dieses Produkt dient ausschliesslich dazu, Stockausschläge abzubrennen. Die Wirksamkeit dieses natürlichen Herbizids zur unmittelbaren Bekämpfung von jungen Unkräutern ist begrenzt.

Im Moment ist kein anderes Ersatzprodukt absehbar. Auch kann die chemische Industrie derzeit keine neuen Wirkstoffe anbieten, die die gesetzlichen Anforderungen erfüllen. Selbst wenn es umweltverträgliche Moleküle gibt, so lehnt die Gesellschaft Herbizide im Allgemeinen immer stärker ab.

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